Polizei-Fahndung:Unheimlicher Messerstecher

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Nach einer Messer-Attacke in Schwabing sucht die Mordkommission nach einem etwa 30 bis 40 Jahre alten Mann. Der Unbekannte hatte am Mittwoch eine Krankenschwester angegriffen - das Opfer bleibt womöglich gelähmt.

Monika Maier-Albang

(SZ vom 27.6.2003) — Möglicherweise handelt es sich um einen Serientäter - in der vergangenen Woche hatte es bereits zwei Übergriffe auf Frauen in dieser Gegend gegeben.

Passanten, die Zeugen des jüngsten Überfalls am Mittwoch wurden, gaben zu Protokoll, der Mann habe seinem Opfer regelrecht aufgelauert. Vermutlich hatte sich der Täter in einem Gebäudekomplex an der Germaniastraße 13 verborgen gehalten. Zeugen sahen, wie der Mann gegen 13.30 Uhr auf die Frau zulief und ihr ohne zu zögern das Messer in den Rücken stach.

Die Krankenschwester aus Gröbenzell, die bei einem ambulanten Pflegedienst arbeitet und gerade ein krankes Kind besucht hatte, beugte sich in diesem Moment über den geöffneten Kofferraum ihres Golfs, um Unterlagen herauszuholen. Nachdem die 24-Jährige zusammengebrochen war, verschwand der Mann seelenruhig in dem Haus an der Germania- Ecke Fuchsstraße.

Ob er dort wohnt, oder ob er es nur für seine Flucht nutzte, versucht die Polizei seit Mittwoch herauszufinden, indem sie alle Hausbewohner befragt. Die Frau, die durch den fünf Zentimeter tiefen Stich an der Wirbelsäule verletzt wurde, ist zwar außer Lebensgefahr. Die Ärzte können aber nicht ausschließen, dass sie querschnittsgelähmt bleibt.

Wohnungen durchsucht

Da die Schwabinger Polizeiinspektion nur ein paar hundert Meter vom Tatort entfernt liegt, konnten die Beamten bereits wenige Minuten nach dem Überfall die Straßen rund um das sechsstöckige Haus abriegeln. Dann wurden alle Wohnungen in dem Komplex durchsucht. War niemand da, öffnete die Feuerwehr Fenster, um in die Wohnungen zu gelangen.

Den Täter fand man trotzdem nicht. Hinweise auf eine Beziehungstat gebe es nicht, sagte Polizeisprecher Wolfgang Wenger gestern. Die Polizei bestätigte zudem SZ-Informationen, wonach in der vergangenen Woche in dem fraglichen Gebiet bereits zwei Mal Frauen angegriffen worden waren. Am 19. Juni schlug ein Mann an der Germaniastraße einer ihm unbekannten Frau ins Gesicht.

Einige Tage später wurde eine Frau verbal bedroht. Die Ermittler können noch nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um ein- und denselben Täter handelt. Es wird aber nicht ausgeschlossen.

Für wahrscheinlich hält es die Polizei immer noch, dass der Täter entweder in dem Haus an der Germaniastraße wohnt oder es zumindest gut kennt. Denn das Haus ist eigentlich kein Gebäude, das eine leichte Flucht ermöglicht — anders etwa als der verwinkelte "Fuchsbau", der dem Tatort direkt gegenüber liegt.

An der Germaniastraße 13, 13a und 13b gruppieren sich um einen Innenhof drei Gebäudetrakte. Wenn nicht eine der Eingangstüren offen steht, kommt man in das Gebäude nicht hinein.

Mögliche Fluchtwege

Und ist man drin, gibt es zum Hinterhof Richtung Leopoldstraße oder in die Germaniastraße nur zwei Wege: entweder durch eines der Kellerabteile oder durch die Tiefgarage, wobei man, um dorthin zu gelangen, erst eine selbstschließende Eisentür aufsperren muss.

Möglich ist auch, dass der Täter durch eine der Erdgeschosswohnungen entkam. In dem Haus, das Ende der 60er Jahre gebaut und gerade renoviert worden ist, leben 51 Parteien — die Hälfte Eigentümer, die Hälfte Mieter. "Und alle Bewohner achten schon aus Eigeninteresse sehr darauf, die Türen geschlossen zu halten", sagt Hausverwalter Lothar Sterr.

Die Polizei hat für Hinweise auf den Täter eine Belohnung 5000 Euro ausgesetzt. Da es unterschiedliche Beschreibungen von ihm gibt, wurde bislang noch kein Phantombild erstellt. Fest steht nur, dass der Mann eine Halbglatze hat und etwa 30 bis 40 Jahre alt ist. Bei dem Überfall trug er ein helles T-Shirt und Bermuda-Shorts.

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