Öffentliche Toiletten:Heftiger Streit ums Örtchen

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34 öffentliche Toiletten sollen dicht gemacht werden - die verbliebenen sollen dann jedoch sauberer sein. Das ist der Plan von Kommunalreferentin Gabriele Friderich. Doch dieser Vorschlag hat jede Menge Gegner. Die Frage lautet: Wie kann man die leidige Örtchenfrage klären - ohne mehr Geld auszugeben?

Dominik Hutter

Weniger, aber dafür sauberere Toiletten: Das von Kommunalreferentin Gabriele Friderich ausgearbeitete Zukunftskonzept für Münchens öffentliche "Häusl" sorgt für Zoff. Die CSU schreit Zeter und Mordio, Seniorenbeirat und einige Bezirksausschüsse stehen auf den Barrikaden, und selbst eine private Protestaktion gegen die vorgesehene Schließung von 34WC-Anlagen hat es schon gegeben. Auch nach Einschätzung der SPD sind noch viele Fragen offen - der Stadtrat will deshalb entgegen der ursprünglichen Zeitplanung erst übernächste Woche, im letzten Plenum vor der Sommerpause, die leidige Örtchenfrage klären.

Der Streit ums stille Örtchen ist in München ganz schön laut geworden. (Foto: N/A)

Dass mit Münchens öffentlichen Toiletten etwas geschehen muss, gilt als unstrittig. Bei der Stadt türmen sich die Beschwerden über den Zustand der insgesamt 120 Anlagen. 70 davon stehen in der Verantwortung des Kommunalreferats, das jährlich immerhin 1,2 Millionen Euro für Reinigung und Unterhalt ausgibt - was man den gekachelten Räumen nicht immer ansieht.

Einmal bis sechsmal pro Tag, je nach Nutzerzahl, rücken die Putztrupps an - wobei der tägliche Rundgang der Regelfall ist. Mehrmals pro Tag gereinigt werden nur die Toiletten am Isartor, Sendlinger Tor und Marienplatz - Letztere ist die meistgenutzte Anlage in ganz München. Es ist klar: Damit sich etwas ändert, muss mehr und besser geputzt werden, und auch eine Sanierung wäre wohl kein Fehler.

Das aber kostet Geld - Geld, das die Stadt nicht investieren will. "Wir wollen die Summe von 1,2Millionen Euro nicht absenken", versichert SPD-Fraktionschef Alexander Reissl, "aber wir wollen künftig nicht wesentlich mehr ausgeben". Das aber wäre ohne Schließungen wohl unumgänglich. In anderen deutschen Großstädten wird wesentlich mehr für die öffentlichen Toiletten berappt: In Hamburg sind es jährlich 24.000 Euro pro Anlage, in Frankfurt sogar 122.000.

München gönnt dem menschlichen Bedürfnis lediglich 17.000 Euro je Anlage - was wohl der Grund für den oft beklagenswerten Zustand ist. Dafür gibt es in München eine vergleichsweise hohe Zahl öffentlicher WCs. Die Stadt Frankfurt betreibt nur 18 Toiletten noch selbst, Hamburg kommt auf 25 - und Berlin, Hannover und Köln haben ihren WC-Bestand komplett privatisiert.

Kommunalreferentin Friderich will nun umschichten: Nach Schließung der 34 am seltensten besuchten Anlagen könnte das Geld für deren bisherigen Unterhalt den verbleibenden Toiletten zugute kommen. Wobei es nach Einschätzung Reissls noch einiges zu klären gilt. Der SPD-Politiker vermisst in der Beschlussvorlage des Referats detaillierte Angaben, wann "wir endlich sanierte Toiletten haben".

Unklar ist bislang auch noch, wer die Toiletten künftig betreibt. Das Kommunalreferat will sie, wie schon den Stachus und den Olympiapark, den Stadtwerken unterjubeln, die sich mit Händen und Füßen wehren. Man verstehe zwar etwas vom Nahverkehr, aber nicht von öffentlichen WCs, betont das Unternehmen. Reissl hält es nun für wichtig, alsbald die Modalitäten zu klären. Denn natürlich würden die Stadtwerke für den Toiletten-Unterhalt bezahlt.

Nach Meinung von CSU-Fraktionsvize Hans Podiuk ist die Klo-Debatte ein Beispiel für "ideenlose" Politik. Ein einheitliches Konzept sei gar nicht erforderlich, vielmehr gelte es für jede einzelne Anlage eine gute Lösung zu finden. Damit alle geöffnet bleiben können.

© SZ vom 16.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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