Sicherheitskonferenz:Spürhunde, GPS und beamtete Kameramänner

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Mehr als 3500 Einsatzkräfte: Wie sich die Polizei auf Nato-Tagung und Sicherheitskonferenz vorbereitet.

Von Christian Rost

Hier laufen die Fäden zusammen. Im Raum "Stab" im westlichen Teil des Polizeipräsidiums an der Ettstraße stehen gut zwei Dutzend Computer. An die Wand ist ein Stadtplan projiziert, die Orte, an denen es brenzlig werden könnte während der Nato-Tagung und der Sicherheitskonferenz im Hotel Bayerischer Hof, markieren blaue Punkte und Linien.

Von hier aus entscheidet die Polizeiführung, wann in welchem Umfang bei Protesten eingeschritten wird. Dabei ist die Polizei stets gut im Bilde: Fünf Fernseher liefern Live-Bilder in den Raum, die die Beamten vor Ort bei den angekündigten Demonstrationen aufnehmen. Doch diese Art des Protests beschäftigen die Polizei-Chefs eher weniger. Knackpunkt für die Sicherheitskräfte dürfte vielmehr der Freitag werden, wenn Verteidigungsminister und Militärstrategen aus 26 Nationen vom Flughafen in die Innenstadt gebracht werden müssen.

Mögliche Sitzblockaden auf den Straßen bezeichnete Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer ja schon im SZ-Interview am Dienstag als "Straftaten", die man zu verhindern wisse.

Seit drei Jahren stellt die Militär-Tagung eine Herausforderung für die Polizei dar. Bis dahin genügten zwei Uniformierte, die auf ein Häuflein Demonstranten aufpassten. Mit der wachsenden Globalisierungs- und Kriegs-Kritik gingen dann plötzlich Tausende gegen die Sicherheitskonferenz auf die Straße.

Nervös wirken die Beamten heuer wie nie zuvor. Denn nach der Einschätzung von Schmidbauer gilt auch ein Terror-Anschlag nicht als undenkbar, schon weil sich sämtliche Nato-Verteidigungsminister und ihre sechs Kollegen aus den Beitrittsländern angekündigt haben. Und das im Schatten des Irak-Kriegs.

Die Polizeihunde haben diesmal also noch intensiver zu schnüffeln nach Explosivem im Tagungshotel. Die Kanaldeckel in der Nähe müssen zweimal umgedreht werden, ehe Experten sie versiegeln. Zum aus den vergangenen Jahren bekannten Bild gehören auch wieder Scharfschützen auf den Dächern rund ums Hotel und Wasserwerfer auf dem Promenadeplatz.

Polizisten machen derzeit die Runde im Viertel, sie sprechen mit Anwohnern und dort Arbeitenden - und überprüfen die Personalien dieser Personen im Fahndungscomputer. Die Beamten wollen das freilich nicht so gerade heraus bestätigen, auf Nachfrage nicken sie aber doch.

Heute reisen die Hundertschaften der Polizeien aus Baden-Württemberg, Saarland, Nordrhein-Westfalen und Sachsen an, um ihre Quartiere in Hotels, Kasernen und staatlichen Bildungseinrichtungen zu beziehen. In München, Eichstätt, Erding, Dachau, Herrsching und Fürstenfeldbruck stehen ihre Betten. Insgesamt werden mehr als 3500 Beamte eingesetzt.

Für gewaltbereite Demonstranten hält die Polizei 500 Haftplätze frei. Morgen ab 9.30 Uhr bringen die Beamten dann die Absperrgitter um den weiträumig geschützten Bayerischen Hof an. Drei Sicherheitszonen gibt es. Nur mit einem Spezialausweis können die Kontrollstellen passiert werden. Am Freitag reisen auch die Tagungsteilnehmer an. Langes Warten bei der Passkontrolle am Flughafen erspart ihnen eine Verfügung der Bundesregierung: Für sie fällt die Kontrolle einfach weg.

Die amerikanischen Tagungsteilnehmer reisen wie üblich mit ihren eigenen Fahrzeugen im Gepäck an. Auch diese Limousinen verfolgt ein satellitengestütztes Überwachungssystem (GPS) bis zum Bayerischen Hof. Per Funksignal ist auf dem Computerbildschirm zu sehen, ob der Wagen fährt oder an einer Ampel beziehungsweise im Stau steht.

Selbst die Münchner Feuerwehr rüstet sich für den Ernstfall. Die Hauptfeuerwache änderte vorsorglich den Dienstplan und orderte zwei zusätzliche Fahrzeuge - man weiß ja nie.

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