Nach dem brutalen Angriff:Die Krampus-Schläger sind gefasst

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Die Peiniger der schwangeren Türkin, sind gefasst. Die Polizei hat die Gruppe Jugendlicher ausfindig gemacht, die am Sonntagabend maskiert drei junge Frauen brutal überfallen hat. Die zwei Haupttäter, ein 15 Jahre alter Albaner und ein 16-jähriger Italiener, wurden festgenommen. Sie hatten mit Ruten auf die 21-Jährige eingeschlagen, die daraufhin ihr Baby verlor.

Von Doris Näger

Die "Krampus-Gruppe" bestand aus sieben Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren, wie Kriminalrat Josef Wilfling mitteilt. Es handelt sich nicht um eine feste Bande, sondern um lose Bekannte. Außer den zwei mutmaßlichen Hauptverdächtigen sind alle Mittäter Deutsche.

Einer der beiden ist der Polizei schon öfter aufgefallen, zum einen durch gefährliche Körperverletzung, zum anderen durch Eigentumsdelikte.

Der genaue Ablauf des Überfalls muss noch geklärt werden. Die Jugendlichen wurden teilweise vernommen, widersprachen sich jedoch gegenseitig und wurden zunächst wieder nach Hause geschickt. Inzwischen befinden sich die Hauptverdächtigen in U-Haft.

Die sieben Burschen hatten sich am Sonntagabend mit Teufels-, Skelett- und Affenmasken verkleidet und waren durch die Straßen im Stadtteil Hasenbergl gezogen. Dort griffen sie die 21-jährige Türkin, deren 13-jährige Schwester und ihre 17 Jahre alte Cousine an.

Einer der Maskierten schlug die Schwangere nach Polizeiangaben mit einer Kette auf den Rücken, ein weiterer rammte ihr einen Knüppel in den Bauch und stieß sie zu Boden. Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass ihr Ungeborenes tot ist. Die Frau liegt immer noch auf Station und "bekommt alles, was wir an Opferbetreuung haben", so Wilfling.

Ob die Jugendlichen tatsächlich mit einem Baseballschläger auf die junge Frau eingeprügelt haben, konnte die Polizei am Dienstag nicht bestätigen. Bei der Durchsuchung mehrerer Keller stellten die Beamten einige Ruten sicher, die zu Schlagstöcken zusammengebunden waren.

Den Aussagen zufolge war einigen Eltern zwar bekannt, dass ihre Söhne als Krampusse auf die Straße gehen, "sie wussten aber anscheinend nicht, was da abläuft", sagt Wilfling.

Polizeisprecher Wolfgang Wenger zeigt sich erfreut, dass die maskierte Truppe so schnell ausfindig gemacht werden konnte. "Die Bevölkerung war sehr hilfsbereit, insbesondere an den Schulen." Die Polizei - am Montag mit Reiterstaffel und Hundertschaft im Einsatz - hatte alle fünf Schulen in der Umgebung besucht und Schüler befragt. Kriminalrat Wilfling: "Den Beamten war schnell klar, wer zu der Gruppe gehörte."

Ob die randalierenden Jugendlichen wussten, dass die Frau schwanger war, ist nicht sicher. Für das Strafmaß ist dies jedoch wenig relevant: Gefährliche Körperverletzung wird mit maximal zehn Jahren Haft geahndet, Schwangerschaftsabbruch ohne Zustimmung der Mutter lediglich mit fünf Jahren.

Der brutale Überfall im Hasenbergl ist Auswuchs einer langen, eigentlich harmlosen Tradition. In mehreren Gegenden Bayerns sind an den Tagen um Nikolaus die so genannten Perchten, Kramperl oder Buttenmandl unterwegs, um mit ihren Ruten und Masken Leute zu erschrecken.

Meistens enden die schaurigen Scherze harmlos, strafrechtlich relevante Fälle gibt es selten. Außer in München ist in diesem Jahr noch ein weiterer in Berchtesgaden bekannt geworden: Dort schlug ein Krampus einem 21-Jährigen die Rute so fest ins Gesicht, dass dieser blutende Striemen im Gesicht und an der Hand davontrug.

Offenbar nimmt das Treiben in und um München herum aber zu. "In der Stadt bekamen wir in den vergangenen zwei, drei Jahren immer wieder Anrufe, dass Maskierte ihr Unwesen treiben", berichtet Werner Pion von der Polizeidirektion West. Am Montagabend entdeckte die Polizei im Hasenbergl eine weitere Gruppe maskierter Jugendlicher, die jedoch nicht mit den Tätern in Verbindung stehen.

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