Nachgefragt:Wann kommt endlich der Regen?

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Ganz München wartet auf den Regen. Gerüchte über etwaige Gewitter machen die Runde. Die Atmosphäre aber gehorcht physikalischen Gesetzen, sagt Diplom-Meteorologin Gisela Hartjenstein vom Meteorologischen Institut der Universität München.

Corinna Sigmund

SZ: Frau Hartjenstein, wann kommt denn nun endlich der ersehnte Wetterumschwung? Hartjenstein: Das kann ich Ihnen auch nicht genau sagen. Einen dramatischen Wechsel wird es wohl vorerst nicht geben, ab Mitte der Woche wird es allmählich etwas kühler; die richtige Abkühlung können wir aber wohl erst zum Wochenende erwarten. Das sind jedenfalls die Aussagen des Wettervorhersagemodells des Deutschen Wetterdienstes. Solch ein Vorhersagemodell löst ein hochkomplexes Gleichungssystem, das die Atmosphäre beherrscht. Die größten Computer der Welt werden hierfür eingesetzt.

SZ: Wie kommt es dann, dass die Wettervorhersagen trotzdem häufig nicht stimmen? Hartjenstein: Die Wettervorhersagen sind selten falsch. Der Mensch merkt sie sich eben nur, wenn sie einmal falsch sind, nicht, wenn sie richtig sind. Das führt dann dazu, dass er denkt, sie seien meistens nicht zutreffend. Im Übrigen kann ein Computermodell nur annähernd den zukünftigen Zustand der Atmosphäre beschreiben.

SZ: Woran liegt es, dass es jetzt schon so lange nahezu ohne Unterbrechung heiß ist? Hartjenstein: Wir haben zur Zeit ein stationäres Hoch. Das bedeutet, dass über dem Bodenhoch auch ein Hoch in etwa fünf Kilometern Höhe liegt. Das ist eine sehr stabile Wetterlage.

SZ: Was passiert, wenn nun doch endlich einmal der Regen kommt? Hartjenstein: Wahrscheinlich kommt es zu Gewittern. Es gibt zweierlei Arten von Gewittern. Zum einen das Wärmegewitter und zum anderen das Frontgewitter. Ein Wärmegewitter tritt innerhalb der gleichen Luftmasse auf, während Frontgewitter bei einem Luftmassenwechsel stattfinden. Tiefdruckgebiete, die sich zu uns in Gang setzen, kommen meistens vom Nordatlantik. Eine echte Abkühlung setzt sich erst beim Herannahen eines Tiefs und dem damit verbundenen Luftmassenwechsel durch.

SZ: Sie sagen, die Böden enthielten keine Feuchtigkeit mehr, besteht da zur Zeit bei einem Gewitter nicht große Hochwassergefahr? Hartjenstein: Die Böden sind zwar von der lang andauernden Hitze stark ausgetrocknet, aber ein einzelnes Gewitter verursacht nur teilweise Überschwemmungen an Ort und Stelle. Echte Hochwassergefahr entsteht erst bei großflächigem Dauerregen.

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