Olympia 2014:Die Winterspiele der langen Wege

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München möchte gerne Olympia 2014 ausrichten - aber allzu laut darf die Stadt das derzeit noch nicht sagen.

Von Marten Rolff

Die Euphorie über eine mögliche Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2014 ist einem eher vorsichtigen Optimismus gewichen. Weitere Schritte seien vorerst nicht geplant, man müsse zunächst die Bewerbungsentscheidung des NOK abwarten, sagt Oberbürgermeister Christian Ude.

Skispringen über Garmisch-Partenkirchen. (Foto: Foto: dpa)

Derzeit handle es sich "lediglich um eine Idee", alle Planungen seien "im Konjunktiv", "ohne Hurra-Geschrei" und "sehr ernsthaft" zu behandeln, betont der Geschäftsführer der Olympiapark GmbH Wilfrid Spronk.

Sowohl Ude als auch Spronk erklären, dass auch eine Bewerbung für einen späteren Zeitpunkt denkbar sei. Auch dies hänge vom Vergabe-Proporz und von der Entscheidung des NOK ab, wann und wie eine deutsche Bewerbung als erfolgreich einzuschätzen sei.

Zugleich betont Spronk, dass er mit der Belebung dieser Idee "nicht mal eben aus der Hüfte geschossen" habe. Eine mögliche Münchner Bewerbung für die Winterspiele sei erstmals 1988 im kanadischen Calgary in Anwesenheit des damaligen Münchner Oberbürgermeisters Georg Kronawitter diskutiert worden.

"Außerordentlich diskret"

Von einem wirklichen Konzept zu sprechen, sei aber sicherlich noch zu früh, räumt Christian Ude ein. Doch stütze man sich im Falle einer Winterspiel-Planung auf die breite Zustimmung in der Stadt - so gebe es etwa eine grundsätzliche Sympathieerklärung durch den Stadtrat - und auf "seriöse und fundierte" Sondierungen aus den Jahren 1999/2000, die man laut Ude damals bewusst "außerordentlich diskret" behandelt habe.

Funktionäre wie der damalige NOK-Präsident Walther Tröger hätten auf eine mögliche Münchner Olympia-Bewerbung mit "großer Sympathie" reagiert, allerdings angesichts der Planung anderer deutscher Städte vor dem Eindruck übersteigerter deutscher Ansprüche gewarnt und deshalb um "taktvolles Auftreten" gebeten.

Der Anstoß für diese Sondierungen war damals von Bürgermeistern aus den oberbayerischen Wintersportorten ausgegangen, die der Münchner OB schließlich zu einem Planungsgespräch in die Hauptstadt einlud. Die damals erörterten Argumente für eine mögliche Bewerbung besäßen unverändert Geltung, betont Ude.

Für München und seine oberbayerischen Partner sprächen ein bereits komplettes Angebot an Sportstätten und Hotellerie, die gute Erreichbarkeit aus aller Welt und die "spürbar große olympische Begeisterung". Zudem würde es sich um besonders ökologische Spiele handeln, für die "kein einziges Alpental zubetoniert werden müsste", sagt Ude.

Wilfrid Spronk bestätigt zwar die Existenz eines von der Olympiapark GmbH damals erstellten "Papiers", das bereits eine mögliche Verteilung der einzelnen Disziplinen erörtere. Für eine Festlegung sei es hingegen "noch viel zu früh".

Auch nennt Spronk eine Debatte über einzelne Austragungsstätten zum jetzigen Zeitpunkt "unseriös" und hinsichtlich späterer Bewerbungschancen "extrem gefährlich".

Erfahrungen früherer Bewerber hätten allerdings gezeigt, dass "Eiskunstlauf und Eishockey in jeder Großstadt möglich" seien und deshalb "sicher in München" stattfänden. Neue Stätten für weitere Sportarten müssten dagegen auf ihre nacholympische Nutzung geprüft werden, sagte Spronk.

Der Bau "irgendwelcher Hallen" für Trick-Ski-Wettbewerbe oder dergleichen, sei sicher unsinnig. "Selbstverständlich" nennt Christian Ude dagegen das Olympiastadion als Ort für eine mögliche Eröffnungsfeier.

Nadelöhr A 95

Klar ist auch, dass im Falle gemeinsamer Winterspiele auch die Verbindungen zwischen den Austragungsorten ausgebaut werden müssten. Als zentrale Punkte bei der Verbesserung der Infrastruktur sieht der Oberbürgermeister die Autobahnen nach Salzburg und Garmisch. Besonders die A95 nach Süden sei derzeit noch "ein Nadelöhr". Dies, so Ude, seien jedoch Probleme, die "über kurz oder lang ohnehin gelöst werden müssten".

Über die Kosten würden die Kommunen zu gegebener Zeit mit Bund und Freistaat verhandeln müssen. Fest stehe bisher nur, dass das Motto der Spiele sich genau umgekehrt zu dem von 1972 verhalten würde, sagt Ude. Doch seien "Spiele der langen Wege" für einen Winteraustragungsort schließlich die Regel.

"Abwarten und dann sehr ernsthaft sehr viele Hausaufgaben machen", gibt Spronk als weitere Marschrichtung vor. Als Vorteil bezeichnen sowohl Spronk als auch Ude die Tatsache, dass München als erste Stadt Sommer- und Winterspiele beheimatet hätte. "Diese Weltpremiere", sagt Ude, "spricht meines Erachtens ganz besonders für München".

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