Starnberger See:Internet-Kampagne gegen Gänsejagd

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Ungewöhnliche Mittel: Natur- und Tierschützer wollen den Abschuss der Vögel am Starnberger See stoppen - und setzen auf Unterstützung im Netz.

Wolfgang Prochaska

Mit ungewöhnlichen Mitteln wollen Natur- und Tierschützer den Abschuss von Gänsen am Starnberger See grundsätzlich verbieten lassen. Seit Dienstag können Internetnutzer online gegen den Abschuss der Tiere protestieren und sich in eine Unterschriftenliste eintragen. Die Starnberger Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN) hat zusammen mit dem Bayerischen Tierschutzbund diese Kampagne unter dem Motto "Stoppt das Gänseschießen am Starnberger See" gestartet und die Strategie entwickelt.

Für Badegäste ein stetes Ärgernis im Sommer: die Hinterlassenschaften der Kanadagänse am Starnberger See. Gegen ihren Abschuss laufen Natur- und Tierschützer nun Sturm. (Foto: WOR)

Nun sollen Internetnutzer Druck auf Landratsamt und Gemeinden machen, die das Töten der Gänse bewilligen können. Auch der hippe Kurzmitteilungsdienst Twitter ist miteinbezogen, um der Aktion "mehr Resonanz und Schlagkraft" zu geben, wie der BN-Kreisvorsitzende Günter Schorn kürzlich vor Start der Aktion meinte.

Los ging es aber noch ganz klassisch. Auf dem Tutzinger Wochenmarkt wurde im Mai eine Unterschriftenliste ausgelegt, in der sich Bürger eintragen konnten. Immerhin kamen nach Angaben des BN bereits bei dieser Aktion 400 Unterschriften zusammen. Von der Internet-Gemeinde versprechen sich die Natur- und Tierschützer freilich noch viel mehr Resonanz. Dass die Aktion, die eher ein örtliches Problem behandelt, solche Dimensionen annehmen konnte, hängt auch mit der neuen Präsidentin des Bayerischen Tierschutzbundes zusammen. Es ist Nicole Brühl, die Tochter der verstorbenen Filmschauspielerin Heidi Brühl. Nicole Brühl wohnt mit ihrer Familie in Starnberg. Sie hat im vergangenen Jahr das Gänse-Problem mitbekommen.

Auslöser war die Gänsejagd am Tutzinger Seeufer gewesen, die im vergangenen Sommer Badegäste hellauf entsetzt hatte. Nach den Schilderungen von Zeugen hatten Jäger am Sonntagmorgen im Badegelände auf die Tiere geschossen, obwohl schon Besucher anwesend waren. Die Sache löste einen heftigen Streit zwischen Jägern und Naturschützern über die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens aus. BN-Kreisvorsitzender Günter Schorn, der auch in Tutzing wohnt, kritisierte Jäger und Behörden heftig.

Zwar lehnt der Bund Naturschutz im Gegensatz zu den Tierschützern die Jagd nicht grundsätzlich ab, fordert aber für den Starnberger See andere Methoden. Unter dem Stichwort "Vogelmanagementplan" will er Mensch und Vogel den Lebensraum geben, den beide brauchen. Dafür wird auch im Internet geworben.

Der Managementplan sieht zuerst mal eine Zählung der Tiere vor, um einen Überblick zu erhalten, ob es zu viele Wasservögel sind. Dann sollen Gebiete ausgewiesen werden, die für die Gänse vorbehalten bleiben. So die Theorie. Dass die Parkanlagen frei bleiben müssen, ist den Naturschützern auch klar. Einen kleinen Triumph gibt es schon: Der Tutzinger Bürgermeister Stephan Wanner lädt am 7. Juli zum Gespräch ein.

© SZ vom 16.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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