Krailling:Stammgäste wollen das Schabernack retten

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Mit einer Unterschriftensammlung und Protestaktionen kämpfen Würmtaler um ihr Lieblingslokal. Bürgermeisterin Borst kündigt eine Gesprächsrunde im Rathaus an.

Von Michael Berzl

Die Nachricht, dass die Musikkneipe Schabernack im August schließt und danach abgerissen werden soll, hat eine Protestwelle ausgelöst. Jetzt kursieren Unterschriftenlisten, T-Shirts werden verkauft, an dem Gebäude an der Margaretenstraße soll ein Transparent angebracht werden, und beim Faschingszug am Sonntag war eine Abordnung dabei. Bürgermeisterin Christine Borst lädt zu einem Gespräch ins Rathaus ein, an dem auch der Eigentümer des Hauses sowie der bisherige Wirt Klaus Paulus, Stammgäste und Kommunalpolitiker teilnehmen sollen. Das hat sie am Freitagabend bei einem Treffen in der Gaststätte zugesichert. Fast hundert Gäste sind gekommen, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, dass ihr Lieblingslokal erhalten bleiben soll, und haben so den Besuch der Bürgermeisterin zu einer Protestversammlung umfunktioniert.

Auch beim Faschingszug sind die Freunde des Schabernack dabei, um sich für die Rettung ihrer Lieblingskneipe einzusetzen. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

In dem gedrängt vollen Raum hat die Bürgermeisterin zum ersten Mal aus erster Hand erfahren, wie sehr viele Würmtaler an ihrem Schabernack hängen. Oft sehr emotional, zum Teil rührend, zugleich aber ruhig und konstruktiv verlief der Gedankenaustausch. "Es ist so schön hier, das gibt es nirgends sonst. Wir sind hier wie eine Familie. Das wäre so traurig, wenn das vorbei wäre", sagte zum Beispiel die Bedienung Bianca Schweiger. "Hier hat sich eine Gemeinschaft entwickelt, wir halten alle zusammen", schwärmte Sven Künzele, der über dem Lokal wohnt. So und ähnlich klingen viele Schabernack-Freunde. Von einem einmaligen Treffpunkt für junge und alte Leute ist da die Rede, von einem "Lebensgefühl", von einem "Juwel in der Gemeinde". Das hat offenbar auch die Bürgermeisterin beeindruckt. "Ich wusste gar nicht, was da an Leidenschaft rüberkommt für dieses Lokal", sagte Borst, die selbst kurzfristig zu dem Ortstermin eingeladen hatte. Via Facebook bedankte sie sich noch in der Nacht bei allen, die zu der "sehr interessanten Diskussion beigetragen haben". Und sie schreibt: "Wie versprochen, werden wir gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden, die zu Krailling passt".

Die Suche nach Lösungen hat schon am Freitag begonnen. Bauamtsleiter Helmut Mayer machte den Vorschlag, das im Kern mehr als 200 Jahr Haus in ein Sanierungsgebiet aufzunehmen und so Fördermittel zu bekommen. Mehrfach war die Rede davon, den Eigentümer Gottfried Hansjakob zum Umdenken zu bewegen. Ein anderer Vorschlag lautete, die Gemeinde solle die Immobilie kaufen. Doch das will Hansjakob nicht, sagte Borst, die lange mit ihm telefoniert hatte. Mit Hilfe des Denkmalschutzes wird sich ein Abriss wohl nicht verhindern lassen. Der Architekt Uli Hartmann berichtete, auf seine Veranlassung sei das Gebäude vor 20 Jahren überprüft und nicht für schützenswert befunden worden. "Ich nehme nicht an, dass die Behörde heute anders entscheidet", sagte er.

Dass der Eigentümer das Haus abreißen lassen will, weil ihm eine Sanierung zu teuer erscheint, ist seit einer Woche bekannt. Seither formiert sich der Protest. Die "Schabernack-Rettungssitzung", wie die Teilnehmer das Gespräch am Freitag selbst in einem Rundbrief nennen, war dabei erst der Auftakt. Die Bürgersprechstunde am Dienstag nach den Faschingsferien wollen sie nutzen, um ihr Anliegen ein weiteres Mal öffentlichkeitswirksam publik zu machen. Am kommenden Donnerstag gibt es wieder ein Treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Eine eigens eingerichtetete Facebook-Gruppe hat schon fast 600 Mitglieder.

Unterdessen springen im Wahlkampf auch Kommunalpolitiker auf den fahrenden Zug auf. "Das Schabernack ist eine Institution in Krailling. Es muss erhalten bleiben", fordert die SPD-Landratskandidatin Julia Ney aus Gauting, die am vergangenen Wochenende selbst beim Unterschriften sammeln geholfen hat. Viele andere Kommunen im Landkreis versuchen nach ihren Worten verzweifelt, einen Treffpunkt aufzubauen, an dem sich Jugendliche ungezwungen treffen können und auch Ältere gerne hingehen. Landrat Karl Roth (CSU), der am Wochenende an einem Infostand in Krailling war, sagte: "Das wäre ein großer Verlust für die Kulturszene in der Region. Das würde ich bedauern". Er will das Lokal nun vielleicht bei einem Konzert selbst besuchen.

© SZ vom 03.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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