Sendlinger Tor:Neuer Drogen-Treff im Fokus

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Die Münchner Polizei baut die Überwachungskameras am Orleansplatz ab - und am Sendlinger Tor wieder auf.

Sven Loerzer

Die Alkohol- und Drogenszene ist längst weitergezogen, nun sollen ihr auch die drei am Orleansplatz installierten Videokameras folgen: Von Juni an will die Polizei den Sendlinger-Tor-Platz filmen, um dort den Anstieg der Straftaten zu stoppen. Die Leitungen für die Kameras am Orleansplatz werden vorsorglich aber belassen.

Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle hat bereits die Zustimmung der Stadt zum Umzug der polizeilichen Videoüberwachung in Aussicht gestellt. Sie erfolge nach bislang praktizierter Linie, wenn der Antrag der Polizei sorgfältig begründet, die Überwachung nur temporär und nicht flächendeckend beabsichtigt ist. Die Verlagerung wird rund 35.000 Euro kosten. Bei den Grünen stößt sie auf heftige Kritik.

Obwohl die Polizei ihre Maßnahmen rund um das Sendlinger Tor intensiviert habe, "ist es leider nicht gelungen, den Straftatenanstieg zu minimieren", klagte Polizeivizepräsident Robert Kopp bei einer Pressekonferenz des "Sicherheits- und Aktionsbündnisses Münchner Institutionen" (Sami), das vor einem Jahr von Stadt und Polizei gegründet worden war.

Der Sendlinger-Tor-Platz und der anschließende Nußbaumpark gelten als Treffpunkt der Alkohol- und Drogenszene, die zusammen mit Patienten nahegelegener Substitutionspraxen auch die Herzog-Wilhelm-Straße und den "Herzog-Wilhelm-Park" frequentiere.

In dem gesamten Gebiet sei die Zahl der registrierten Straftaten im vergangenen Jahr von 282 auf 314 gestiegen, also um rund elf Prozent. Die Süchtigen reagierten immer aggressiver auf polizeiliche Kontrollen. Anwohner beklagten, "dass Menschen vor und in den Hauseingängen liegen".

Außerdem würden Straftaten "nicht unbedingt minderer Qualität" verübt, Menschen ihres Geldes beraubt oder niedergeschlagen. Trotz der mehr als 40 Brennpunktkontrollen und des Einsatzes verdeckter Ermittler sei die Situation zu einem erheblichen Problem geworden.

Am Orleansplatz dagegen habe man dank der Videoüberwachung einen Rückgang der Straftaten von 75 Prozent verzeichnet: "Wir haben es geschafft, den Platz den Bürgern zurückzugeben." Nun sollen die drei Kameras von Juni an am Sendlinger Tor Ruhe und Ordnung gewährleisten, die Videos sollen 21 Tage gespeichert bleiben.

Außerdem seien dort schon Streetworker verstärkt tätig, das Baureferat habe überdies das Grün ausgelichtet, um dunkle Ecken zu beseitigen, so Blume-Beyerle. Sein Referat flankiert die Arbeit der Polizei mit Zwangsgeld bewehrten Aufenthaltsverboten.

Für die Grünen dagegen ist es "keine nachhaltige Lösung von Sicherheitsproblemen, die Alkohol- und Drogenszene von einem Platz in der Stadt zum nächsten zu treiben", betont Grünen-Rathausfraktionschef Siegfried Benker. Er begrüßt zwar den Abbau der Videoanlagen am Orleansplatz, hält aber nichts davon, dass sie stattdessen ans Sendlinger Tor kommen.

"Die Erfahrung zeigt, dass die Sicherheitssituation am Orleansplatz nicht durch die Videoüberwachung, die nur sehr wenig Straftaten aufzeichnen konnte, sondern durch erhöhte Polizeipräsenz verbessert wurde."

Helle Beleuchtung und Einsehbarkeit könne auch Probleme lösen, wie Blume-Beyerle hervorhebt. Beides habe in der Grünanlage am Maximiliansplatz die Betäubungsmittelkriminalität von 176 Fällen im Jahr 2008 auf 152 Fälle im vergangenen Jahr sinken lassen. Allerdings sei in diesem Bereich mit mehreren Großdiskotheken und einer stark gewachsenen Veranstaltungsszene die Gewaltkriminalität von 100 auf 127 Fälle gestiegen. Die Polizei setze dort jetzt Präsenzstreifen ein.

Größtenteils friedlich gehe es dagegen am Gärtnerplatz zu, der sich zum Treffpunkt einer jungen Szene an warmen Wochenendabenden entwickelt hat. Problematisch seien aber die Vermüllung und vor allem die Belästigung der Anwohner durch den Geräuschpegel von vielen Menschen, die sich vor dem Theater miteinander unterhalten.

© SZ vom 10.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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