Tödlicher Kletterunfall:Ein Fall für den Staatsanwalt

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Die Sicherung hielt nicht, als die neunjährige Sandra in einer Münchner Kletterhalle abrutschte. Beim Sturz zog sie sich tödliche Verletzungen zu - nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Claudia Wessel

Nach dem tödlichen Kletter-Unfall der neunjährigen Sandra ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung gegen den 41-Jährigen, unter dessen Aufsicht am Dienstag nach Ostern das Mädchen in der Kletterhalle "Heavens Gate" in der Grafinger Straße tödlich verunglückt ist. Das Kind war mit einer Freundin und deren Vater in der Halle gewesen. Letzterer sicherte Sandra mittels Top-Rope-Technik, die als sicherste Methode gilt: Sowohl er als auch das Kind trugen einen Klettergurt, das Seil lief über einen Ring oben an der Wand.

Als das Mädchen in 20 Metern Höhe abrutschte, hielt die Sicherung dennoch nicht. Aus 18 Metern Höhe stürzte Sandra ab und zog sich tödliche Verletzungen zu. "Wir warten noch immer auf das Gutachten", erklärte Oberstaatsanwalt Anton Winkler, Sprecher der Staatsanwaltschaft München I. Eine mögliche Variante sei, dass der 41-Jährige einen falschen Knoten gemacht hatte, um das Seil am Klettergurt zu befestigen.

Geringe Unfallzahlen

Tödliche Unfälle seien beim Klettersport eine Seltenheit, erklärten Vertreter des Deutschen Alpenvereins bei einer aus Anlass des Unfalls einberufenen Pressekonferenz in der DAV-Kletteranlage in der Thalkirchener Straße. "Wir haben sehr geringe Unfallzahlen", sagte Thomas Urban, DAV-Hauptgeschäftsführer. In den vergangenen zehn Jahren habe es in DAV-Hallen nur einen einzigen tödlichen Unfall gegeben - 2002 in Hamburg. "Doch auch da war der Grund eindeutig ein Fehler des Kletternden."

Die Verantwortung für falsche Handhabung der Sicherungen und daraus resultierende Unfälle liege nicht beim Betreiber einer Halle, betonte Urban. Zwar habe der Betreiber die "Verkehrssicherungspflicht", das heißt, er müsse die Kletteranlage und das Material in gutem Zustand halten. In der Thalkirchener Straße etwa gebe es jeden Morgen einen Sicherheitscheck, alle zwei Wochen würde jeder Haken, jeder Umlenker und jeder Griff kontrolliert. Man halte es jedoch nicht für sinnvoll, bei Eintritt in die Kletterhallen zu überprüfen, ob jemand einen Kletterschein besitze. Kletterscheine zu machen, bevor man sich alleine an die Wand wagt, werde jedoch empfohlen.

Menschliches Versagen komme jedoch nicht nur bei Anfängern vor, wie die Statistik erwiesen habe. Durch Fehler verursachte Unfälle passierten auch Profis, so Urban. Wer sich korrekt sichere, sei aber nicht gefährdet. Ein Umlenkungsring beim Top-Rope-Klettern halte etwa zwei Tonnen Gewicht aus.

© SZ vom 04.04.2008/sma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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