Sparopfer 15: Maximiliansforum:Untergrund adieu!

Eine traditionsreiche Kulturinstitution mehr wird ersatzlos gestrichen. Ein Licht im Untergrund verlöscht.

CHRISTOPH WIEDEMANN

Das München der siebziger Jahre: Ein Millionendorf mutiert zur Weltstadt mit Herz. Bei den dafür notwendigen, groß angelegten Umbauarbeiten ergibt sich in einer Fußgängerunterführung unter dem neu geschlagenen Altstadtring auf Höhe der Maximilianstraße ein achteckiger Abstellraum.

Unter dem Motto "Aus der Not entstehen Tugenden" richten dort Kunstfreunde einen Ausstellungsraum ein, indem sie zwei Wände mit Schaufenstern öffnen. Münchens Kunstszene, bis dahin Schlusslicht der Republik, hat plötzlich eine anspruchsvolle, weil architektonisch schwierige Experimentierbühne, das "Kunstforum".

Beuys zeigte seine Wunde

Die Städtische Galerie im Lenbachhaus übernimmt 1973 die Programmregie und sorgt in der Folge für schlagzeilenträchtige Ausstellungen. Joseph Beuys installierte hier sein skandalumwehtes Environment "Zeige deine Wunde".

Sämtliche über München hinaus bekannt gewordenen Künstler - angefangen bei Wolfgang Flatz über Günther Förg bis hin zu Gerhard Merz - hatten hier ihre ersten großen Publikumserfolge. Ein historischer Ort also, der jetzt sang- und klanglos untergehen soll.

Kunstforum mit ungewisser Zukunft

Für das Jahr 2003 stehen noch 18.000 Euro zur Abwicklung bereit. Danach sieht das nach Umbauten im Jahr 1999 zum "Maximiliansforum" mutierte "Kunstforum" einer ungewissen Zukunft entgegen. Ein "kostenneutrales Betriebsmodell" soll es bekommen.

Im Klartext: Die Stadt spart pro Jahr 40.000 Euro. Der Preis: Die gleiche Summe an Sponsorengeld wird in den Wind geschrieben und eine traditionsreiche Kulturinstitution mehr wird ersatzlos gestrichen. Ein Licht im Untergrund verlöscht.

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