Starnberg:Schwerer als die Polizei erlaubt

Lesezeit: 2 min

Transport der "Seeshaupt" verzögert sich weiter - Tieflader wird nachgerüstet, und eine neue Genehmigung dauert.

Christiane Bracht und Christian Deussing

Der Transport der beiden mächtigen Rumpfteile der neuen MS Seeshaupt verzögert sich noch länger als gedacht. Am Dienstag hieß es, die beiden Tieflader würden 24 Stunden später starten, doch nun wird sich die Überführung des Schiffs vom Hafen Wörth nach Starnberg voraussichtlich um mehr als eine Woche verschieben. Grund: Die Polizei kontrollierte die beiden Tieflader und stellte fest, dass sie deutlich schwerer sind, als in den Papieren angegeben. Inklusive Ladung sollte der Transporter 155 Tonnen wiegen, tatsächlich brachte er zwölf Tonnen mehr auf die Waage. "Die Abweichung lag weit außerhalb des Toleranzbereichs", erklärt auch Anton Wocken, der Geschäftsführer der gleichnamigen Spedition auf Nachfrage der SZ. Die Werft habe falsche Zahlen übermittelt.

Der Transport der beiden mächtigen Rumpfteile der neuen MS Seeshaupt verzögert sich noch länger als gedacht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Daraufhin stoppten die Beamten die Aktion. Das Gewicht auf den zwölf Achsen jedes Lasters wäre zu groß gewesen und damit die Gefahr, dass eine von ihnen unterwegs brechen könnte. Deshalb muss die Spedition nun für jedes Fahrzeug drei weitere Achsen einbauen, um so die Last gleichmäßiger zu verteilen. Es wäre der "Supergau", wenn ein derartiger Schwertransporter auf der Autobahn liegen bliebe, sagte Herwig Rapp von der Polizeiinspektion Wörth der SZ. Die Beamten bemängelten aber nicht nur das hohe Gewicht, sondern auch, dass dickwandige Stahlbleche eingeknickt waren, die Ladung also nicht ausreichend gesichert war. Sie verlangen nun zusätzlich Träger, um die Statik zu verbessern.

Die relativ lange Verzögerung liegt jedoch nicht daran, dass die Achsen eingebaut werden müssen, sondern dass eine neue Transportgenehmigung nötig ist. Denn die alte wurde laut Wocken für eine geringere Gewichtsklasse ausgestellt und gilt deshalb nicht. Er rechnet damit, dass erst Mitte oder Ende nächster Woche die nötigen Bescheide für den Transport da sind. Denn der Weg für das Schiff muss von Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz frei gemacht werden. Das kann dauern. Erst wenn die entsprechenden Genehmigungen da sind, will Wocken mit dem Umbau der Fahrzeuge beginnen und die Ladung noch einmal fest verzurren. Ein neuer Prüfungstermin ist für Montag, 26. März, geplant, sagt Polizist Rapp. Sollte die Abnahme dann erfolgreich sein, könnte die Seeshaupt gegen 22 Uhr starten. Die Fahrt dauert dann aber deutlich länger, weil die Laster langsamer fahren müssen. Die gesamte Route muss neu geplant und die Verkehrsschilder und Ampeln vorübergehend wieder aufgestellt werden. Das ärgert vor allem den Starnberger Polizeivizechef Andreas Ruch.

Dagegen ist der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, Walter Stürzl, relativ entspannt. Die Verzögerung werfe den Zeitplan nicht nennenswert durcheinander, sagt er. Die Taufe soll trotz allem wie geplant am 13. Juli sein. Gelassen ist er auch deshalb, weil er die Kosten nicht tragen muss. "Wir haben 'freischwimmend übergeben' bestellt", betont er. Die Lux-Werft, die das Schiff gebaut hat, wollte sich gestern nicht äußern. Der dritte Konvoi mit drei Tiefladern, auf denen der Schiffsaufbau geliefert wird, startet erst, wenn der Rumpf auf der Helling in Starnberg ist. Andernfalls haben die Laster nicht genügend Rangierfreiheit auf dem Schifffahrtsgelände, erklärt Stürzl.

© SZ vom 15.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: