ÖDP:Bürgerbegehren gegen Stadion

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Mit einer Unterschriftensammlung will die ÖDP erreichen, dass München gar keine Arena bekommt.

Alfred Dürr

(SZ vom 3.5.2001) - Nachdem es bisher Bürgerproteste gegen den Bau eines Fußballstadions hauptsächlich in den Vierteln gegeben hat, die als Standort für die neue Superarena in Frage kommen, formiert sich jetzt stadtweiter Widerstand gegen das Großprojekt. Ein Bürgerbegehren, das am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, wehrt sich dagegen, dass auch nur ein Pfennig an Steuergeld für das Stadion ausgegeben wird.

Initiatoren des Bürgerbegehrens sind die Bürgerinitiative "Rettet den Münchner Norden" und die Ökologisch-Demokratische Partei München (ÖDP), die sich als "Bürgeraktion Kein neues Stadion" zusammen getan haben. Sie halten ein solches Stadion für "völlig überflüssig".

Stadion weder in Fröttmaning noch auf ZHS-Gelände

Es solle weder in Fröttmaning noch auf dem Gelände der Zentralen Hochschulsport-Anlage beim Olympiagelände gebaut werden, so die Münchner ÖDP-Vorsitzende Annette Knote zur SZ.

Die Drohungen, vor allem von den Präsidenten der beiden Münchner Bundesligavereine, an München gehe die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 vorbei, wenn die Stadt kein neues Stadion habe, hält Knote für "reine Schaumschlägerei".

"Geringfügiger Umbau des Olympiastadions genügt

München könne man als ehemalige Olympiastadt gar nicht ignorieren, außerdem sei das Olympiastadion das zweitgrößte Fußballstadion in Deutschland:

"Ein geringfügiger Umbau genügt den Fußballverbänden doch."

Der DFB habe sich schließlich mit diesem Stadion um die Fußball-WM beworben und der Stadtrat hat auch schon 140 Millionen Mark für den Umbau bewilligt.

"Außerdem ist das Olympiastadion wirklich unverwechselbar und eine großartige Werbung für München, während neue Fußballarenen alle gleich aussehen."

Heftige Kritik an OB Ude

Heftige Kritik üben die Initiatoren des Bürgerbegehrens an Oberbürgermeister Christian Ude. Es sei "Augenwischerei", wenn in den Standortdebatten nie von von den enormen Infrastrukturkosten die Rede sei, die auf die Stadt und ihre Bürger beim Bau eines Stadion zukämen.

"Ganz zu schweigen, von den Eingriffen in die Heidelandschaft, die durch den Kaiserpalast in Fröttmaning zu befürchten sind", so Knote. Sie rechnet fest damit, dass sich die verschiedenen Bürgerinitiativen im Münchner Norden zu einer Aktionsgemeinschaft zusammen schließen werden.

Dem Bürgerbegehren geht es nicht darum, die möglichen Standorte nach dem Sankt-Florians-Prinzip gegeneinander auszuspielen, versichert die ÖDP-Vorsitzende: "Wir wollen nirgendwo ein neues Stadion haben." Das Bürgerbegehren soll nun "möglichst schnell" ins Rollen gebracht werden.

Stadion weder in Fröttmaning noch auf ZHS-Gelände

Die Unterschriftenlisten sind im Druck, im Internet wird eine Homepage eingerichtet, und einen Aktionsplan für die Platzierung von Info-Ständen gibt es auch schon. Knote: "Wir engagieren uns immer, wenn Politik, Verwaltung und Kommerz die Bürger zu überrollen droht." Dies sei beim Thema Stadion-Neubau ganz besonders der Fall. 27.000 Unterstützerunterschriften sind zunächst notwendig, damit dann das eigentliche Abstimmungsverfahren eingeleitet werden kann.

Fröttmaning hat beste Aussichten auf Stadion

In der Diskussion um das neue Stadion konzentriert sich bei der Stadt und den Fußballvereinen zur Zeit alles auf die Standortsuche. Am 18. Mai will das von den Vereinen beauftragte Planungsbüro Speer und Partner einen Vorschlag unterbreiten. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Fröttmaning die besten Aussichten hat.

Der Stadtrat soll noch vor der Sommerpause über den Bauplatz entscheiden. Kein Thema war bislang die Finanzierung des Projekts. Völlig unklar ist auch, wie hoch die Infrastrukturkosten für die Stadt wären.

Im Finanzplan für die nächsten Jahre ist jedenfalls kein Geld dafür vorgesehen. Stadtkämmerer Klaus Jungfer hat erst kürzlich auf diese Unsicherheit hingewiesen.

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