Schnellgericht zur WM:"Heute Straftat, morgen Richter"

Das Amtsgericht München will während der Fußball-Weltmeisterschaft Straftäter im Schnellverfahren aburteilen.

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Für Straftäter, die während der WM 2006 in München unangenehm auffallen, folgt die Strafe auf dem Fuß: Während der WM-Fußballspiele stehen statt normalerweise zwei bis zu zehn Ermittlungsrichter rund um die Uhr bereit, um rasch über Haftbefehle entscheiden zu können.

"Wir wollen nach dem Motto: Heute Straftat, morgen vor den Richter, vorgehen", kündigte Amtsgerichtspräsident Gerhard Zierl an. Durch beschleunigte Gerichtsverfahren sollten vor allem bei Ausländern lange Untersuchungshaften vermieden werden, sagte Zierl.

Ursprünglich habe man sogar überlegt, bei Straftaten während der WM-Spiele, noch direkt in der Allianz Arena zu verhandeln, sagte Zierl. "Da wir aber der Öffentlichkeit Zugang gewähren müssen, haben wir diese Idee wieder verworfen."

Das beschleunigte Verfahren soll meist bei Bagatelldelikten angewendet werden oder wenn der Beschuldigte geständig sei und eine Beweisaufnahme nicht notwendig werde. In diesen Fälle könne anders als im Normalfall eine mündliche statt schriftliche Anklage der Staatsanwaltschaft ausreichen.

Bei weniger schweren Taten sollen insbesondere ausländische Fußballfans auch gegen Kaution auf freien Fuß kommen, wenn der entsprechende Geldbetrag Verfahrenskosten und eine zu erwartenden Geldstrafe abdecke.

Wenn jedoch bei schweren Straftaten absehbar sei, dass das Strafmaß über einem Jahr liege, werde die Münchner Justiz in jedem Fall den normalen Verfahrensweg eingeschlagen, sagte Zierl.

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