Caterer Bad Tölz/Wolfratshausen:Schüler auf Essenssuche

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Der Caterer von 28 Schulen und Kindergärten im Landkreis hat gekündigt - viele Kunden haben noch keinen Nachfolger gefunden.

Elisa Linseisen

Fünf Jahre hat er Schulen und Kindergärten im Landkreis mit Essen beliefert, jetzt gibt Stefan Nagel auf. Der Tölzer Gastronom zieht sich bis zum 4. März aus dem Cateringgeschäft zurück. "Kulinarisch bleibe ich weiterhin erhalten", betont Nagel jedoch im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Er konzentriere sich nun allein auf den klassischen Gastronomiebetrieb.

Candellight-Dinner in der Mensa des Gabriel von Seidl Gymnasiums in Bad Toelz. (Foto: Foto: Manfred Neubauer)

Denn die "sensible Klientel" von Kindern und Schülern bedeute Anforderungen, die er so nicht mehr hätte erfüllen können. EU-Richtlinien hätten ihn zu baulichen Maßnahmen und Umstrukturierungen in Höhe von 100000 Euro gezwungen. Deswegen haben laut Nagel alle 28 Cateringkunden - darunter die Gymnasien in Geretsried und Bad Tölz sowie einige Kindertagesstätten von Bad Wiessee bis Geretsried - die Kündigungen bekommen.

Mensaessen ist seit langem ein leidiges Thema im Landkreis. So gab es im Gymnasium Geretsried in der Vergangenheit massive Beschwerden der Schüler. Auf Grund der damaligen Probleme gründete die Schule einen aus Eltern-, Lehrer- und Schülervertretern bestehenden Mensa-Ausschuss. Er beschäftigt sich mit der Qualität des Essens, Portionsgrößen und Wartezeiten.

Grundsätzlich erschweren die schwankenden Besucherzahlen die Organisation der Geretsrieder Mensa, sagt Christine Kolbeck. "Es gibt kein Vorbestellungssystem", erklärt die stellvertretende Direktorin des Gymnasiums Geretsried. Das mache eine genaue Kalkulation für den Caterer sehr schwierig. Zwischen 30 und 150 Essen - so stark differiert die Mahlzeitenausgabe von Tag zu Tag.

Jetzt suchen die Mitglieder des Mensa-Ausschusses nach einem neuen Essenslieferanten. "Verhandlungen sind bereits am Laufen", versichert Kolbeck, Vertreterin der Schulleitung im Ausschuss. Nach der überraschenden Kündigung müsse die Schule jedoch "nehmen, was kommt". Einige Absagen gebe es schon. Für kleinere Firmen sei der Schulbetrieb schlichtweg nicht zu schaffen.

Ein anderes Problem hat Sieglinde Hartfelder, die Leiterin des Kindergartens in Oberfischbach. Die Absage von Stefan Nagel habe sie "schwer getroffen". Denn die kleine Kindertagesstätte habe nicht die Möglichkeit wie die großen Einrichtungen, über Konditionen zu verhandeln. Schließlich gebe es nicht sehr viele Alternativen.

Auch der Kindergarten in Reichersbeuern ist von Nagels unerwarteter Kündigung betroffen. Die Entscheidung, wer den Kindergarten künftig mit Essen versorgt, ist laut Leiterin Martina Wuitsik noch nicht gefallen. Auch der Kindergarten Bichl hat sich nach eigenen Angaben noch nicht für einen neuen Caterer entschieden.

Der Kindergarten Maria Himmelfahrt in Bad Wiessee hingegen hat schon eine neue Lösung gefunden: Die Seniorenresidenz Wallberg wird in Zukunft die Kindertagesstätte beliefern, so Kinderpflegerin Heidi Mette.

Das Gymnasium Geretsried will bis nach den Faschingsferien einen neuen Zulieferer für die Mensa gefunden haben. Es gehe nicht, dass sich die Schüler umorientieren müssten, erläutert Vize-Direktorin Kolbeck. Ziel sei ein nahtloser Übergang, betont auch Schülersprecher Xaver Lamprecht. Den Schülern werde ein "großes Mitspracherecht" eingeräumt werden, sagt Kolbeck. Bei einem Probeessen könne sich die Schülermitverwaltung von dem neuen Caterer überzeugen.

© SZ vom 11.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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