Schrannenhalle:Billiglösung oder großer Wurf?

Lesezeit: 2 min

Die neuen Pläne für den Viktualienmarkt lösen in den Stadtratsfraktionen heftige Diskussionen aus

Astrid Becker

(SZ vom 10.4.2001) - Der neue Entwurf für den Kopfbau der Schrannenhalle hat bereits heftige Diskussionen ausgelöst. Uneinigkeit, ob die Gestaltung des Bauwerks als gelungen oder misslungen anzusehen ist, herrscht allerdings nicht nur zwischen den Stadtratsmitgliedern der Parteien, sondern auch in den Fraktionen.

Umstritten: die neue Schranne (Foto: Foto: Atelier Stefan A. Schumer Architekten / Wien)

Mitglieder der CSU-Fraktion reagierten auf die Darstellung, die die SZ am Montag erstmals zeigte, mit blanker Empörung.

In einer Presseerklärung unter dem Briefkopf der Fraktion verurteilten Hans Podiuk, Richard Quaas und Helmut Pfundstein die neuen Pläne als "städtebauliche Sünde". Der quaderförmige Kasten mit seinen sieben verschiedenen Fassadenelementen passt einfach nicht in das Umfeld des Viktualienmarkts", sagte Podiuk.

"Schlechter Stil"

Quaas kritisierte, dass die neue "sparsame, ruhige und pragmatische Lösung" eine ausgemachte Sache zwischen Kommunalreferentin Gabriele Friderich und Stadtbaurätin Christiane Thalgott sei. "Dies ist ein schlechter Stil.".

Pfundstein meinte, es werde "hektisch" nach einer Billiglösung gesucht, weil die Stadt bei Baukosten von 65 Millionen keine Rückzahlung ihrer Investitionen mehr zu erwarten habe.

Mit Unverständnis reagierte hingegen Walter Zöller auf die Aufregung seiner Fraktionskollegen: "Aufgrund einer einzigen Computersimulation, die in einer Zeitung gezeigt wird, kann doch noch kein städtebaulicher Kommentar abgegeben werden." Er forderte daher, dass der Stadtrat umgehend über die neuen Pläne informiert werde.

Falls der Kopfbau eine architektonische Entsprechung der Halle sei, stünde er ihm "nicht so ablehnend" gegenüber. Die Forderung seiner Fraktion nach einem unabhängigen Gutachten sei aber sinnvoll, sagte er.

"Vernünftig und gut"

Constanze Lindner-Schädlich (SPD) bezeichnete die verschiebbaren Fassadenelemente und auch die Farbe Anthrazitblau als vernünftig und gut. Jedoch würden West- und Ostseite des Kopfbaus "doch arg bunkermäßig" und "abweisend" wirken. Deshalb forderte sie, dass sich die Stadtgestaltungskommission mit den Plänen auseinandersetzt.

Helmut Steyrer (Bündnis 90/Grüne), selbst Architekt, vertrat hingegen eine ganz andere Ansicht. Er hält die neuen Pläne für "angemessener": "Nach dem, was ich aus der Simulation erkennen kann, ist der neue Entwurf viel besser als die futuristische Kaffeekanne."

Auch die Zäsur zwischen Kopfbau und Halle sei "sehr richtig". Wenn der Charakter der Halle zeitgemäß weiterinterpretiert werde, dann sei der Entwurf "gut". Fragwürdig sei er nur, falls der Kopfbau die Halle "überwiege: "Er muss der Teil sein, der sich unterordnet."

Dass dies der Fall ist, davon ist Stadtbaurätin Christiane Thalgott überzeugt. Der Entwurf sei viel ökonomischer als der vorhergehende, sagte sie nach der Rückkehr von ihrer Dienstreise. Zudem halte er sich an den im Bebauungsplan vorgegebenen Rahmen.

Thalgott: "Ausdrucksstarke Lösung"

Aber: "Eine so ausdrucksstarke skulpturale Lösung der städtebaulich schwierigen Situation an dieser Stelle mit Bunker auf der einen Seite, Freibank auf der anderen Seite ist zwar möglich, ob sie allerdings zwingend ist, glaube ich nicht."

Es sei nun Sache des Investors, noch einmal über Betriebskonzepte und Detailgestaltung nachzudenken.

Burkert: "Wenig einfallsreich"

Darauf setzt nun auch Bürgermeisterin Gertraud Burkert. Sie hält das "E-Werk" für "wenig einfallsreich". Der Erste - das Ufo - habe ihr gefallen, sagte sie: "Er war futuristisch und setzte im Gegensatz zum neuen Entwurf einen klaren Gegenakzent. Ich bin mir allerdings sicher, dass die neuen Pläne nicht so bleiben werden."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: