Stoibers Zukunft:"Ich will da rein!"

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Kein Amt, keine Einladung. So lautet die Regelung auf dem Nockherberg. Edmund Stoiber muss daher demnächst um seinen Platz fürchten. Jetzt lädt er sich vorsorglich schon mal selber ein.

Astrid Becker

Für Ministerpräsident Edmund Stoiber war der vergangene Mittwoch ein wunderbarer Tag: Aus der Nachricht, sein Double beim Politiker-Derblecken, Michael Lerchenberg, werde künftig in Gestalt des Bruder Barnabas auf dem Nockherberg zu sehen sein, leitete er das Recht ab, selbst dort wieder in Erscheinung zu treten.

Frei nach dem Motto: Verschwindet mein Double nicht, dann verschwinde ich auch nicht. Rein vorsorglich hat er sich daher schon mal in seiner Stellungnahme zur Neubesetzung des Fastenredners selbst zur Salvatorprobe eingeladen. Darin heißt es wortwörtlich: "Auf den Nockherberg komme ich immer gerne wieder. Auch im nächsten Jahr."

Wenn sich Stoiber da nur nicht irrt. Denn es gibt hinter den Kulissen des Veranstalters, der Paulaner-Brauerei, eherne Gesetze, wer zum Derblecken eingeladen wird. So ist die Zahl der Geladenen auf 550 beschränkt, die allesamt in Politik und Wirtschaft Ämter bekleiden müssen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Ohne Amt keine Einladung, was die Brauerei auch bestätigt.

Nun will Stoiber alle Ämter niederlegen. Also müsste sich erst einmal ein Pöstchen für Stoiber finden, das ein Erscheinen auf dem Nockherberg rechtfertigen würde. Vielleicht genügt es ja, dass Stoiber, zumindest derzeit noch, Verwaltungsratsvorsitzender des FC Bayern ist. Schließlich wird Münchens berühmter Fußballverein von Paulaner gesponsert.

Paulaner-Geschäftsführer Andreas Steinfatt reagiert auf die Frage, ob Stoiber Ehrengast auf dem Nockherberg wird, nur à la Franz Beckenbauer: "Schaun mer mal." Üblich seien Ehrengäste jedoch nicht, sagt auch er. Entgangen dürfte Steinfatt jedoch sein, dass auch der einstige Finanzminister Theo Waigel nebst Gattin Irene Epple-Waigel bereits beim Derblecken gesichtet wurde - ohne noch in irgendeiner Form ein politisches Amt zu bekleiden.

Im Sinne der Gleichbehandlung, so könnte Stoiber nun argumentieren, könnte diese Ausnahme doch auch für ihn zur Regel werden. Doch dass ihm, zumindest indirekt, ausgerechnet einer seiner ärgsten parteiinternen Feinde die Tür zum Nockherberg öffnen könnte, wird Stoiber nicht gefallen. Bleiben also nur zwei Möglichkeiten: Der FC Bayern - oder doch eine Nebenrolle im Singspiel. Michael Lerchenberg steht dafür ja nicht mehr zur Verfügung.

© SZ vom 17.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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