Erding:Feuerwehren als Hausmeisterersatz

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Die Feuerwehren im Landkreis Erding sind ständig unterwegs. Häufig geht es aber nur um Bagatellen, die eigentlich Sache des Bauhofs sind.

Thomas Daller

Viele Bürger wählen die Notrufnummer auch bei Bagatellfällen. Ein kleiner Ölfleck in einer Seitenstraße, ein Ast auf dem Radweg - schon soll die Feuerwehr das Problem beseitigen. Für die Kommandanten ist das ärgerlich und die Gemeinden müssen den Verdienstausfall zahlen.

Die Feuerwehren im Landkreis Erding sind ständig unterwegs. Häufig geht es aber nur um Bagatellen. (Foto: Peter Bauersachs)

Und in den Gemeindeverwaltungen muss man eine Gratwanderung machen, in welchem Fall man eine Rechnung stellt: Schließlich will man die Bürger nicht veranlassen, bei tatsächlichen Notfällen mit dem Alarm zu zögern.

Zwei Wochen hatte der defekte Lastwagen in der Wendelsteinstraße in Taufkirchen gestanden, bevor er abgeschleppt wurde. Darunter kam ein kleiner Ölfleck zum Vorschein. Ein Anwohner alarmierte die Feuerwehr: Ölunfall in der Siedlung. In Unkenntnis des tatsächlichen Sachverhalts rückte die Stützpunktfeuerwehr an, um dann zwei Handvoll Bindemittel zu streuen.

"Es ist etwas anderes, wenn auf der Bundesstraße Öl ausläuft, wo Autos ins Schleudern kommen können", sagte der Taufkirchener Kommandant Richard Obermaier. "Aber wenn keine Gefahr im Verzug ist, ist das Sache des Bauhofs. Deswegen die Feuerwehr zu alarmieren ist eine Frechheit."

Nach Schätzung des Erdinger Feuerwehrkommandanten Manfred Kordick betrifft mittlerweile jeder fünfte Alarm einen Bagatellfall. Manche seien sogar äußerst dreist: "Kürzlich hat einer angerufen, weil er sich ausgesperrt hat. Weil er sich verwählt hat, hat das Telefon in unserer Atemschutzwerkstatt geklingelt. Dort hat man ihm erklärt, dass wir nur ausrücken, wenn ein Kleinkind in der Wohnung ist oder das Essen auf dem Herd steht. Sein Fall sei Sache eines Schlüsseldienstes. Fünf Minuten später hat er in der Integrierten Rettungsleitstelle angerufen und behauptet, der Herd sei an. Das war aber nicht der Fall. Wir sind zwar ausgerückt, haben die Tür aber nicht geöffnet, als uns der Name aufgefallen ist."

Häufig werde die Feuerwehr auch nach Stürmen alarmiert, wenn auf Privatgrundstücken angebrochene Äste vom Baum hingen: "Da gibt es Firmen, die sich um so etwas kümmern."

Kordick sagte, "manche halten uns für den Hausmeister der Gemeinde und glauben, wir würden eh nur rumsitzen. Wir sind aber keine Berufsfeuerwehr, sondern Freiwillige und gehen alle unserer Arbeit nach". Die Bereitschaft, auszurücken, leide unter solchen Bagatellfällen: "Manche sagen, wegen so einem Krampf stehe ich in der Nacht nicht mehr auf."

Die Gemeinden stellen zwar Rechnungen, wenn die Feuerwehr ausrückt, obwohl keine lebensbedrohliche Situation besteht. Aber dabei ist Fingerspitzengefühl erforderlich. Georg Schmittner, der in der Taufkirchener Gemeindeverwaltung dafür zuständig ist, spricht von einer Gratwanderung: "Wir berücksichtigen auch, wenn ein 80-Jähriger die Feuerwehr alarmiert hat, der sich in einer Situation nicht anders zu helfen wusste.

Die Rechnung soll keine unzumutbare Härte darstellen. Wir wollen ja nicht erreichen, dass sich keiner mehr die Feuerwehr rufen traut und wartet, bis der Küchenbrand das ganze Haus erfasst hat."

© SZ vom 11.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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