Tragischer Unfall:Massenvergiftung in München

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Ein Mann tot, 48 weitere verletzt: die tragische Bilanz einer Firmenfeier. Bei einem Ausflug zu einer Kartbahn erlitten die Angestellten offenbar eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Das Landeskriminalamt ermittelt.

Monika Maier-Albang

"Heute geschlossen" steht auf dem Schild vor dem Kart-Palast an der Hansastraße. Geschäftsführer Norbert Raible lässt am Montag nur Journalisten und Fotografen in den Kart-Palast, und die stehen zuhauf vor seiner Tür. Denn am Tag zuvor ist ein junger Mann aus Germering gestorben - und der hatte am Sonntag Vormittag im Kart-Palast an einem Autorennen teilgenommen. Danach war er nach Hause gegangen, hatte über Übelkeit und Schwindel geklagt. Einige Zeit später fand ihn sein Bruder leblos in seinem Zimmer liegend.

Eigentlich sollte der Firmen-Ausflug zur Kartbahn ein Spaß werden. Für einen Angestellten endete die Fahrt tödlich. (Foto: Foto: dpa)

Ob der Tod des 26-jährigen Mannes in direktem Zusammenhang mit seinem Aufenthalt in der Kart-Bahn steht, blieb zunächst rätselhaft. Die Leiche des Mannes wurde am Montag obduziert - allerdings konnte die Todesursache nicht eindeutig festegestellt werden. Allerdings ist ein Zusammenhang zumindest zu vermuten, denn noch weitere Besucher des Kart-Palastes klagten am Sonntag über Übelkeit und Kopfschmerzen - typische Symptome für eine Kohlenmonoxid-Vergiftung, wie Thomas Zilker, Chef der Toxikologie im Klinikum rechts der Isar erklärt.

Kart-Bahn geschlossen

Der Germeringer Notarzt, der zu dem Toten gerufen wurde, vermutete rasch einen Zusammenhang zwischen dem Tod des Mannes und seinem Besuch in der Kart-Bahn. Denn der Mann war zu jung für einen Herzschlag aus heiterem Himmel, er hatte sich aber nach der Veranstaltung unwohl gefühlt. Und auch die sechs Begleiter des Mannes, ebenfalls Germeringer, klagten über Übelkeit.

Der Arzt verständigte die Polizei, die Staatsanwaltschaft stellte gegen 18 Uhr zunächst den Betrieb an der Kart-Bahn ein und versiegelte gegen 22.30 Uhr die Anlage. Die Polizei versuchte dann, jene Besucher ausfindig zu machen, die sich am Sonntag in der Halle aufgehalten hatten.

Anhand von Listen, die dem Haftungsausschluss dienen und in die sich jeder Go-Kart-Fahrer mit Adresse und Telefonnummer eintragen muss sowie über Radiodurchsagen erreichte man 104 Personen. Etliche hatten keine Beschwerden. 48 aber kamen laut Polizei mit Verdacht auf Vergiftungserscheinungen in verschiedene Krankenhäuser.

Wie hoch die Belastung während des Betriebs tatsächlich war und ob in der Kart-Anlage, deren Autos mit Propangas betrieben werden, etwas nicht vorschriftsmäßig funktioniert hat, versucht die Polizei nun herauszufinden. Die Messungen der Feuerwehr, die am Sonntagabend hinzugerufen wurde, hat nach Angaben eines Feuerwehrsprecher zwar "erhöhte Kohlenmonoxidwerte" im Raumklima ergeben.

Auch das Blut von rund 20 Besuchern, die am Abend noch im Kart-Palast anwesend waren, wies einen erhöhten Kohlenmonoxid-Spiegel auf. Dieser sei zwar nur "leicht erhöht" gewesen, sagt ein an der Untersuchung Beteiligter, "aber doch höher, als es etwa durch Rauchen erklärbar wäre".

Entlüftungsanlage in Ordnung?

Experten der Polizei untersuchten am Montagvormittag die Entlüftungsanlage. Das Ergebnis, so Betreiber Raible: Sie arbeite ordnungsgemäß. Das Landeskriminalamt wollte sich am Montag zu der Untersuchung nicht äußern. Nach Angaben des Geschäftsführers des Kart-Palasts wird die Lüftungsanlage regelmäßig vom TÜV geprüft. Dabei habe es nie Beanstandungen gegeben. Für die Anlage, die seit elf Jahren existiert, habe man gerade erst im vergangenen Jahr neue Go-Karts mit neuester Katalysatorentechnik angeschafft. Die Betreiber haben nun den TÜV mit einem neuerlichen Gutachten beauftragt.

In den vergangenen Jahren war es auf Kart-Bahnen in Nürnberg und Landsberg zu Zwischenfällen im Zusammenhang mit Kohlenmonoxid gekommen. Im Mai 2005 musste ein Jugendlicher aus Nürnberg mit Symptomen einer Kohlenmonoxidvergiftung behandelt werden. In Landsberg am Lech war im Dezember 2004 in einer Indoor-Karthalle die Lüftung ausgefallen: 23 Menschen wurden verletzt.

Der Münchner Betreiber Raible weist allerdings darauf hin, dass die eigenen Mitarbeiter am Sonntag ebenfalls über Stunden im Kart-Palast waren - und keiner habe über Beschwerden geklagt: "Wir können uns nicht erklären, warum der Mann gestorben ist."

Eine Möglichkeit wäre, dass der Körper des 26-jährigen Germeringers aufgrund einer Vorbelastung auf das Gas extrem reagiert hat. Der Elektroniker hatte den Kart-Palast nach einer Einladung besucht, die vom Germeringer Gemeindeanzeiger an rund 100 Kunden und Geschäftspartner ergangen war. Der Anzeiger hatte die Halle angemietet, nach dem Rennen grillten die Teilnehmer noch vor dem Gebäude. Unklar ist, warum der Mann erst am Nachmittag zusammengebrochen ist. "Die haben", sagt Raible, "doch noch alle ein Gruppenbild vor dem Eingang gemacht."

© SZ vom 15.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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