Pat Metheny und Charlie Haden:Jenseits von Missouri

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Pat Metheny und Charlie Haden im Herkulessaal.

Oliver Hochkeppel

Die Kinder von Freunden nennen sie "die Wunschmusik". Das trifft sehr schön, was Gitarrist Pat Metheny und Bassist Charlie Haden 1997 mit "Beyond The Missouri Sky" auf CD bannten.

Haben doch die beiden seit den frühen 80er Jahren freundschaftlich verbundenen Jazz-Stars damit nicht nur endlich den immer wieder geplatzten Traum einer Duo-Einspielung verwirklichen können; die Platte ist überdies das geniale Produkt der Sehnsucht zweier Wahl-New Yorker und Musiker-Nomaden, sich ihre gemeinsame Heimat Missouri zurück zu erobern.

Dass die CD ein Bestseller im Jazzbereich wurde, zeigt, dass die beiden damit auch die Vorstellungen ihrer Fans trafen. Am Sonntag ging nun erstmals auch der Wunsch in Erfüllung, das Ganze einmal live hören zu können.

Ein guter Ort für ein intimes Duett

Der Herkulessaal war ein gut gewählter Ort für dieses intime Duett, in dem sich Bachsche Kontrapunktik und Mehrstimmigkeit mit der Melodik von Ethno, Country bis zu Bombastrock und Jazz-Rhythmik vereinten. Vor allem Metheny war hier wieder einmal in einem neuen Licht zu erleben.

Nicht nur, dass er auf seinen geliebten Ringelpulli verzichtet hatte, der Jazz-Rocker und König der Gitarren-Syntheziser zog hier ausschließlich halbakustisch sein unnachahmliches Linienspiel auf. Im einleitenden Solo gab er mit einer Akkord-Etüde und einem fernöstlich inspirierten Exkurs auf seinem 42-saitigen Picasso-Gitarrenmonster außerdem einen Vorgeschmack auf seine nächste Woche erscheinende CD "One Quiet Night".

Gut, dass das nicht geklappt hat

Vielleicht ist auch die eine Nachwirkung des für Metheny nach eigenem Eingeständnis äußerst fordernden Duetts mit Haden. Dessen Entdeckung der Langsamkeit und die mit bemerkenswerter Trefferquote ("Two For The Road") ausgestattete Suche nach Schönheit war die entscheidende Basis für ein Konzert, das einen fern jeden Mainstreams träumen ließ. Metheny und Haden dachten seinerzeit daran, einige Nummern von Norah Jones singen zu lassen. Vielleicht ist es gut, dass das nicht geklappt hat.

Denn "Beyond The Missouri Sky" ist eben mehr als eine klangmalerische Beschwörung der verlorenen Weite und Jugend. Es geht auch darum, Country-Nummern wie Roy Acuffs "Tears Of Rain" oder Jimmy Webbs "The Moon Is A Harsh Mistress" aus den Klauen der verzuckernden und schein-identitätsstiftenden Vereinnahmung durch die Republikaner zu reißen. In diesem Sinne war auch Hadens abschließender Wunsch zu verstehen, das entrückte Münchner Publikum möge sich weltweit multiplizieren. Wir fühlen uns geschmeichelt und wünschen mit.

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