Nordic Walking:Klickklack, weg da!

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Ergibt sich der Deutsche einem Trend, dann mit Haut und Haar. Und wehe, es stellt sich jemand in den Weg.

Von Karl Forster

Die Szene kommt einem bekannt vor. Man wandelt, das Händchen der Geliebten haltend, versonnen durch den grünen Park, ein paar Schritte voraus tollt der Hund, noch ein paar Schritte mehr voraus lockt der Biergarten.

Da dringt plötzlich ein rhythmisches, anschwellendes Geräusch in die Idylle. Es tönt, als marschierte eine Kompanie Soldaten einher, nur dass diese statt Knobelbecher Stepptanz-Schuhe tragen. Klickklackklickklack.

Mit Gummipfropfen im Gleichschritt

Doch die Soldaten, die aus dem nahen Wäldchen brechen, sind erstens größtenteils Soldatinnen, zweitens meist weit jenseits der Knackigkeitsgrenze (sie galt einst als Grund für die Frühpensionierung), tragen drittens seltsame Uniformen (Wanderschuhe, Bermudas, Karohemd, Hut) und sind viertens mit zwei Stöcken bewaffnet, an deren unterem Ende kleine Gummipropfen stecken, wohl, um potenzielle Gegner nicht zu sehr zu verletzen.

Dem bis vor kurzem in trauter Zweisamkeit spazierenden Pärchen bleibt keine Chance, die Armee stockbewaffneter Gleichschrittler nähert sich mit beängstigender Geschwindigkeit. In ihren Augen glitzert wilder Wahn, sich Bahn zu brechen durch jedes Hindernis, schlimmstenfalls alles niederzutrampeln, was sich in den Weg stellt.

Armageddon überlebt

Der Hund ist längst geflüchtet und bellt in sicherem Abstand, die zwei Verliebten jumpen in letzter Sekunde in die Brennessel umflorte Dornenhecke, und schon klickklackt die wilde Horde vorbei. Blutend und mit vom Nesselgift geröteter Haut stehen die beiden da und schauen sich an, als hätten sie gerade das Armageddon überlebt.

Aber so ist das eben: Ergibt sich der Deutsche einem Trend, dann mit Haut und Haar. Und wehe, es stellt sich jemand in den Weg. Die Münchner Schlösser- und Seenverwaltung bat nun aus gegebenem Anlass die Nordic Walker um ein bisschen Rücksicht auf dem Weg durch den Nymphenburger Park. Wie bitte? Rücksicht?! Klickklack, weg da!

© SZ vom 15.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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