Trachtler-Streit eskaliert:Redeverbot für CSU-Abgeordnete

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Der Streit der Trachtler mit der Bayerischen Staatsregierung droht zu eskalieren. In rund einem Drittel der 24 Trachtengaue im Freistaat sollen CSU-Abgeordnete bei Festen vorerst nicht mehr ans Mikrofon dürfen.

Dies bestätigte der Vorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes, Otto Dufter. Anlass für das Redeverbot ist die Streichung der seit 40 Jahren gewährten staatlichen Zuschüsse für das Gewand der gut 300 000 bayerischen Trachtler.

Sogar der Boykott des Oktoberfestes wird erwogen. Die Veranstalter "können sich ja Chinesen für den Umzug holen", sagte der Vorsitzende des Oberlandler-Gauverbandes, Franz Mayr, dem Münchner Merkur.

Bei einem Treffen aller 24 Gauvorstände in Raubling bei Rosenheim wurde neben einer Resolution samt möglichem Boykott des Wiesn-Umzuges auch ein Redeverbot für CSU-Mandatsträger erörtert. "Es bleibt jedem Gauverband freigestellt, was er macht", stellte Dufter klar, "aber ungefähr acht Gauvorstände haben erklärt, dass sie keinen Abgeordneten von der CSU mehr reden lassen."

Zu den "ganz radikalen", wie Dufter es nennt, gehört auch der Oberlandler-Gau mit Franz Mayr an der Spitze. Im Miesbacher Merkur kündigte er am Dienstag an, den CSU-Stimmkreisabgeordneten Jakob Kreidl bei Trachtenfesten vorerst nicht mehr ans Rednerpult zu lassen. "Das könnte ich unter diesen Umständen nicht ertragen", sagte Mayr der Heimatzeitung. Ähnlich wie er denken auch die Vorstände des Inngaus und des Isargaus, Walter Weinzierl und Andreas Huber.

Kreidl würde ein Redeverbot bei den Trachtlern seiner Heimat kein Problem machen. "Wenn gewünscht wird, dass ich rede, sage ich etwas, und wenn nicht, dann sage ich halt nichts", erwiderte Kreidl auf die Ankündigung Mayrs. Der Abgeordnete aus Fischbachau kündigte ein baldiges Gespräch bei Kunstminister und Parteifreund Thomas Goppel an, bei dem "eine angemessene Lösung für die Trachtler gefunden werden soll".

Kreidl, selbst Mitglied in zwei Trachtenvereinen im Landkreis Miesbach, deutete an, der Trachtenverband könne wenigstens mit einem Teil des bisherigen Zuschusses rechnen. Zum Boykottaufruf meinte er: "Ich bin zuversichtlich, dass sich die Wogen glätten."

Die Kritik der Trachtler entzündete sich an der Streichung des Zuschusses in Höhe von jährlich gut einer halben Million Euro für die festlichen Gewänder der Frauen und die Lederhosen der "Mannerleut". Pro Mitglied bedeutete dies im Durchschnitt eine Finanzspritze von 13,2 Prozent an den Kosten fürs Vereinsgewand.

Nach Angaben Dufters gaben die Angehörigen der fast 1000 Vereine allein 2003 zusammen an die 3,7 Millionen Euro für Trachtenkleidung aus. Der Zuschuss decke nicht einmal die Mehrwertsteuer. Das Kunstministerium hält es dennoch für vertretbar, auf die staatliche Förderung der Trachtenbeschaffung in Zeiten knapper öffentlicher Haushalte auch einmal zu verzichten.

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