Stadtbegehung:Auf den Spuren von Lola Montez

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Die aufregendste Tänzerin des 19. Jahrhunderts verdrehte vor über 150 Jahren König Ludwig I. den Kopf. Dabei lebte sie zwei Jahre in München. Ein historischer Spaziergang erinnerte an die Stätten ihres schaurig-schönen Wirkens.

Nur zwei Jahre lang lebte Lola Montez im 19. Jahrhundert in München. Ludwig I. König von Bayern verfiel ihr, was in der Stadt für erhebliche Unruhe sorgte.

Lola Montez kommt 1821 als Elizabeth Rosanna Gilbert in einem irischen Dorf zur Welt. Als Kind lebt die Tochter des englischen Offiziers Edward Gilbert in Großbritannien, Indien und Schottland. Sie heiratet, lässt sich scheiden und nimmt Tanzunterricht in Spanien.

Für ihre Tournee leiht sie sich kurzerhand den Nachnamen des damals berühmtesten Stierkämpfer Francisco Montes und tingelt als die spanische Tänzerin Lola Montez durch Europa. Überall, wo sie Station macht, provoziert sie Skandale. In Paris stirbt einer ihrer Liebhaber in einem Duell, in Bonn verwüstet sie ein Hotelzimmer, in das sie der Komponist Franz Liszt eingesperrt hatte, als er nach einer Affäre genug von ihr hat.

Erste Station: das Hoftheater

Lola landet in München. Nachdem das Hoftheater sie ablehnt, bedrängt sie Ludwig I., sie auf die Bühne zu lassen. Von diesem ersten Zusammentreffen ist folgende Anekdote bekannt: Ob ihre Rundungen alle echt seien, möchte der Monarch von der schönen 23-Jährigen wissen. Daraufhin schneidet sich Lola mit einem Dolch die Bluse auf und präsentiert ihre Brüste. Ludwig ist Feuer und Flamme für sie und die Affäre nimmt ihren Lauf.

Über den Auftritt am Hoftheater, den Lola auf Ludwigs Befehl bekommt, schreibt eine Theaterbesucherin: "Sie blitzte mit ihren wunderbaren Augen und verbeugte sich wie eine Grazie vor dem König, der in seiner Loge saß. Solange sie tanzte, fesselte sie alle Zuschauer, die Blicke hafteten an ihren geschmeidigen Körperwendungen, an ihrer Mimik, die oft von glühendster Leidenschaft in die anmutigste Schalkhaftigkeit überging".

In München ist schnell bekannt, dass Lola Montez keine Spanierin ist. Nur ihr glühender Verehrer hält unbeirrt an einem Wunschbild fest, und nennt die Angebetete in seinen Briefen "Muy querida Lolitta". Lolas Antworten sind eher kühl und als der König sie zur Gräfin von Landsfeld ernennt, beschwert sich, dass er ihren neuen Adelstitel nicht in den Amtblättern veröffentlich wird: "Du hast mich gedemütigt wie kein anderer".

Die Münchner Bevölkerung ist von den Liebeleien des Königs nicht begeistert, zumal der seiner Muse wertvolle Geschenke mit Geld aus der Staatskasse macht. So bekommt Lola von ihm ein Stadtpalais in der Barer Straße im Wert 16.000 Gulden. Nach vier Monaten verleiht Ludwig ihr die Bayerische Staatsbürgerschaft, nachdem der Staatsrat ihre Anträge zwei Mal abgelehnt hatte.

Im Zentrum der Macht: die Residenz

Ihre politischen Intrigen spinnt Lola in der Residenz, wo sie sich oft aufhält. Auf ihr Einwirken hin versetzt Ludwig den Münchner Polizeidirekor und enlässt zwei Kabinette hintereinander - sie hatten sich gegen Lolas Einbürgerung ausgesprochen.

1848 hat sich der Hass gegen Lola Montez in der Stadt so gesteigert, dass es zu einer Messerstecherei zwischen Studenten kommt. Die Lola-Unterstützer verstecken sich in "Rottmann's Kneipe" gegenüber der heutigen Ludwig-Statue. Mit Pistole und Dolch bewaffnet kommt Montez aus der Barer Straße, wird von der aufgebrachten Menge abgedrängt und sucht in der Theatinerkirche Schutz.

Auf Wunsch Ludwigs flieht Lola noch am gleichen Tag nach Großhesselohe, danach in die Schweiz und wandert schließlich nach Amerika aus.

Seitdem ward sie in München nicht mehr gesehen - bis zum 5. August 2003. An diesem Tag wird sie nach München zurückkehren und ihre Geschichte noch einmal auf der Bühne des Deutschen Theaters erzählen.

Bei einem Spaziergang entlang der Ludwigstraße von der Staatsoper bis zur Universität konnte man sowohl die historischen Orte und die Lola-Darstellerin des Musicals, Christin Mollnar, im Kostüm erleben. Der geschichtskundige Pressesprecher des Deutschen Theaters, Carsten Gerhard, erläuterte die Stationen ihres kurzen Wirkens und die Umstände ihrer Flucht. Ein aufregendes Panoptikum, das die heute verkehrsumtoste Straße wieder mit einem Flair von Staatsaffäre umgibt - wenn auch mit dem von Ur-Ur-Urgroßmuttern.

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