Eishockey-Oberliga:Kabitzkys Traum

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Leihgabe aus Nürnberg will sich in Bad Tölz für DEL empfehlen

Von Christian Bernhard, Bad Tölz

Christoph Kabitzky wäre am Mittwochabend gerne in Nürnberg gewesen, dort standen sich im ersten Pre-Playoff-Spiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Nürnberg Ice Tigers und die Eisbären Berlin gegenüber. Zum einen wäre das eine gute Möglichkeit, einige Weggefährten zu treffen, zum anderen wäre er selbst gerne Teil des Spiels gewesen. Denn die alten Bekannten aus Berliner Zeiten, Jonas Müller, Alex Trivellato, Kai Wissmann und Sven Ziegler, standen in Nürnberg auf dem DEL-Eis. Da, wo auch Kabitzky regelmäßig hin will.

Kabitzky war am Mittwochabend aber im Training, seine Playoffs gegen die Bayreuth Tigers beginnen am Freitag. In der Oberliga Süd. Der 20-Jährige, der, ausgestattet mit einer Förderlizenz, von den Nürnberg Ice Tigers ausgeliehen ist, stürmt für die Tölzer Löwen und avancierte mit 20 Treffern zum besten Tölzer Torschützen der Hauptrunde. Viele seiner Treffer waren spielentscheidende oder solche, die Tölz in Führung brachten. "Wenn es darauf ankommt, ist er da", sagt Löwen-Geschäftsführer Thomas Maban, speziell im Penaltyschießen, wo er oft traf, sei er "ausgefuchst". Euphorisch ist Kabitzky deshalb aber nicht. Er bezeichnet seine Saison als "im Grunde okay", sie hätte aber auch "ein bisschen besser" sein können.

Christoph Kabitzky wird vom DEL-Klub Nürnberg herumgeschickt, um Spielpraxis zu sammeln - zurzeit stürmt er für Bad Tölz. (Foto: Manfred Neubauer)

Kabitzky will mehr. Er will in Bad Tölz zu einem DEL-Spieler reifen, damit sich seine Wanderjahre quer durch Deutschland auch auszahlen. Der Angreifer ist der Prototyp des Förderlizenzspielers, der quer durch die Republik geschoben wird, um Spielpraxis zu sammeln. Im Alter von 15 Jahren zog es ihn aus seiner Heimatstadt Nürnberg zum Nachwuchs der Eisbären Berlin, in den fünf Jahren in der Hauptstadt spielte er dann für Oberligist FASS Berlin, Eisbären-Kooperationspartner Crimmitschau (2. Liga) und absolvierte vergangene Saison im Eisbären-Trikot seine ersten neun DEL-Spiele. Im Sommer 2014 kehrte er nach Nürnberg zurück, machte dort die Sommervorbereitung bei den Ice Tigers mit - und wurde dann in die Oberliga nach Bad Tölz geschickt, für weitere Spielpraxis. Kabitzky sagt, die vielen Ortswechsel "gehören einfach dazu". So sehe man wenigstens etwas von der Welt. Rumgereicht fühlt er sich nicht.

In Bad Tölz ist er jetzt erst einmal angekommen. In den vergangenen Jahren hatte er maximal 25 Spiele pro Saison gemacht, jetzt, mit einer vollen Oberliga-Spielzeit im Rücken und den anstehenden Playoffs vor der Brust, sieht er sich auf einem guten Weg. "Die vielen Spiele haben mir sehr gut getan", sagt er. "Christoph ist sehr gut an der Scheibe und hat eine gute Übersicht", sagt Yanick Dubé, der vor einem Monat das Traineramt bei den Löwen übernommen hat. Nürnbergs ehemaliger Trainer Tray Tuomie, unter dem Kabitzky das Sommer-Trainingslager absolvierte, lobte ihn damals ebenfalls: "Er kann gut schießen, passen und ist kreativ." In Bad Tölz hat der Angreifer vermehrt an seinem Abwehrverhalten gearbeitet und dabei einiges dazugelernt. "Mein defensives Spiel ist besser geworden", erklärt er.

Bliebe nur noch die Sache mit seinem Helm zu klären. Kabitzky trägt bei den Spielen keinen Löwen-, sondern einen Ice-Tigers-Helm, da er erst zum ersten Saisonspiel nach Bad Tölz gekommen war und damals kein Tölzer Helm mehr da war. Also spielt er mit seinem aus Nürnberg - und muss sich deshalb regelmäßig blöde Sprüche von den Gegnern anhören. Kabitzky reagiert schon gar nicht mehr darauf, sein Motto lautet: weghören und ausblenden. Er will mit Leistung dafür sorgen, dass neben dem Nürnberger Helm bald auch das Nürnberger DEL-Trikot seinen Körper ziert.

© SZ vom 06.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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