Tutzing:Zwiefacher im Schlosspark

Evangelische Akademie in Tutzing ist Gastgeber eines Festivals für neue Volksmusik

Gerhard Summer

TutzingWer gedacht hatte, dass Attwenger, Hubert von Goisern, Haindling, die Bierbösl Blosn, "Bluatschink" und "Extremschrammeln" den Zwiefachen längst ausgereizt und nach allen Reglen der Kunst verbogen haben, der täuscht sich offenbar. Neue Volksmusik schreibt sich jetzt mit X, hat eigene Portale im Internet und bevorzugt Orte, die stadlfrei sind oder bislang der Klassik vorbehalten waren. Die international renommierte Evangelische Akademie in Tutzing geht nun sogar unter die Volxsmusik-Gastgeber: Im September wird der altehrwürdige Schlosspark zum Schauplatz eines zweitägigen Festivals, das sich Volxklang nennt, Gruppen wie "Faltenradio" aus Wien und Hans Well mit neuer bayerischer Formation präsentiert und Schätzungen zufolge an die 700 Besucher anziehen dürfte. Am Montag stellten Akademiedirektor Udo Hahn und die Komponistin und künstlerische Leiterin des Fests, Manuela Kerer, zusammen mit dem Tutzinger Bürgermeister Stephan Wanner das Programm vor.

Herbert Pixner Projekt

Herbert Pixner Projekt Hinterhalt, Herbert Pixner Projekt, Herbert Pixner an der Steirischen Harmonika, Katrin Aschaber an der Harfe und Werner Unterlercher am Kontrabass, Foto: Manfred Neubauer

(Foto: Manfred Neubauer)

Stromlos, erdig, stark" - so werben die Akademie, der Kunstverein Kallmünz mit Sitz in Meran und die Managementfirma Lobis/Partner für das Spektakel. Der Schwerpunkt liegt auf Südtiroler Gruppen, wobei die Kontraste groß sind: hier der schwermütige Singer-Songwriter Aronne dell'Oro, da das Quintett "Opas Diandl", das schon mal zu singender Säge und Ukulele greift und einen Löffel-Groove hinlegt.

Hans Well wiederum fängt mit seinen neuen Mitstreitern Monika Drasch, vormals Frontfrau des "Bayerisch Diatonischen Jodelwahnsinns", und Michael von Mücke da an, wo er mit seiner Blosn aufgehört hatte: pure verbale Respektlosigkeit, getragen von großem musikalischem Taktgefühl. Zu den weiteren Künstlern zählen das Herbert Pixner Trio und die exzellente Gruppe "Faltenradio", die Mitglieder der Wiener Symphoniker und der Wiener Philharmoniker in ihren Reihen hat.

Festivalleiterin Kerer erklärte bei der Pressekonferenz in München, Volksmusik sei für sie das Abbild unserer Zeit: "Sie schafft es, eine Rückwärtsrolle mit einer Vorwärtsrolle zu verbinden und dabei voll und ganz im Jetzt zu stehen." Akademiedirektor Hahn betonte: "Wir betreten mit diesem Format Neuland". Gleichwohl stehe es seinem Haus gut an, sich mehr für Kunst und Kultur zu öffnen. Bislang sind im Schloss vorwiegend Kammermusiker zu Hause.

Das Programm: Auftakt am Samstag, 15. September, 20 Uhr, mit Aronne dell'Oro und Herbert Pixner Projekt. Tags darauf, 16. September, 10.30 Uhr Frühschoppen im Park mit Opas Diandl, Hans Well & Ensemble und weiteren Gruppen. 12.30 Uhr Open Space mit diversen Formationen, 14 Uhr Volxs-Nachmittag mit "Faltenradio" und anderen. Bei Regen dient ein 700-Mann-Zelt als Anti-Stadl. Karten gibt es von 1. Juli an unter Telefon 08158/251-0.

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