Feldafing:Einigung im Klinikstreit

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Die Feldafinger Gemeinderäte genehmigen einstimmig mehr Personalwohnungen beim Neubau des Benedictus-Krankenhauses. Ein Kompromiss, der vielen nicht leicht gefallen ist.

Von Otto Fritscher, Feldafing

Bauchschmerzen. Das war das am häufigsten verwendete Wort in der Sondersitzung des Gemeinderats am Montagabend in der Debatte über einen Kompromiss im Feldafinger Klinikstreit. Die eine Seite, etwa FDP-Vertreterin Sigrid Friedl-Lausenmeyer, hatte Bauchweh, weil sie und die Gemeinderäte der Bürgergruppe bei den Gesprächen, die CSU, Grüne und AUF mit der Klinik-Leitung geführt hatten, übergangen worden waren. Sie dankte dafür den Vertretern des Bürgerbegehrens, die sich für mehr Personalwohnungen starkgemacht hatten.

Tom Schuierer (AUF) indes hatte Bauchschmerzen, weil es ein großer Fehler sei, "dass der Gemeinderat keine Planung für das gesamte Kasernenareal gemacht hat, sondern die Klinikfläche herausgeschnitten hat". Dessen Bebauung dürfe keinesfalls ein Präzedenzfall für die restlichen 30 Hektar werden. Er dankte Anton Maier (Grüne) und Ute Eiling-Hütig (CSU), "dass ihr das Heft in die Hand genommen habt".

Ähnliche Befürchtungen wie Schuierer hegte Toni Maier. "Wenn Feldafing, auf die Fläche von Gilching bezogen, 7000 neue Einwohner bekommt, wird unser Ort so scheußlich wie Gilching. Dann ziehe ich weg", sagt Maier. Was Bürgermeister Bernhard Sontheim mit dem Hinweis "Dann kannst ja nach Gilching ziehen" quittierte.

"Ich bin froh, dass es einen Kompromiss gibt."

Gar nicht äußerte sich CSU-Vertreterin Ute Eiling-Hütig, die als Wortführerin einen vermeintlichen "Kompromiss" mit der Klinik-Leitung ausgehandelt und dies in einer Pressekonferenz verkündet hatte. Auf Nachfrage der SZ sagte sie: "Ich bin froh, dass es einen Kompromiss gibt."

Bürgermeister Sontheim bezeichnete den Beschlussvorschlag als "Lösung, mit der alle hier leben können". Im Detail sieht das so aus: Artemed darf nun auf 3600 Quadratmetern Geschossfläche Personalwohnungen bauen, was laut Artemed knapp 50 Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen ermöglicht. Bisher hatte die Gemeinderatsmehrheit aus CSU, Grünen und AUF nur knapp 3000 Quadratmeter zugestanden. Gleichwohl bleibt die Geschossflächenzahl (GFZ), die die Dichte der Bebauung auf einem Grundstück beschreibt, mit 0,32 vergleichsweise niedrig.

Das war vor allem der CSU wichtig. Die Lösung erinnert indes an einen Taschenspieler-Trick: Das angrenzende Areal des Thomas-Mann-Museums, das Villino, das bisher als "Sonderfläche Museum" ausgewiesen war, wird dem "Sondergebiet Klinik" zugeschlagen - und somit flugs die Berechnungsgrundlage vergrößert. So führt auch eine etwas dichtere Bebauung noch zu einer niedrigeren GFZ.

Einvernehmliche Lösung

Bevor es zu dieser einvernehmlichen Lösung kam, waren noch intensive Gesprächsrunden zusammengekommen. Denn es war ein Montag, wie man ihn in der Feldafinger Kommunalpolitik nicht oft erlebt. Um elf Uhr hatten sich Bürgermeister und Vertreter der Fraktionen zu einer internen Gesprächsrunde mit den Initiatoren des Bürgerbegehrens getroffen.

Da war noch nicht klar, ob am Abend wirklich ein einstimmiger Beschluss erzielt werden könnte. Unmut hatte ausgelöst, dass zwei Vertreter die kleine Runde schon nach einer Stunde verlassen hatten. Dann kamen die Gemeinderäte vor der öffentlichen Beratung zu einer nichtöffentlichen Sitzung zusammen. Offenbar waren sie zuvor von den Fraktionsvorsitzenden auf den Kompromiss eingeschworen worden.

Die Einmütigkeit hielt dann auch bei der Abstimmung. Der Gemeinderat übernimmt quasi die Ziele des Bürgerbegehrens, in dem "ausreichender Wohnraum" für das Klinikpersonal gefordert worden war. Im Gemeinderatsbeschluss wird dies nun auf 3600 Quadratmeter konkretisiert.

© SZ vom 25.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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