Starnberg:Arbeiterwohlfahrt schließt Beratungsstelle

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Weil Spenden ausbleiben, muss die Hilfsorganisation ihr Kontaktbüro in Starnberg aufgeben.

Sabine Bader

Guter Rat ist normalerweise teuer. Bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) gab es ihn bis vor wenigen Tagen kostenlos. Doch jetzt hat der Kreisverband seine Beratungsstelle schließen müssen. Es fehlt schlicht das Geld, um den HalbtagsArbeitsplatz zu finanzieren. Der Grund: Der Verband lebt ausschließlich von den Beiträgen der 290 Mitglieder (jeweils rund 900 Euro pro Jahr) und von Spenden. Und letztere fließen äußerst spärlich. "Das Spendenaufkommen ist sehr mau", drückt es der Kreisvorsitzende Herbert Sladek aus. Und er hat auch ein anschauliches Beispiel parat: 40 Spendenaufrufe hatte er im vergangenen Spätherbst an Banken, Firmen und Geschäftsleute aus der Umgebung verschickt. Lediglich ein einziger Unternehmer reagierte und überwies Geld: 100 Euro. Ein enttäuschendes Ergebnis. Wir haben uns darauf verlassen, dass unsere Arbeit, bei der wir unbürokratische Hilfe leisten, von der Öffentlichkeit durch Geldspenden mehr gewürdigt und unterstützt wird", sagt Sladek. Doch das sei nicht der Fall. Dabei hat Sladek den Verband in den bald fünf Jahren, in denen er jetzt an dessen Spitze steht, ziemlich in Schwung gebracht. Die AWO, einst ein etwas verschlafenes Häufchen Wohlmeinender, erfüllt heute wichtige Aufgaben im Fünfseenland. In ihren Räumen in der Alten Oberschule in Starnberg werden beispielsweise mittags Schulkinder betreut, und die AWO finanzierte bisher das Essen für diejenigen, die aus bedürftigen Familien stammen. Auch stellt der Verband seine Räume dem Sozialpsychiatrischen Dienst, einer therapeutischen Malgruppe, den "Foto-Wilden", die gemeinsam mit Behinderten fotografieren, und dem Seniorenclub kostenlos zur Verfügung. Hinzu kommen diverse Einzelfallhilfen - etwa wenn ein Mittelloser seine Stromrechnung nicht bezahlen kann. Doch das "Herzstück des Verbands" war für Sladek eindeutig das vor zehn Monaten gegründete Kontaktbüro. Und von Anfang an kamen die Leute mit ihren großen und kleinen Sorgen des täglichen Lebens: Der eine traute sich den Behördengang nicht alleine zu, der andere hatte Angst vor einem Arztbesuch, und der Dritte kam mit privaten oder finanziellen Sorgen. Rat in allen Lebenslagen, das war die Devise von Ralf Klamann, dem Leiter des Kontaktbüros. Seit 1. Februar ist er wieder arbeitslos, weil der Verband die 16 000 Euro jährliches Gehalt für ihn nicht mehr aufbringen kann. Insgesamt wären pro Jahr wohl 25 000 Euro nötig, um den Fortbestand des Kontaktbüros zu sichern. Auf die finanzielle Unterstützung des AWO-Bezirksverbands Oberbayern konnten die Starnberger dabei bisher nicht zählen. In der Zentrale in München hält man sich vornehm zurück, wenngleich die Beratungsarbeit in Starnberg laut Klamann ausdrücklich gelobt wird. Trotzdem hat Sladek die Hoffnung auf eine Finanzspritze nicht aufgegeben. Derweil bemühen sich er und seine Ehrenamtlichen selbst darum, die Kasse ein wenig aufzubessern - etwa durch einen AWO-Stand auf dem Christkindlmarkt oder durch einen Flohmarkt. Doch das Geld reicht hinten und vorne nicht. Klamann glaubt: "Schon die nächste Telefonrechnung könnte zum Problem werden."

Ralf Klamann muss das Kontaktbüro der AWO dichtmachen. Foto: oh (Foto: N/A)
© SZ vom 22.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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