Ranking des Bundeskartellamtes:Münchens Gaspreise - im Vergleich horrend

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Stadtwerke gehören zu den teuersten Versorgern Deutschlands - "lange Transportwege sind mit schuld".

Berthold Neff

Die Stadtwerke München GmbH hat in einem Gas-Preisvergleich des Bundeskartellamts schlecht abgeschnitten.

Für eine Abnahmemenge von 20 000 Kilowattstunden pro Jahr (entspricht in etwa dem Verbrauch eines Einfamilienhauses) verlangt die Stadtwerke-Tochter SWM Versorgungs-GmbH 1206 Euro, was ihr nur Rang 612 unter insgesamt 711 geprüften Versorgern einbringt.

Die günstigsten Anbieter, die vor allem im Norden Deutschlands zu finden sind, verlangen für diese Gasmenge weniger als 980 Euro pro Jahr. Die Erdgas Südbayern, an der die Stadtwerke München zu 50 Prozent beteiligt sind und bei denen Stadtwerke-Chef Kurt Mühlhäuser Aufsichtsratsvorsitzender ist, liefern das Gas etwas günstiger.

Sie berechnen ihren Kunden aus dem Münchner Umland für diese Jahresmenge einen Preis von 1156,68 Euro und platzieren sich so immerhin auf Rang 395 der Kartellamts-Liste, die auf den Preisen zum Stichtag 15. November 2006 beruht.

Internet-Tarif nicht berücksichtigt?

Stadtwerke-Pressesprecher Christian Miehling reagierte auf das Ranking mit dem Hinweis, das Bundeskartellamt habe den Erdgas-Internet-Tarif der Stadtwerke nicht berücksichtigt, mit dem die Kunden drei Prozent ihrer Jahresrechnung sparen können. Dies würde bei einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden einem Betrag von netto 36,18 Euro entsprechen.

Miehling: "Damit lägen die SWM bereits auf Platz 468." Allerdings müssen die SWM-Kunden dafür die gesamte Jahresrechnung im voraus bezahlen, was diesen Preisvorteil deutlich reduzieren dürfte.

Im Übrigen, so Miehling, müsse man bedenken, dass die Lieferanten im Norden von kürzeren Transportwegen profitierten. Außerdem habe der Bundesgesetzgeber für Großstädte die höchste Konzessionsabgabe festgesetzt.

Die Stadtwerke zahlten eine bis zu zehn Mal höhere Konzessionsabgabe (0,46 Cent pro Kilowattstunde) als viele andere Gasversorger. Würde man die SWM-Preise um diesen Faktor bereinigen, lägen sie bundesweit im günstigsten Drittel.

Die Preispolitik der Münchner Stadtwerke steht seit längerem in der Kritik. Zuletzt erhob die Gas- und Energiegenossenschaft Ost- und Mitteldeutschland (GEG) den Vorwurf, die SWM versuchten, unliebsame Konkurrenz zu verhindern.

Das Energiewirtschaftsgesetz sieht zwar vor, dass bereits eingeführte Gaslieferanten ihre Leitungsnetze gegen Zahlung einer Konzessionsabgabe für andere Anbieter öffnen müssen. In der Praxis funktioniert das aber nach Feststellung des Bundeskartellamts noch nicht.

Die GEG verspricht um bis zu zehn Prozent günstigere Preise. Ein Vertrag kam bisher nicht zustande, weil die GEG meint, der von der SWM-Infrastruktur bereitgestellte Vertrag sei nicht gesetzeskonform. Die GEG wollte nun bei der Bundesnetzagentur ein Missbrauchsverfahren gegen die SWM München einleiten.

© SZ vom 4.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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