Thailand:Münchner Polizist ins Meer gerissen

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Bei dem verheerenden Seebeben in Asien sind vermutlich auch Touristen aus München ums Leben gekommen. Ein Polizeibeamter verschwand in Thailand vor den Augen seiner Freundin in der Flutwelle, eine Seniorin wurde auf Sri Lanka beim Durchwaten eines Flusses von den Wassermassen mitgerissen. Mehrere Maschinen mit deutschen Urlaubern aus den Katastrophen-Gebieten landeten gestern Abend am Münchner Flughafen.

Der 31 Jahre alte Polizist Christian B. hielt sich seit einer Woche mit seiner Freundin in dem thailändischen Feriengebiet Khao Lak auf. Die beiden hatten Flug und Bungalow am Strand bei Neckermann gebucht. Am Morgen des Unglückstages unternahm das Paar einen Strandspaziergang. Die Freundin, Daniela D., schilderte später einer Bekannten in München die Ereignisse telefonisch.

So habe sie nur schnell einen Fotoapparat aus der Hotelanlage holen wollen, um die "auffällige Ebbe und Flut" aufzunehmen. Als die 33-Jährige vom Hotel zum Strand zurück lief, sah sie von weitem die nahende Flutwelle und flüchtete auf eine Anhöhe in der Nähe. Ihr Freund, der am Strand wartete, gilt seither als vermisst.

Die Hotelanlage wurde komplett zerstört. Daniela D. befindet sich in einer Sammelstelle, die das örtliche Militär für Katastrophenopfer eingerichtet hat. Der vermisste B. arbeitet seit zehn Jahren bei der Münchner Polizei, zuletzt als Zivilfahnder der Inspektion 23 in Giesing. Der Thailand-Urlaub der beiden sollte zwei Wochen dauern.

Ebenfalls als vermisst gilt eine ältere Frau aus München, über deren Identität bis gestern Abend nichts Näheres bekannt wurde. Nach Augenzeugenberichten soll sie in Sri Lanka in den Fluten umgekommen sein, berichtete ein ARD-Korrespondent. Die Urlauberin soll versucht haben, einen Fluss zu durchqueren.

"Das schockt einen"

In München lebende Thailänder waren geschockt, als sie von der Zerstörung in ihrem Heimatland erfuhren. "Ich kann nachts nicht schlafen", sagt Attawanich Nonglak, die in einem Restaurant in Schwabing arbeitet. Ihre 32 Jahre alte Nichte, die auf der Insel Phuket lebte, sei ums Leben gekommen. Ihre eigenen Kinder lebten glücklicherweise in Bangkok und seien unverletzt.

Sie habe telefonischen Kontakt zu ihrem Bruder, doch seien die Leitungen in die thailändische Hauptstadt zurzeit oft belegt. Der Singhalese Anander D. Silva arbeitet am Münchner Flughafen. Er hat mit seiner Tochter in Sri Lanka telefoniert. "Meine Familie war zum Glück nicht daheim an der Küste in Aluthgama, sondern auf Pilgerfahrt im Landesinneren. Unser Haus steht wohl noch, sonst ist alles zerstört das Wasser stand drei Meter hoch."

Auch Reiseveranstalter sind erschüttert über das Ausmaß des Unglücks. Marco Schmidt von "Asien-Dreams" in der Drygalski-Allee hat die Bilder im Fernsehen mit Entsetzen verfolgt.

Etwa 800 seiner Kunden seien betroffen, vorwiegend in Thailand. Aus Phuket gebe es die Information, dass alle Kunden wohlbehalten seien. Informationen aus anderen Orten zu bekommen, sei äußerst schwierig. 200 Kunden hätten nun in dem Katastrophengebiet ihren Urlaub beginnen wollen. Diese Reisen werden storniert oder nach Bali umgebucht.

Barbara Uder-Kölbel führt die Reiseagentur "Ayurveda und Me(e)hr", die Ayurveda-Kuren in Sri Lanka vermittelt. Ihr Lebensgefährte hat sie aus Bentota angerufen und erzählt, dass die Lage südlich von Galle besonders schlimm sei. "In fünf Minuten war alles vorbei." Ein befreundeter Mönch biete nun in seinem Tempel auf einem Hügel den Fischerleuten, die alles verloren haben, Unterschlupf und Essen.

Die ersten Überlebenden der Unwetterkatastrophe trafen gestern Abend mit drei Maschinen aus Colombo, Bangkok und Male am Münchner Flughafen ein und wurden dort unter anderem von Mitarbeitern des Sozialdienstes und von einem Geistlichen empfangen. Das erste Flugzeug, das um 18.08 Uhr landete, hatte 90 Heimkehrer aus Goa, die von dem Unglück nichts mitbekommen hatten, und etwa 100 Urlauber aus Sri Lanka an Bord.

Sie wurden im abgeschirmten Sicherheits-Modul F in Empfang genommen, wo auch Nahrungsmittel und Kleidung parat lagen - viele Urlauber kamen ohne Gepäck und nur in leichter Sommerkleidung zurück.

Für die Heimkehrer ohne Pass wurde eine Sonderabfertigung eingeführt, den Angehörigen stand zur Begrüßung eine separate Halle zur Verfügung, die für die rund 80 Journalisten und 20 TV-Teams nicht zugänglich war. 90 Plätze in der Maschine der Thomas Cook-Flugtochter Condor waren frei geblieben, "weil einfach nicht genug Menschen am Flughafen waren", sagte Thomas Cook-Sprecherin Dorothea Hohn. Unverletzt blieb nach Angaben des FC Bayern Hasan Salihamidzic, der seinen Weihnachtsurlaub mit der Familie auf den Malediven verbracht hatte und gestern ebenfalls zurückkehren sollte.

Eine LTU-Maschine mit Hilfskräften flog am Abend nach Phuket zurück, um weitere Touristen abzuholen. Passagierflüge in die betroffenen Gebiete gibt es nicht, die LTU-Verbindungen nach Phuket und Colombo wurden annulliert. Nur Lufthansa- und Thai-Airways-Flüge zum Drehkreuz Bangkok starteten.

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