Tutzing:Picknick im Park

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1000 Gäste vergnügen sich auf dem Gelände der Evangelischen Akademie in Tutzing, wo sonst nur Tagungsteilnehmer Zutritt haben.

Susanna Eder

Ein Emsländer Birnen-Schokoladenkuchen, Babymaiskolben, geräucherter Lachs und eine Piccolo-Flasche Sekt - es ist ein ausgesprochen feudales Picknick, das Joachim von Hoyningen-Huene am Fronleichnamstag mit seiner Familie im Tutzinger Schlosspark genießt. "Das hat alles meine Frau gemacht", gibt er lachend zu. Er sei zwar schon einige Male zu kulturellen Veranstaltungen und Konzerten in der Evangelischen Akademie gewesen, "aber zum Picknicken waren wir noch nie hier."

Reges Treiben im Tutzinger Schlosspark: Die Evangelische Akademie hatte die Öffentlichkeit zum "Picknick im Park" eingeladen. Ein voller Erfolg, denn mehr als 1000 Gäste kamen. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Knapp eintausend Menschen nutzen an diesem sonnigen Feiertag die Gelegenheit, dass sich die schmiedeeisernen Tore des Schlosses für alle öffneten. Normalerweise dürfen nur Tagungsteilnehmer in den Park. Die öffentliche Benefizaktion "Picknick im Park" dient der bevorstehenden Sanierung der Evangelischen Christuskirche in Tutzing - insgesamt 3500 Euro kamen dabei zusammen.

Die Evangelische Akademie wirke so abgeschlossen - das bekam Akademiedirektor Udo Hahn häufig zu hören, als er vor einem Jahr die Leitung der Einrichtung übernahm. Das will Hahn nun ändern. "Wir wollen uns bewusst an die Menschen am Ort und in der Region wenden", sagt der Direktor. Aber er macht auch die Grenzen deutlich: Das Schloss, inklusive Garten, an jedem für die Allgemeinheit zu öffnen - das würde mit dem Gedanken der Bildungsarbeit einer Evangelischen Akademie nicht zusammenpassen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit sei nötig, um sich an Tagungswochenenden von der Außenwelt abgeschieden auszutauschen. "Wir sind schon so etwas wie ein Kloster", sagt Hahn. "Doch wir wollen das Schloss punktuell öffnen", sichert der Direktor zu. Im nächsten Jahr sei ein Tag der offenen Tür geplant.

Auch Anna und Antonia sind zum ersten Mal im Park der Akademie unterwegs. "Wir haben Blumen gepflückt", erzählt Antonia: "Aber nur ganz wenige." Außerdem hätte sie schon ihre Füße ins Wasser getaucht, erzählt die Vierjährige stolz. Um richtig schwimmen zu gehen, sei es ihr aber noch zu kalt, sagt sie. "Es macht sehr viel Spaß hier", stimmt auch Antonias Mutter zu. "Es ist eine wirklich schöne Stimmung hier, sehr friedlich." Seit eineinhalb Jahren wohnt sie mit ihrer Familie in Tutzing. "Ich finde es schön, dass die Evangelische Akademie jetzt viel offener ist als zuvor", sagt sie, "dass mehr Kontakt stattfindet."

Auf dem Schlossgelände herrscht eine entspannte Atmosphäre. Barfuß läuft man durch den Garten, sonnt sich auf Liegestühlen oder spielt im Schatten der Mammutbäume Karten. Während man zum Picknick den Blick auf den Starnberger See und die vorbeiziehenden Segelschiffe genießt, sorgen Bands mit Jazz, Blasmusik oder Rock für musikalische Unterhaltung. Auch die Band "Makaruli" mit Pfarrerin Ulrike Aldebert gibt ein Konzert.

Wilder Wein und Efeu ranken sich an den gelb getünchten Fassaden empor - doch auch von innen, sieht das Schloss nicht weniger herrschaftlich aus. In kurzen Führungen mit dem Akademiedirektor können die Besucher auch die verschiedenen Räumlichkeiten erkunden, in denen die Tagungen stattfinden.

Dass Hildegard Olm das Schloss von innen gesehen hat, ist schon eine Weile her, erzählt sie. Die Tutzingerin und ihr Mann begrüßen die neue Offenheit, mit der sich die Akademie präsentiert. "Es ist alles sehr schön erhalten. Es sieht immer aus wie neu", sagt Olm, "gar nicht verstaubt. Man sieht, dass die Akademie viel genutzt ist." Auch sie und ihr Mann werden nach der Führung noch durch den Park spazieren und die Sonne genießen.

© SZ vom 09.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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