S-Bahn verliert Waggons:Zug teilt sich bei voller Fahrt

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Wegen einer defekten Kupplung trennte sich ein Langzug der S 1 in zwei Teile. Eine Zwangs-bremsung brachte alle Wagen zum Stehen. Die Passagiere saßen eine Stunde fest.

Dominik Hutter

Ein Langzug der S-Bahn hat sich am Montagabend wegen eines Kupplungsdefekts bei voller Fahrt in zwei Teile getrennt. Eine sofort und automatisch eingeleitete Zwangsbremsung brachte alle Wagen auf freier Strecke zwischen Feldmoching und Oberschleißheim zum Stehen.

Vergangene Woche Warnstreik, diese Woche Kupplungsdefekt: S-Bahn. (Foto: Foto: dpa)

Verletzt wurde niemand, die Fahrgäste mussten allerdings an dem heißen Sommerabend fast eine Stunde lang in den Abteilen ausharren. Erst dann konnten, nach erfolglosen Wiederankuppelungsversuchen, beide Zugteile separat nach Oberschleißheim gebracht werden.

"Wie sicher sind die S-Bahnen?", fragt sich seitdem die Unterschleißheimerin Monika Eck, die in einem der plötzlich abgekuppelten Waggons saß. Unangenehm sei die Situation vor allem für die Fahrgäste zum Flughafen gewesen - der jeweils letzte Zugteil der S 1 wird fahrplangemäß in Neufahrn abgekoppelt und rollt dann gen Erdinger Moos. Der vordere steuert derweil Freising an. Immerhin: Trotz des doch recht merkwürdigen Erlebnisses sei die Stimmung unter den Fahrgästen leidlich entspannt geblieben.

Der Langzug der S 1 hatte gegen 17.40 Uhr Richtung stadtauswärts den Bahnhof Feldmoching verlassen. Die unfreiwillige Zugteilung passierte nach Bahn-Angaben kurz vor Oberschleißheim - laut Sprecher Horst Staimer wegen eines Defekts an der Kupplung, dessen Ursache bislang nicht gefunden wurde.

Neuerliche Wagenkoppelung misslang

Die in solchen Fällen obligatorische und vom Verhalten des Lokführers unabhängige Zwangsbremsung brachte beide Zugteile in einem Abstand von wenigen Metern zum Stehen. Der Lokführer bemühte sich daraufhin (nach einem längeren Fußmarsch den Zug entlang zum entgegengesetzten Führerstand), die Wagen wieder aneinander zu kuppeln, was ihm aber misslang.

In der Zwischenzeit, berichtet Staimer, war jedoch das aus zwei technisch wie fahrerisch versierten Eisenbahnern zusammengesetzte Notfall-Team vor Ort und half, den einstigen Langzug in zwei Teilen in den nächsten Bahnhof zu bugsieren. Das Gleis blieb die ganze Zeit über gesperrt, überholende wie ent-gegenkommende Züge wurden aufs Gegengleis gelenkt.

Eine Gefahr für die Fahrgäste, beteuert Staimer, habe nicht bestanden - obwohl natürlich klar sei, dass "so etwas nicht vorkommen soll". Die Stromversorgung des abgekoppelten Teils sei - wichtig vor allem für Lüftung und Türen - die ganze Zeit über per Batterie gewährleistet gewesen.

Ein Auffahren nachkommender Züge werde in einem solchen Fall über das eisenbahntypische Blocksicherungssystem vermieden: Fährt ein Zug in einen bestimmten Abschnitt ein, schaltet ein Achszähler dieses Streckenstück automatisch auf "blockiert" - bis sämtliche Achsen auf der anderen Seite wieder hinausgerollt sind.

Warum sich die Kupplung, die aus einem mechanischen und einem elektrischen Teil besteht, einfach während der Fahrt gelöst hat, ermitteln nun die Techniker. Beide Zugteile mussten bereits ins S-Bahn-Betriebswerk in Steinhausen einrücken.

© SZ vom 18.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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