Neues aus dem Nacht- und Tagleben:Edeloffensive im Parkcafé

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Vom Club zum Edel-Lokal: Das neue Parkcafé will ein breites Publikum anlocken.

Anne Goebel

Silbrige Wände, geflammtes Kupfer, asiatisch arrangierte Hopfendolden: Der Laden sieht aus wie eine kostbare fremdländische Wundertruhe - es glänzt und schimmert, selbst die total normale Bierflasche mit Bügelverschluss ist in Dreihunderter-Stückzahl zur raumhohen gläsernen Installation arrangiert.

Das neue Parkcafé am Alten Botanischen Garten: Viele "Ahs!" und "Ohs!" bei der Pressepräsentation am Donnerstagvormittag, und weil von draußen die frühlingshafte Sonne glitzernd hereinscheint, sieht alles gleich nochmal so fein aus.

Das kann den neuen Betreibern nur recht sein: Immerhin war das alte Parkcafé ein legendärer Club, eine magische Insel in Münchner Nächten. Um da eventuelle Nostalgien gar nicht erst aufkommen zu lassen, punktet man am besten mit einer gekonnten Edel-Offensive.

Und das haben die Wirte Katrin Lehner, Christian Lehner, Hermann Weiffenbach zusammen mit der Brauerei Löwenbräu souverän hinbekommen - Nachbarn und Hotelgäste aus den exklusiven Lenbachgärten vis à vis werden's zu schätzen wissen.

"Münchner Tradition zeitgemäß genießen": Nach diesem Konzept will das erfolgreiche Gastronomen-Trio - unter anderem laufen das "Big Easy" in der Frundsbergstraße und die "Enchilada"-Gruppe unter ihrer Regie - seine Gäste bewirten.

Vom "Spagat" ist an diesem Vormittag viel die Rede, und der Begriff passt gut zum Parkcafé-Konzept. Wo früher im "Blub Club" gefeiert wurde mit exzentrischen Partygirls und House-DJs sich zu ganzen Orchestern an den Plattentellern formierten, soll sich ab dem morgigen Samstag ein möglichst breites Publikum wohlfühlen.

Das Entree mit opulenter Theke, Kristalllüster und Hoch-Bühne sorgt für Bar-Ambiente. In den "Münchner Stuben" sind die Möbel bodenständig dunkel, die Stadtansichten auf den Fotos an den Wänden postkartenschön, ein weiterer Raum mit Blick durch hohe Sprossenfenster in den Botanischen Garten kann gemietet werden.

Ein wenig Nostalgie?

Crossover auch bei der Küche - sie oszilliert von Schinkennudeln über Flammkuchen zur Garnelenpfanne - und beim Programm: Es gibt Jazzfrühschoppen und Afterwork-Treffen - "aber ohne Halligalli" - genauso wie Tanztees am Sonntag, für die das Parkcafé vor seiner Karriere als Lieblingsclub der Achtziger in der Nachkriegszeit berühmt war.

"Hier hat schon meine Oma getanzt", erzählt Christian Lehner, dem man im übrigen ein wenig Hausherrenstolz anmerken kann am geglückten Preview-Vormittag.

Ein Betrag im siebenstelligen Bereich wurde investiert, ist von Löwenbräu zu erfahren. Dessen Verkaufsleiter Andreas Bollow betont mehrfach: "Wir sind jetzt ein reinrassiger Gastronomiebetrieb!" Spätestens bei den ersten Frühlingsabenden auf der Terrasse hinter dem Haus, im Botanischen Biergarten sozusagen, dürften die Münchner die Verwandlung akzeptiert haben. Wobei, ein kleinwenig Nostalgie muss erlaubt sein.

© SZ vom 23.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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