Premierenfeier "Türkisch für Anfänger":Wen laust der Affe?

Papageien, Affen und eine Dschungelcamp-Darstellerin im allesfreien Spinnennetzkleid: Die überdrehte Premierenfeier von "Türkisch für Anfänger" im Maxx-Kino steht den prasselnden Pointen im Film in nichts nach.

Philipp Crone

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(Foto: dapd)

Papageien, Affen und eine Dschungelcamp-Darstellerin im allesfreien Spinnennetzkleid: Die überdrehte Premierenfeier von "Türkisch für Anfänger" im Maxx-Kino steht den prasselnden Pointen im Film in nichts nach. Irgendwann wird es Don Pedro zu viel. Als in dem kleinen Innenhof vor dem Maxx-Kino am Isartor gleichzeitig die Fotografen schreien, und zwar den Namen des Affens Mogli, ein paar Schritte weiter der Schauspieler Günther Kaufmann die Geschichte vom betäubten Wildschwein in ein Mikrofon brüllt und dann auch noch wieder eine der vorbeistöckelnden Münchner Damen entzückt mit dem nagellackfunkelnden Zeigefinger auf ihn, Don Pedro, zeigt und quietscht: "Uiiii, ein echter Papagei!" Das reicht. Don Pedro plustert seine roten Federn auf und feuert einen krachenden Schrei in den Raum. Es muss der Ruf für "Geht's noch?" auf Papageiisch sein. Für eine Sekunde ist es ein wenig ruhiger. Foto: Schauspieler Adnan Maral posiert mit Papagei Don Pedro

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Was sich bei der Kinopremiere von "Türkisch für Anfänger" am Dienstagabend auf dem roten Teppich abspielt, wirkt, als ob die Beteiligten dem gleich gezeigten Film Konkurrenz machen wollten. Der ist, wie auch die gleichnamige und preisgekrönte Fernsehserie, eine Abfolge skurriler, absurder und manchmal schreiend, manchmal peinlich komischer Situationen. Der Türke Cem, gespielt von Elyas M'Barek (links), und Gurke (Josefine Preuß, rechts), Tochter einer durchgedrehten Hippie-Mama, stranden auf einer Karibikinsel. Der Sprücheproll und die verklemmte Abiturientin liefern eineinhalb Stunden lang Gags im Zehn-Sekunden-Takt. Ungefähr die Frequenz, die auch vorher auf dem roten Teppich herrscht.

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Die beiden Hauptdarsteller M'Barek und Preuß sind sichtlich beeindruckt von der Kulisse. Als die zierliche 26-Jährige die in drei Reihen hintereinander gedrängten Fotografen erblickt, hält sie sich die Hand vor den Mund, vor Schreck, aber auch vor Freude. Und beim Posieren verrutscht ihr anschließen immer wieder das aus der Serie bekannte spöttische Schmachtlächeln mit den tiefen Grübchen zu einem ungläubigen Grinsen. Auch ihr wird es gegen Ende einmal zu viel: "Hört auf zu schreien, Mensch!" Foto: Preuß knutscht mit Affe Mogli

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Also wirklich, sonst kriegt ja keiner mit, was Schauspieler Erol Sander (im Bild mit seiner Frau) auf die Frage antwortet, ob dieser Film eine politische Komponente hat, ob es auch um Integration geht. "Darum sollen sich die Politiker kümmern", sagt Sander, gut, dass das noch zu hören ist. Und Günther Kaufmann antwortet auf diese Frage gleich ganz in seiner Filmrolle des plumpen Kannibalenhäuptlings: "Neeeeeeooooah!"

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(Foto: dapd)

So einen Schrei kann Don Pedro nicht unbeantwortet lassen und plärrt zurück. Der Papagei sitzt auf M'Bareks Hand, während Affe Mogli zwei Meter weiter auf der Schulter von Comedian Oliver Pocher (Foto) hockt und ihm tief ins linke Ohr schaut. Was der Kapuzineraffe da sieht, scheint spannender zu sein als der Anblick von Micaela Schäfer im allesfreien Spinnennetzkleid ...

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Der als wandelndes Playboyposter bekannte Anacktdabei (links) lässt dafür M'Bareks linken Mundwinkel zu einem kurzen Checkerlächeln hochschnellen. Kaufmann (Mitte) sagt gerade: "Der Film ist toll, ich freue mich darauf, ihn zum ersten Mal zu sehen." Und ehe man sich über den Sinn des Satzes wundern kann, schultert der wuchtige Mann kurzerhand die schwarzhaarige Schäfer, wie im Film das erlegte Wildschwein ("ein echtes, sauschwer, und das war nur betäubt!"). Da schiebt sich Regisseur Sönke Wortmann dann doch lieber ganz still und heimlich an den beiden vorbei. Foto: Günther Kaufmann mit Micaela Schäfer (links) und Lea Annik

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(Foto: dpa)

Bevor sich Don Pedro noch weiter lauthals beschweren muss, ebbt nach einer Stunde der Rummel doch langsam ab, ein letztes Mal wird es laut, als M'Barek und Preuß vor dem Kinosaal von einer Hundertschaft begeisterter Teenager empfangen werden.  Das gesamte Kino, sieben Säle mit insgesamt 1500 Plätzen, ist voller TFA-Fans, wie die Serie genannt wird. Sie werden nun in Hochfrequenz Dialoge wie: "Sie leben wieder alleine? Ein Unfall?" "Nein, leider nur Scheidung" hören, oder am Ende, als sich Cem und Gurke gefunden haben und zusammengekuschelt am Strand den Sonnenuntergang bestaunen: "Oa, Alter, das geht ja gar nicht", sagt da Cem, als sich Gurke an ihn schmiegt, "doch, bis sie unten ist".  Der Jubel am Ende ist groß, die Currywurst beim Empfang würzig. Nur Don Pedro und Mogli sind nicht mehr da, die haben die Schnauze voll. Foto: Der Regisseur Bora Dagtekin (links) mit seinen Hauptdarstellern Josefine Preuß und Elyas M'Barek

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