Ökobäcker Hofpfisterei:Im Visier des Verbraucherschutz

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Foodwatch wirft der Hofpfisterei unseriöse Werbung vor: Der Satz "Verzicht auf Zusätze" sei irreführend. Das Biosiegel der Ökobäckerei ist aber nicht gefährdet, sie will den Fehler nun korrigieren.

Silvia Liebrich

Die Hofpfisterei, Deutschlands größter Ökobäcker, ist wegen irreführender Werbung ins Visier der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch geraten. Das Unternehmen setze in seinen Produkten Backhilfsmittel ein, obwohl mit einem "bewussten Verzicht auf Zusätze" geworben werde, so der Vorwurf von Foodwatch-Chef Thilo Bode.

Die Hofpfisterei kann auf eine beinahe 700-jährige Tradition zurückblicken. Jetzt ist das Vorzeigeunternehmen der Biobranche in die Kritik geraten. (Foto: Foto: Alessandra Schnellnegger)

"Was hier geschieht ist zwar nicht illegal, aber diese Form der Werbung ist irreführend", sagte er am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung. Die Hofpfisterei sei ein Vorzeigeunternehmen der Biobranche und nütze mit diesem Verhalten "das starke Vertrauen der Verbraucher in Ökoprodukte aus". Er betonte aber auch, dass nach Erkenntnissen von Foodwatch bei der Hofpfisterei keine Zusatzstoffe eingesetzt würden, die gegen die Vorschriften der Herstellung von Biowaren verstoßen. Der Einsatz bestimmter Hilfsmittel sei auch in der Ökoproduktion legal.

Die Hofpfisterei hat nach Angaben von Geschäftsführerin Margaretha Stocker auf die Kritik von Foodwatch reagiert. Derzeit würden Werbung, Internetauftritt und Produkthinweise korrigiert. "Diese Veränderungen werden zum 15. Juli wirksam. Schneller geht es leider nicht, weil wir dafür einen Vorlauf brauchen", sagte sie. Künftig werde die Bäckerei auf die kritisierten Werbebotschaften verzichten.

Laugenbrezen mit zwei E-Nummern

Die Hofpfisterei setzt im Einzelnen nach Angaben von Bode bei Brot-Backwaren zwei Zusatzstoffe ein. Bei Kuchen und Süßwaren sind es demnach zehn Hilfsstoffe sowie drei Aromen, darunter das synthetische Vanillin. Bedenklich sind nach Ansicht von Foodwatch die Zusätze E 330 - das Kürzel steht für Zitronensäure - und E 406, dahinter verbirgt sich Cellulose, ein Mittel zur Stabilisierung. Ernährungswissenschaftler raten laut Bode vom häufigen Verzehr beider Zusätze ab. "Eingefleischte Bayern, die Laugenbrezen schätzen, werden nicht erbaut sein, zu erfahren, dass diese mit zwei E-Nummern hergestellt werden", ergänzte er.

Hofpfisterei-Chefin Stocker wies den Vorwurf einer bewussten Irreführung der Verbraucher entschieden zurück. "Es war nicht unsere Absicht, unsere Kunden zu verwirren", betonte sie. Man nehme die Kritik sehr ernst und werde künftig Inhaltsstoffe noch detaillierter als bisher aufschlüsseln. "Wir können aber auch in Zukunft keine Brezen backen, ohne Lauge einzusetzen. Das geht einfach nicht." Lauge gelte in diesem Fall als Zusatzstoff. Die Hofpfisterei habe außerdem auf Wunsch von Foodwatch sämtliche Zutaten aller Produkte offengelegt, ergänzte sie. Dies bestätigt auch Verbraucherschützer Bode.

Die Ludwig Stocker Hofpfisterei GmbH, so der offizielle Firmenname, kann auf eine beinahe 700-jährige Tradition zurückblicken. Die erste urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1331. In Bayern und Baden-Württemberg betreibt die Hofpfisterei, die von Siegfried und Margaretha Stocker geführt wird, 140 Filialen. Darüberhinaus werden die Backwaren bundesweit in 700 Einzelhandelsgeschäften vertrieben. Das Unternehmen beschäftigt etwa 900 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von 58 Millionen Euro.

© SZ vom 19.06.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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