Tarife in anderen Städten:ÖPNV: So fährt die Welt

London, Paris, New York: Jede Stadt hat ihre eigenen Tarife - manche sind übersichtlich, andere chaotisch.

Peking

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(Foto: Fotos: AFP (2), AP (2), Getty)

Peking baute sich schon 1969 seine erste U-Bahn- Linie, aber dann war erst einmal Stillstand. Das U-Bahn-Netz der Stadt war bis vor Kurzem noch eines der billigsten, aber lange auch eines der schlechtesten der Welt. Das hat sich beides geändert: Nach rasantem Ausbau in den letzten Jahren - vor allem seit den Olympischen Spielen 2008 - sind es nun schon 18 Linien und mehr als 550 Kilometer, weltweit hat nur Shanghai ein größeres Netz. 2014 wurde dann erstmals seit vielen Jahren der Ticketpreis angehoben: von zwei Yuan pro Fahrt (umgerechnet 30 Cent) auf nunmehr drei bis sechs Yuan je nach Distanz. Monatskarten, Tageskarten, Gruppenkarten - all das gibt es nicht. Man kann lediglich wählen zwischen der Einzelfahrkarte und einer wiederaufladbaren Sammelkarte, von der dann wiederum jede einzelne Fahrt mit einem kleinen Rabatt abgezogen wird. Das ist denkbar simpel, gleichzeitig aber macht es die Sache für Vielfahrer und Sondergruppen wie Schüler oder Studenten auch ungerecht teuer. "Ich verstehe das chinesische Mädchen in München", sagt Wang Hui, eine Pekinger Lehrerin, die schon als Touristin in München war. "Das System in Deutschland, vor allem in München, ist super verwirrend. Aber ich finde es trotzdem auch menschlicher."

Kairo

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(Foto: AFP)

Das Gute am öffentlichen Nahverkehr in Kairo ist: Man kommt zu fast jeder Uhrzeit fast überall sehr billig hin. Das Schlechte: Das System ist für Ausländer, Touristen zumal, bis auf die Metro völlig undurchschaubar - das Tarifsystem ist da noch das kleinste Problem. Busse fahren zwar entlang nummerierter Linien, einen Strecken- oder Fahrplan zu besorgen, ist aber ein weitgehend hoffnungsloses Unterfangen. Auch sind die Haltestellen nicht gekennzeichnet, man erkennt sie allenfalls an einer Traube Menschen, die anfangen zu laufen, wenn der Bus kommt. Die Fahrt kostet je nach Entfernung zwischen einem und zwei Pfund, das sind 10 bis 20 Cent. Auf den Busrouten fahren zudem Minibusse, die 24 Stunden in Betrieb sind. Dazu gibt es Microbusse oder Sammeltaxis, die bestimmte Strecken fahren. Sie starten, wenn sie voll sind (heißt: wenn sich wirklich niemand mehr hineinzwängen kann), lassen die Passagiere am gewünschten Ort aussteigen und sammeln dafür weitere auf. Das ist die billigste und landestypische Art der Fortbewegung, aber nicht unbedingt die angenehmste. Die U-Bahn hat inzwischen teils klimatisierte Wagen, kostet ein Pfund und ist zuverlässig und schnell, weil sie nicht wie alle anderen Verkehrsmittel im immerwährenden Stau steckt.

Paris

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(Foto: AFP)

Die Pariser Metro ist alt, schön, schmuddelig - und preiswert: 1,80 Euro kostet der simple Fahrschein, das "Ticket t+", für Fahrten innerhalb der Hauptstadt (dazu zählen der Einfachheit halber auch alle Metro-Stationen jenseits der Stadtgrenzen). Der weiße Fahrschein ist zwei Stunden gültig und berechtigt zum wiederholten Umsteigen - in andere Metro-Linien wie auch in die RER, die Pariser S-Bahn. Schlaue Metrofahrer haben ihr Metroticket beim Umsteigen griffbereit, an großen Bahnhöfen lauern mancherorts Zwischenkontrollen. Etwas komplizierter ist das Tarif-Verhältnis zwischen Bussen und Bahnen. Beide gehören zwar zur RATP, den Pariser Verkehrsbetrieben. Aber das einfache Ticket berechtigt nicht zum Wechsel von der Straße auf die Schiene (oder umgekehrt). Hingegen ist das Umsteigen von Bus zu Bus (oder auf die Tram) mit einem "t+" erlaubt. Im Gegenzug gelten mancherorts Ausnahmen von der generellen Regel, dass jeder Fahrschein verfällt, sobald man einen Bahnhof verlässt. Im Zweifel probiert man das alte Ticket aus - und hält ein zweites, neues bereit. Erfahrene Paris-Besucher kaufen stets ein "Carnet", ein Bündel von zehn t+. Dann nämlich sinkt der Preis pro Fahrt auf 1,41 Euro. Im teuren Paris ist nichts billiger als der Nahverkehr.

New York

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(Foto: Bloomberg)

In New York gibt es kein Schwarzfahren und kein Tarif-Wirrwarr. Man kommt überhaupt nur hinab zu den Haltestellen der U-Bahn, wenn man seine Fahrkarte durch den Magnetstreifenleser zieht. "Swipe" nennen die New Yorker das. Ein Swipe öffnet die Drehkreuze zu den Gleisen und kostet 2,75 Dollar. Der Preis ist immer gleich, egal ob man zwei Stunden von der Nordspitze der Bronx bis ganz in den Süden von Brooklyn fährt oder ob man nur schnell von Midtown zum Central Park möchte. Das ist nicht nur einfach, sondern macht auch die öffentlichen Verkehrsmittel billiger für ärmere Menschen, die oft am Stadtrand wohnen und lange Strecken zur Arbeit zurücklegen müssen. Die meisten New Yorker haben eine gelbe Metrocard, auf die man am Automaten Geld laden kann. Wer Schwarzfahren will, muss über die Drehkreuze springen - das traut sich aber fast niemand, denn an den Stationen passen meist Mitarbeiter des U-Bahn-Betreibers auf und beantworten Fragen. Die meisten übrigens überraschend freundlich. Größte Herausforderung in der Stadt ist das richtige Tempo des Swipes: Die Drehkreuze öffnen sich nicht, wenn man die Metrocard zu schnell oder zu langsam durch den Leser zieht. Am fehlerfreien Swipe kann man einen New Yorker erkennen.

London

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(Foto: Getty Images)

Das Londoner Nahverkehrsnetz ist in neun Zonen unterteilt. Grundsätzlich gilt: Je mehr Zonen man durchfährt, desto teurer wird es. Touristen werden sich mit größter Wahrscheinlichkeit innerhalb der zentralen beiden Zonen bewegen, in denen ein Einheitspreis gilt. Die teuerste Variante ist es, sich für jede einzelne Fahrt ein neues Papierticket zu kaufen. Sinnvoll ist es, sich entweder eine sogenannte Oyster-Card zu besorgen, eine Prepaid-Karte, die man mit Geld auflädt und dann zum Zahlen benutzt, oder mit Funkkreditkarte zu zahlen. Die Kosten halbieren sich im Vergleich zum Einzelticket. Zudem gibt es eine tägliche Kostenbegrenzung, was heißt: Wenn man einen bestimmten Betrag für Fahrten im Londoner Netz ausgegeben hat, sind sämtliche weitere Fahrten an diesem Tag kostenlos. Diese Obergrenze variiert, je nachdem, wie viele Zonen man durchfährt. Ferner ist es möglich, sich ein Papierticket zu kaufen, das den ganzen Tag für unbegrenzt viele Fahrten gilt. Abstempeln muss man die Tickets nicht. An den Stationen gibt es Barrieren, die sich mit den Tickets oder Oyster- bzw. Funkkreditkarten öffnen lassen. Verkauft werden Tickets und Oyster Cards an Automaten in den Stationen. In jeder Station gibt es Personal, das bei Fragen erstaunlich geduldig hilft.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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