Gauting:"Papa, wo ist Mami?"

Lesezeit: 2 min

Mirjam Schobel und Clara Hellmich, zwei Gautinger Gymnasiastinnen, haben mit ihrer Geschichte das Publikum begeistert und den zweiten Literatur-Wettbewerb gewonnen

Blanche Mamer

GautingEine Wiederholung des Erfolgs des ersten Gautinger Literatur-Wettbewerbes wäre toll gewesen. 60 Beiträge waren 2011 beim Wettbewerb "Gauting liegt am Meer" eingereicht worden, doch in diesem Jahr, bei der zweiten Ausschreibung waren es nur 15. Ob es das schwierige Jahresmotto "Utopie" war oder das Thema "Morgen Gauting...!", das den Unterschied ausmachte? "Wir wissen es nicht", sagte Werner Gruban, der für die Sparte Literatur im Theaterforum verantwortlich ist. Er klang ein wenig traurig.

Den Gautinger Literaturwettbewerb gewonnen: Mirjam Schobel (links) und Clara Hellmich. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Und doch, die Preisverleihung war ein Riesenerfolg: Gewonnen haben nämlich zwei Jugendliche, die Freundinnen Mirjam Schobel (13) und Clara Hellmich (14), Schülerinnen der 8b des Gautinger Gymnasiums. Prämiert wurde ihre traurig-schöne Fantasy-Familiengeschichte, die vom ersten Satz an neugierig machte, gut geschrieben und genau beobachtet.

"Das Große im Kleinen zu erzählen, das ist dem Autor hervorragend gelungen", sagte Tanja Weber, die Preisträgerin des Wettbewerbs 2011, in ihrer Laudatio. Da die Texte anonymisiert waren, wuchs die Spannung bei den knapp 40 Zuhörern in der Bar Rosso. "Niemand kennt den Gewinner", ließ Gruban die Erwartung noch weiter steigen. Endlich war die Einführung vorbei, der richtige Umschlag geöffnet, die Namen vorgelesen. Und die Überraschung gelungen. "Das habt ihr toll gemacht", fand Tanja Weber. Allerdings gebe es nur eine einzige Trophäe, die kleine Figur von Rosemarie Zacher müssten sie sich wohl abwechselnd mit nach Hause nehmen.

"Papa, wo ist Mami?" begann Esther Kuhn zu lesen. Eine Vierjährige fordert Auskunft von ihrem Vater. "Der Schmerz saß so tief", geht die Geschichte weiter. Der Vater Will ist traurig, einsam, ohne wirkliche Hoffnung. Er denkt an die ständige Bedrohung der Erde, die Umweltkatastrophen, den Atomkrieg, das Schmelzen der Gletscher ... und an die Lösung. Ein Professor aus Gauting hat einen Weg und ein Verfahren gefunden, der zerstörten Erde zu entfliehen. Allerdings sollen, wie in Noahs Arche, nur einige wenige auserwählt sein. Und dann erfährt man, dass es um einen Flug zum Mars geht, dass nur 4000 Menschen in dem Raumschiff Platz haben, um auf dem roten Planeten in einem Ort, der Gauting nachgebaut ist, weiter zu leben und damit eine zweite Chance zu bekommen. Also wo ist Celia, die Mutter? Ivy, das kleine Mädchen, versteht nicht, warum sie nicht mitgekommen ist. Und dem Vater gelingt es nicht, ihr das richtig zu erklären. Fünf Jahre später wird das Raumschiff "Hope 1" zur Erde zurückkehren, während auf dem besiedelten Mars eine neue Schmetterlingsart entstanden ist. Das Leben geht weiter.

Wie haben die beiden das gemacht? Wer hatte die Idee? Wer hat das Thema gewählt? "Wir haben uns erst mal überlegt, was uns betrifft. Das ist die Umweltverschmutzung. Dann der Umgang mit der Erde, die drohenden Katastrophen, aber auch die Hoffnung, die immer noch da ist", sagt Mirjam. "Wir haben uns ausgemalt, wie die Zukunft aussehen könnte und haben unsere Phantasie spielen lassen", erklärt Clara. Sie hätten alles besprochen und dann gemeinsam geschrieben. Die Namen waren ihnen wichtig, erklärt Clara. Ivy heißt Efeu und ist eine starke Pflanze, die sich ihren Weg sucht und immer findet. Auch Will, der Name des Vaters, sei mit Hoffnung besetzt.

Beide sind eingeschworene Leseratten, sagt der Vater von Mirjam. Jeden dritten Tag ein neues Buch, das sei normal bei seiner Tochter. Ihre letzte Lektüre heißt "Gelöscht". Und, wie oft bei Vielleserinnen, ist ihr der Name der Autorin - Teri Terry- entfallen. Claras Lieblingsautor ist Dan Brown. Ganz klar, sie hat alles von ihm gelesen. Schreiben als Berufswunsch ist jedoch kein Thema.

"Sie haben etwas wunderbares erreicht. Sie haben die Jugend ins Bosco geholt", lobt später die Gautinger Künstlerin Susanne Forster von den Puppet Players. Das hört Werner Gruban gern.

© SZ vom 17.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: