Krailling:Abschied vom Schabernack

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Der Wirt Klaus Paulus gibt in einem Jahr "schweren Herzens" die Musikkneipe auf. Der Gastronom führt private und gesundheitliche Gründe an.

Michael Berzl

Es gibt Stammgäste, die spaßeshalber zusammengerechnet haben, wie viel Geld sie schon im Schabernack gelassen haben. Und solche, die an einem geselligen Abend grob überschlagen haben, ob sie für das Kapital, das im Lauf der Jahre in Weißbiere geflossen ist, das Musiklokal nicht gleich hätten übernehmen können. Jetzt gäbe es die Gelegenheit. Zu kaufen ist die Kraillinger Kneipe zwar nicht, aber immerhin zu pachten, denn der langjährige Wirt Klaus Paulus hört in einem Jahr auf.

 Klaus Paulus ist von Beginn an im Schabernack dabei. Nun hört er als Wirt auf. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Zum August 2014 will er sein "Wirtsdasein" beenden; aus privaten und gesundheitlichen Gründen und "schweren Herzens", wie der 54-Jährige in einer Pressemitteilung betont. Seine Mitarbeiter hat er bereits über seine Entscheidung informiert. Paulus war seit der Eröffnung 1983 dabei, zuerst als Aushilfe, später als Geschäftsführer; 1998 hat er dann als Pächter das Lokal von seinem Vorgänger Karl-Heinz Sporer übernommen.

Die Entscheidung aufzuhören ist ihm nicht leicht gefallen. Das wird wohl auch an der familiären Atmosphäre in dieser Gaststätte liegen, mit Stammgästen, die ihrer Kneipe über Jahrzehnte hinweg treu geblieben sind. Zwei 50-Jährige, die dort kürzlich gemeinsam Geburtstag gefeiert haben, hatten eine Generation vorher schon ihre Bundeswehrzeit an den Holztischen aufgearbeitet. Wer nach langer Zeit wieder dort einkehrt, stellt zufrieden fest, dass sich nichts geändert hat; die Dekoration nicht, die Musik nicht, selbst die Auswahl auf der Speisekarte nicht, nur die einst von viel zu viel Tabakrauch gebeizte Farbe der Wände und Decken ist noch etwas dunkler geworden. Für manchen ist der Gastraum ein zweites Wohnzimmer. "Freunde und Gäste" nennt Paulus daher in seiner Mitteilung des Abschieds in einem Atemzug. Es dürfte wenige Gaststätten geben, deren Namen es auch als Tätigkeit gibt: das Schabieren.

Zugleich hat das Schabernack zumindest im Würmtal eine große Bedeutung als Veranstaltungsort. In den vergangenen 30 Jahren sind dort laut Paulus rund 100 regionale und internationale Künstler aufgetreten: darunter der Schlagzeuger Billy Cobham und Stefan Stoppok, die bayerische Folkrock-Gruppe Irxn und Ludwig Seuß von der Spider Murphy Gang, Nick Woodland und die Voodoo-Gang; auch der Radioveteran Ado Schlier und BR-Moderator Christoph Süß waren da. Auch Paulus, der selbst Musiker ist, steht gelegentlich auf der Bühne. Im künstlerischen Bereich würde er sich künftig gerne mehr engagieren, wenn er sich nicht mehr um die Gastronomie kümmern muss.

Eigentümer des Gebäudes an der Margaretenstraße ist der Münchner Landschaftsarchitekt Gottfried Hansjakob, der das Haus 2002 der Brauerei Hacker-Pschorr abgekauft hatte. Für ihn ist es weniger ein Renditeobjekt als eine Liebhaberei. Er habe "großes Interesse daran bekundet, das altehrwürdige Haus und das Lokal zu erhalten", teilt Paulus mit. Das Gebäude hat eine lange Geschichte. Etwa 1780 als Bauernhof errichtet, wurde es 1892 zum Gasthaus; zuletzt unter dem Namen "Bernrieder Hof", ehe Karl-Heinz Sporer im April 1983 daraus das "Schabernack" machte. Vergleichbares gab es damals im Würmtal nicht, entsprechend war die Resonanz. Mittlerweile ist es ruhiger geworden im Schabernack. Es gibt Abende, da verirrt sich kaum ein Gast in das Lokal. In dem idyllischen Biergarten mit großen Kastanien, der wie in einem Innenhof hinter dem Haus liegt, ist auch an lauen Sommerabenden immer noch ein Tisch frei.

Trotzdem gebe es einige Interessenten, die überlegen, den Betrieb zu übernehmen, berichtet Paulus. Konkrete Gespräche gebe es aber noch nicht. Seinen bevorstehenden Abschied habe er auch deshalb so frühzeitig angekündigt, damit Interessenten in Ruhe überlegen und planen können. "Ein Nachfolger bekäme meine ganze Unterstützung, wenn sie gewünscht ist", betont Paulus. Sein Herz hängt eben an dem Lokal. "Zur Gaudi würde ich mich vielleicht auch mal wieder an den Zapfhahn stellen". Wie vor 30 Jahren.

© SZ vom 10.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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