Schrannenhalle:Stadt verklagt Betreiber

Lesezeit: 2 min

Bei ihrer Eröffnung im Jahre 1852 galt sie als "Zierde der Stadt" - und nun feiert die Schrannenhalle Wiederauferstehung. Nach wie vor sorgt das Projekt aber für Verdruss. Die Stadt bereitet eine zweite Klage gegen den Hallen-Investor vor.

Von Berthold Neff

Am ersten Wiesn-Montag werden die ersten Originalteile der historischen Eisenkonstruktion auf der Baustelle montiert, am 15. Oktober soll dann Richtfest sein. Das ehrgeizige Projekt, die historische Schrannenhalle wieder am Rand des Viktualienmarktes aufzubauen, wo sie einst stand, war für OB Christian Ude (SPD) in letzter Zeit häufig Reizthema Nummer eins.

Und auch jetzt, da er aus seinem Urlaub zurück ist, macht ihm die Schranne, trotz sichtbarer Fortschritte auf der Baustelle, keineswegs nur Freude. Ganz im Gegenteil.

Nach einem Spitzengespräch mit Kommunalreferentin Gabriele Friderich entschied Ude jetzt, dass die Stadt vom Investor Deutsche Beamten Vorsorge Immobilien Holding AG (DBVI) nicht nur jene knapp 1,4 Millionen Euro für die Verlagerung diverser Versorgungsleitungen an der Prälat-Zistl-Straße einklagt (Aktenzeichen 9O7613/04), sondern auch die sofortige Zahlung des Erbbauzinses.

Mit Schreiben vom 2. September forderte das Kommunalreferat zunächst 626.122,95 Euro Erbbauzinsen. Die Schrannenhalle KG jedoch lehnt eine Zahlung ab mit dem Argument, der Erbbauzins sei "derzeit noch nicht fällig".

Im Gespräch mit der SZ zeigte sich Ude, der am 15. Oktober am Richtfest teilnehmen wird, erfreut über den Baufortschritt. Beachtlich sei auch, dass die Betreiber bereits die Hälfte der Mieter gefunden hätten, die in der 110 Meter langen und 25 Meter breiten Halle für ein buntes Sortiment sorgen werden.

"Nichts von der Stange"

Angesichts der Tatsache, dass sich in der Fußgängerzone ein Filialist an den anderen reiht, findet es Ude "hervorragend, dass beim Sortiment auf große Bandbreite und Originalität geachtet wird". Es werde Hutmacher und Silberschmiede geben, Porzellanmaler und Manufakturen, "aber nichts von der Stange". Das werde der Innenstadt sicher gut tun.

Davon abgesehen, sieht Ude aber keine Chance mehr, sich mit dem Investor im Rechtsstreit um die Zahlung der Infrastrukturkosten von knapp 1,4 Millionen Euro gütlich zu einigen. Da der Investor mit dieser Zahlung in Verzug geraten sei, bleibe der Stadt gar nichts anderes übrig, als den Erbbauzins vorzeitig einzuklagen. Ude: "Wir machen jetzt Druck."

Hinzu kommt, dass der Ausbau der Straßen und Gehwege rund um die Schranne weitere 2,2 Millionen Euro kosten wird und vom Investor zu tragen ist. Dieser Ausbau wurde vom Stadtrat mit Verweis auf das laufende Verfahren um die 1,4 Millionen Euro erst einmal verschoben.

In die Schlagzeilen geraten

Das Schrannen-Projekt hat die Gerichte bereits beschäftigt. Zuletzt forderte der mittlerweile ausgestiegene Architekt Stefan Schumer Honorar in Höhe von 1,4 Millionen Euro. Das Verfahren läuft noch. Hinzu kommt, dass der Ex-DBVI-Vorstand Klaus Thannhuber, der bei der Schrannenhalle von Anfang an die treibende Kraft war und wohl auch jetzt noch mitmischt, mit einigen seiner Firmen in die Schlagzeilen geraten war.

Nachdem die Berliner Hyp den Kredit in Höhe von 25 Millionen Euro ausgezahlt hat, wird der Schrannen-Zeitplan wohl einzuhalten sein. Geplant ist, dass die historische Eisen-Glas-Konstruktion mit modernem Inhalt im Mai 2005 eröffnet wird. Dem Vertrag zufolge, den die Stadt 1999 mit dem Investor DBVI schloss, hätte die Halle schon längst - nämlich seit Ende 2002 - stehen sollen.

Das Projekt war durch einen Antrag der CSU ins Rollen gebracht worden. Danach jedoch, als es zwischen Stadt und Investor immer wieder zu Problemen gekommen war, forderte CSU, die Zusammenarbeit mit der DBVI zu beenden.

© SZ vom 11.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: