"Open Art" bei Münchner Galerien:Meister am laufenden Meter

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"Meine Skulpturen sind Teil der Erdbewegung, der Bodenwellen, die durch mich hindurchgehen und sich über meine Kunstwerke ausbreiten", sagt die Künstlerin Rotraut. Ihre Monumental-Skulptur "Life red" (hier eine Aufnahme aus St. Moritz) ist nun in der Galerie Stefan Vogdt zu sehen. (Foto: N/A)

Open Art, Fr., 9. Sep., 18-21 Uhr, Sa./So., 10./11. Sep., 11-18 Uhr, offizielle Eröffnung 11 Uhr im Café der Kunsthalle; täglicher Infostand in der Münchner Kunsthalle 10-18 Uhr, Theatinerstr. 8, Anmeldung für geführte Galerienrundgänge unter t 29 20 15, muenchner-galerien@ngi.de; www.openart.biz

Von Jürgen Moises

Der italienische Renaissance-Künstler und Theoretiker Leon Battista Albertin definiert in seiner berühmten Schrift "Über die Malkunst" die Malerei als "finestra aperta": als Illusion des Ausblicks durch ein geöffnetes Fenster. In der Serie "Window" des Fotografen Reiner Leist wird dieser "Fensterblick" auf gewisse Art real. Denn seit 1995 fotografiert der in New York lebende deutsche Künstler fast täglich aus dem Fenster seiner Wohnung im 26. Stockwerk eines Hochhauses an Manhattans 8th Avenue.

Auf seinen Bildern sieht man im Wandel der Gezeiten: das One Penn Plaza, den Madison Square Garden und das ehrwürdige New Yorker Hotel. Auch das World Trade Center war bis 2001 von Leists Zimmer aus zu sehen. Mit seinem Blick aus dem privaten Fenster hat Leist also auch ein Stück Weltgeschichte dokumentiert.

Wer mit Reiner Leist aus dem 26. Stockwerk auf das New York der letzten 20 Jahre blicken will, hat in der Galerie Walter Storms dazu Gelegenheit. Dort werden ausgewählte Arbeiten aus der fotografischen Langzeitstudie "Window" präsentiert. Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 9. September, genauso wie rund 50 andere Ausstellungen bei der diesjährigen Open Art, dem Kunstwochenende der Münchner Galerien zeitgenössischer Kunst. Eine Vielzahl an Galerien und Institutionen sind an der mittlerweile 28. Open Art beteiligt, die wie in jedem Jahr die neue Kunstsaison in München einleitet. Im Grunde funktioniert dabei auch die Open Art wie eine "finestra aperta", weil man hier an drei Tagen einen intensiven Einblick in die aktuelle Galerien- und Kunstszene bekommt.

Diese präsentiert sich auch in diesem Jahr wieder vielfältig. Von der Malerei und Grafik über Fotografie und Neue Medien bis hin zur Bildhauerei, Objekt- und Installationskunst reicht die Bandbreite. "Debütanten" wie etwa in der Galerie der Künstler sind genauso dabei wie alte Hasen wie Andy Warhol oder Joseph Beuys (Galerie Klüser). Es gibt zahlreiche Neuentdeckungen und genauso manche Wiederentdeckung, wie etwa im Falle des skulpturalen Werks von Rotraut alias Rotraut Klein-Moquay, der Schwester des Objektkünstlers Günther Uecker und der Witwe von Yves Klein (Galerie Vogdt). Ansonsten fällt es wie immer schwer, einzelne Ausstellungen herauszugreifen. Die von der Artoxin Galerie ausgerufene Losung "Abbilden? Das machen wir nicht mehr!" gilt jedenfalls nur zum Teil. Im Gegenteil lebt Albertis "Finestra"-Idee durchaus weiter. Welche Galerien welche Ein- oder Ausblicke gewähren, kann man am Infostand in der Kunsthalle erfahren. Dort kann man sich außerdem für die geführten Galerienrundgäng anmelden. Auch für die offizielle Eröffnung, so die Bitte, solle man sich am Infostand in der Kunsthalle registrieren lassen.

© SZ Extra vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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