Neusser Straße:Ein Hochhaus aus zwei Scheiben

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Auf dem ehemaligen Langenscheidt-Gelände soll ein Entwurf der Architekten Murphy/Jahn gebaut werden.

Astrid Becker

(SZ vom 15.6.2001) - Alt-Bürgermeister Georg Kronawitter wettert gegen den Bau von Hochhäusern in dieser Stadt, doch die Investoren wollen sich von politischen Grabenkämpfen nicht stoppen lassen.

Langenscheidt-Haus (Foto: Grafik: Murphy/Jahn)

Auch die "Bürozentrum Parkstadt Schwabing KG" nicht: Sie plant das ehemals so genannte "Langenscheidt-Hochhaus" an der Neusser Straße.

Nun haben sich die Gesellschafter offenbar dazu entschlossen, den Gebäudekomplex nach Plänen des Architekturbüros Murphy/Jahn zu realisieren und ihm einen neuen Namen zu verpassen: "Hochhausensemble am Münchner Tor." "Möglichst" bis Ende 2003, spätestens aber Mitte 2004, soll das Projekt fertiggestellt sein.

Der Entwurf der Planer aus Chicago sieht zwei schlanke Gebäudescheiben vor, die auf dem rund 14.000 Quadratmeter großen Grundstück versetzt angeordnet werden sollen.

126 und 109 Meter

Die höhere der beiden liegt dabei in Richtung Autobahn und soll nach Wunsch der Investoren 34 Vollgeschosse erhalten, was einer Höhe von etwa 126 Metern entspricht. Der kleinere Bau dahinter ist mit 29 Geschossen in einer Gesamthöhe von 109 Metern geplant.

Zu dem Ensemble gehören zudem mehrere kleinere Verwaltungsbauten in Richtung Endresstraße mit fünf beziehungsweise sechs Geschossen.

Für die Gebäude ist eine einschalige Vorhangfassade aus wärmereflektierendem Glas vorgesehen, womit eine optimale Klimatisierung der Büroräume erreicht werden soll. Optisch kann dadurch der Eindruck einer "kristallinen und glatten Oberfläche" entstehen.

"Clip-on-Brücken"

Zwischen den Aufzugstürmen haben Murphy/Jahn Verbindungsbrücken eingezeichnet, die als "Clip-On-Komponenten" nachträglich an- oder abgebaut werden können. Dadurch lassen sich für die Investoren Mietflächen von bis zu 2000 Quadratmetern pro Geschoss erzielen.

Das Interesse an dem Objekt ist nach Angaben der Investoren bereits hoch, mit einigen größeren Firmen würde bereits verhandelt.

Doch bis zur Fertigstellung wird noch einige Zeit vergehen. Bis Ende des Jahres soll zwar mit dem Aushub der Baugrube begonnen werden, an der Bauvoranfrage wird derzeit aber noch gebastelt.

Tor von München

Stadtbaurätin Christiane Thalgott äußerte in einem Gespräch mit der SZ jedoch wenig Bedenken - so lange die Vorgaben des Bebauungsplans eingehalten würden. Darin ist an dieser Stelle bereits ein Scheibenhochhaus vorgesehen, das städtebaulich die nördliche Einfahrt zur Parkstadt Schwabing markieren soll, "das nördliche Tor von München", wie es auch genannt wird.

Eine genaue Gebäudehöhe schreibt der Bebauungsplan nicht vor, es ist lediglich von einem Richtwert von 26 Geschossen die Rede.

Ursprünglich hatte der Langenscheidt-Verlag erwogen, das Grundstück selbst zu bebauen. Zur Diskussion stand damals zeitweise die Idee, an dieser Stelle kein Scheibenhochhaus, sondern zwei "Zwillings-Türme" entstehen zu lassen.

Auch das Investoren-Konsortium Bürozentrum Schwabing Parkstadt KG, bestehend aus Köllmann AG, Depfa Bank und KanAm International GmbH, das das Areal im Dezember 2000 gekauft hatte, nahm diesen Ansatz in ihr Konzept auf. Es ließ in einem Architektenwettbewerb für beide Varianten - Scheibe und Twin Tower - Entwürfe anfertigen.

Ende Januar wurden die ersten Ergebnisse präsentiert. Murphy/Jahn hatten für beide Varianten Entwürfe eingereicht und Preise gewonnen. Die anderen Preisträger, die Wiener Architekten Neumann & Partner (Variante Scheibe) und die Münchner Auer + Weber (Variante Twin Tower) ließen sie aber nach einer Überarbeitungs ihrer Pläne weit hinter sich.

"Anspruchsvoller Entwurf"

"Einhellig" sei das Urteil der Gesellschafter gewesen, war aus Investorenkreisen zu erfahren: "Murphy/Jahn haben den ästhetisch anspruchsvollsten und ökonomisch durchdachtesten Entwurf abgeliefert", hieß es.

Zudem habe dieses Büro die größte Erfahrung im Bau von Hochhäusern. In Deutschland haben die renommierten, aber mittlerweile auch zunehmend kritisierten Planer bereits Projekte wie den Messeturm in Frankfurt oder das Sony-Center in Berlin realisiert.

Auch Stadtbaurätin Thalgott gab sich nicht als "Freundin" des Büros. Sie selbst hatte den Entwurf von Auer + Weber favorisiert: "Bei Hochhäusern kommt es auf die Detailplanung an. Murphy/Jahn liefern immer wieder Pläne ab, die toll anzusehen sind, dann aber an diesem Punkt Mängel aufweisen."

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