Sparopfer 6: Freies Musikzentrum:Kreativ kürzen

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Eine Kürzung um 60 Prozent bedeutet nicht nur das Aus für Einzelprojekte. Das FMZ könnte seinen Auftrag nicht mehr erfüllen.

MICHAEL SCHLEICHER

Jammern ist nicht ihr Ding. Sie sei jemand, "der nie aufgibt". Lydia Hartls Ankündigung hat Claudia Frodien dennoch geschockt: Die Kulturreferentin plant, das Freie Musikzentrum (FMZ) 2003 nur noch mit 66.900 Euro zu unterstützen. Bisher steuert das Kulturreferat 300.000 Mark zum Budget des Vereins bei.

Werden die Pläne Realität, bedeutet das eine Kürzung um rund 60 Prozent. FMZ-Chefin Frodien weiß, dass dann die "Qualität leiden wird" und Angebote wie "Musik hilft - Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen", das gerade vorbereitet wird, ganz in Frage gestellt werden.

Kein Raum mehr für Außergewöhnliches

Den größten Teil seines Budgets erwirtschaftet der Verein, der 30 Mitglieder zählt, selbst. Fehlt die Unterstützung der Stadt, fürchtet Frodien nicht nur um Einzelprojekte. "Das FMZ wird seinen Auftrag nicht mehr erfüllen können, Forum für aktive Künstler zu sein und hervorragende, außergewöhnliche Kurse als Ergänzung zur Münchner Volkshochschule anzubieten", schieb sie in einem Brief an Lydia Hartl und bat, die Kürzung "in dieser Größenordnung" zu korrigieren.

Während sie auf Antwort noch wartet, hat sie ein Schreiben von Stadträtin Monika Renner erhalten: Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion nennt darin die Diskussion um eine Kürzung des städtischen Zuschusses für das FMZ "zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht". Die SPD-Fraktion arbeite momentan an "sozialverträglichen" Sparkonzepten - "die zum Teil auch erheblich von etwaigen Einsparvorschlägen der Verwaltung abweichen können." Hoffnung?

Hilfe kommt von einem Münchner Komponisten

Unterstützung erhält das FMZ derweil vom gebürtigen Münchner Komponisten Peter Michael Hamel, der den Lehrstuhl für Komposition, Theorie und angewandte Musik an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater inne hat: "Gerade weil der Zuschuss der Stadt weniger als 20 Prozent des Gesamtetats beträgt, ist die Stadt München aufgefordert, dieses deutschlandweit einmalige Unternehmen FMZ weiter zu fördern."

Hamel gehörte 1978 zu den Mitbegründern des FMZ. Die Einrichtung umfasst zwei Bereiche: Das Zentrum ist Forum für Künstler, die sich jenseits des Mainstream bewegen. So gaben hier etwa Ende der 70er Jahre tibetische Mönche die ersten Konzerte vor europäischem Publikum.

Unzählige Kurse in Musik, Tanz und Gesang für Laien und Profis sind der zweite Aspekt. Der Unterricht findet in kleinen Gruppen statt. "Ohne schulisches Pauken", sagt Frodien. "Es geht zunächst darum, die eigene Kreativität zu entdecken."

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