Neugründung von "dropshop":New Economy - die Zweite.

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Es gibt sie noch, die gut gehenden Dinge im Internet: Ebay und Amazon weisen offensichtlich den Weg für rentable Verkaufsmodelle. Entsprechend versuchen nun auch andere Unternehmer auf den Erfolgszug aufzuspringen - etwa mit einem Münchner "dropshop", der jedermann das Versteigern von Klump und Zeugs abnimmt. Von Bernd Graff

Gerry Haag ist ein sportiv wirkender Frühvierziger, allerdings schon voll ergraut. Ob er seine Haarfarbe bereits vor einigen Jahren verloren hat beim Aufbau der Marketplattform von amzon.com, ist nicht belegt.

Jedenfalls hat Haag mit Internetverkäufen schon Erfahrungen sammeln können und weiß, dass es selbst für Profis schwierig ist, einen funktionierende Umschlagplatz für Waren im Netz zu konzipieren, aufzusetzen und zu betreuen: "Verkauf im Internet ist immer noch aufwändig", meint er." Und fügt sofort hinzu: "Außerdem ist es den meisten zu lästig."

Das aber ist es dann weniger für kommerzielle Plattformbetreiber, die massenhaft Waren über das Internet verkaufen. Lästig ist es vor allem für Otto Normalverkäufer, der bis vor kurzem beim Anblick seines voll gestellten Kellers oder Speichers nur in tiefe Trübsal verfallen konnte.

Darüber, ob er die fast nutz- und wertlos gewordenen Sachen nun wegschmeißen oder doch noch versuchen soll, sie auf Flohmärkten irgendwie zu verscheuern. Dazu aber muss man früh aufstehen, hinfahren, ausharren und auf Kunden hoffen, denen "Geiz ist geil" auf der Stirn steht. Alles in allem eine Option mit Konsequenzen also, die gerade in den Wintermonaten gerne verworfen wird. Was also tun mit dem Krimskrams und den wenig geliebten Hinterlassenschaften?

Seit einiger Zeit, vor allem im letzten Jahr, haben die Deutschen Internet-Auktionsbörsen, allen voran "ebay", als virtuellen Umschlagplatz für sich und ihre Sachen entdeckt. Hier kann man sich als Verkäufer registrieren und das Strandgut aller Zeiten zur Versteigerung feilbieten. Was nicht niet- und nagelfest ist, geht zumeist auch weg. Und oft genug auch noch zu einem recht beachtlichen Preis.

Lästig kann der Verkauf aber auch hier werden: Man muss neben der Registrierung als Verkäufer für eine gut gestaltete Annonce sorgen, die Überweisung des Kaufbetrages auf seinem Konto überprüfen und schließlich für Verpackung und Versand der ersteigerten Waren sorgen, notfalls dann auch noch Reklamationen betreuen und die gerade los gewordene Ware gegen Erstattung des Preises wieder entgegen nehmen. Das kann einem auch schon mal die Lust an der Börse nehmen.

An dieser Stelle will der gerade eröffnete "dropshop" des Gerry Haag für eine Erleichterung des Gelegenheitsverkäuferlebens sorgen. "Simplify your life!" lautet denn auch das Firmen-Motto.

Denn der "dropshop" wickelt gegen Provision solche Verkäufe übers Netz vollständig für seine Kunden ab. Als Netzverkäufer kann damit nun also auch jemand auftreten, der gar keinen Computer mit Internetzugang hat und nicht einmal weiß, dass es ebay gibt. Das Verfahren ist denkbar einfach: Man gibt Ware und Verkaufs-Sorgen an Haags Ladentheke ab - und wartet.

Dazu begibt man in die Schleissheimer Straße 77, lässt sich und sein Zeugs registrieren und geht wieder nach Hause. Im dropshop werden die Gegenstände dann für die Internet-Annonce fotografiert, und es wird eine detaillierte Warenbeschreibung erstellt. Nach Versteigerung und erfolgter Zahlung erledigt man von dort aus auch den Versand und bearbeitet etwa aufkommende Reklamationen. Danach erst erhält der ehemalige Besitzer sein Geld, abzüglich eines Betrages, in dem Provision, ebay-Gebühren, Versand und Versicherung der Güter enthalten ist.

Die Auszahlungen richten sich dabei nach dem jeweils erzielten Verkaufspreis: Wer etwas nominell für 15,00 Euro versteigert hat, erhält tatsächlich 8,25 Euro auf sein Konto überwiesen, bei einem Betrag von 90,00 Euro sind es 49,50, bei 350,00 dann 207,50. Was tatsächlich 900 Euro erbracht hat, bringt ein Plus von 625 Euro auf dem Konto des dropshop-Kunden. Wie gesagt: weitere Kosten fallen nicht an. Selbst bei Reklamationen nicht.

Grundsätzlich zu beachten ist noch Folgendes: Was versteigert werden soll, darf nicht schwerer als 30 Kilogramm sein und muss einen mutmaßlichen Versteigerungswert 30 Euro haben. Das wird schon bei der Aufnahme geprüft. Für Bücher, DVD´s und CD´s wird hier ein Wert von 10 Euro angesetzt. Die besten Erfolge erzielt man vermutlich, wenn die Ware so vollständig wie möglich beigebracht und dokumentiert werden kann. Wer noch die Original-Rechnung und -Verpackung hat, ist sicherlich im Vorteil.

Übrigens: Wem es vollständig schnuppe ist, wie viel irgendeine Sache noch auf dem virtuellen Markt erbringt, kann das ersteigerte Geld auch schon gleich beim Einstellen in den "dropshop" einer gemeinnützigen Organisation spenden.

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