Stadiondebatte:"Es ist fünf vor zwölf"

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Die CSU setzt Ude unter Druck, die SPD verweist auf die Zuständigkeit der Vereine.

Alfred Dürr

(SZ vom 24.4.2001) - In der Debatte um den Neubau des Fußballstadions nimmt der politische Druck auf die Stadtspitze zu. Der Münchner CSU-Chef Johannes Singhammer wirft OB Christian Ude (SPD) vor, er stehe "hilflos vor und neben seiner

rot-grün-bunten Stadtratsfraktion". Das Thema WM-Fußballstadion habe er nie mit voller Überzeugung und vollem Einsatz vorangetrieben. Offensichtlich füge sich das Thema Fußball "nicht in das Randgruppendenken seiner Stadtregierung".

Die Genossen aus Nordrhein-Westfalen könnten sich über das politische Unvermögen ihrer politischen Freunde in München nur die Hände reiben.

Freude in NRW

Singhammer spielt damit auf interne Äußerungen von NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) an, der sich verwundert über die Schwierigkeiten Münchens mit der Errichtung eines WM-tauglichen Stadions gezeigt haben soll.

Im Ruhrpott stehe bereits das Stadion, und es müsste für das Eröffnungsspiel nur noch der grüne Rasenteppich ausgelegt werden. Singhammer appelliert an Ude: "Es ist fünf vor zwölf. Sorgen Sie dafür, dass in München das von Hunderttausenden von Fußballfans gewünschte Stadion gebaut werden kann."

Ein Fehlschlag wäre für die Fans und die Stadt eine Katastrophe.

Unterdessen hat der Münchner SPD-Chef Franz Maget die Strategie seiner Partei noch einmal verdeutlicht. München werde in jedem Fall Austragungsort für Spiele der Fußball-WM 2006 sein: "Auch die Zusage für das Eröffnungsspiel halte ich trotz aller Unkenrufe und starker Konkurrenz aus Nordrhein-Westfalen für sehr wahrscheinlich."

Dafür komme ein umgebautes und WM-taugliches Olympiastadion in Frage. Damit habe sich Deutschland beworben und auch den WM- Zuschlag erhalten.

Unverändert sei die SPD aber auch bereit, einen Stadion-Neubau zu ermöglichen. Ob aber dieser Neubau tatsächlich realisiert werde, hängt nach Magets Meinung nicht von der Stadt oder vom Wunsch der politischen Parteien ab, sondern ausschließlich davon, ob sich die beiden Münchner Bundesliga-Vereine, möglicherweise mit einem Investor, auf eine gemeinsame Bauherrenschaft verständigen können.

Es sei kein Ruhmesblatt für den bayerischen Ministerpräsidenten und Verwaltungsratsvorsitzenden des FC Bayern München, Edmund Stoiber, dass die Vereine erst relativ spät und auf Drängen der Stadt ein Architekturbüro mit der Standortsuche für das neue Stadion beauftragt hätten.

Am 18. Mai soll ein Bauplatz vorgeschlagen werden.

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