Nabucco-Premiere im Nationaltheater:Rüffel vom Regisseur

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Der Applaus nach der Nabucco-Premiere im Münchner Nationaltheater fiel mau aus. Grund dafür war möglicherweise, dass es zwischen den zwei Hauptakteuren kriselte.

Rudolf Neumaier

Was hat das Nationaltheater nicht schon für Traumpaare erlebt. Die ewige Gruberova und ihr Tenor-Adlatus Todorovich, die Netrebko und Villazon. Wenn solche Sänger harmonieren, spürt das der Zuschauer ebenso, wie wenn es gar nicht funktioniert.

(Foto: Foto: Nationaltheater)

Möglicherweise fiel der Applaus nach der Nabucco-Premiere aus genau diesem Grund so mau aus wie lange nicht. Denn Maria Guleghina und Paolo Gavanelli werden wohl keine Freunde mehr. Bei der Premierenfeier würdigen sie sich keines Blickes.

Die russische Sopranistin Maria Guleghina ist die etwas robustere, lautere und wesentlich dominantere Ausgabe der Anna Netrebko. Wie gemacht für die Ledermontur der furiosen Sklavin Abigaille. Danach, bei Kaltgetränken und Häppchen im Rennertsaal, trägt sie der neueren russischen Mode gemäß ein Paillettenoberteil und schwingt ein silbernes Glitzertäschchen.

Schon in der Pause haben Operninsider im Foyer getuschelt, dass sie dem Titelhelden Gavanelli, einem fülligen Bariton, bei den Proben mit sarkastischen Bemerkungen so sehr zugesetzt haben soll, dass der arme Mann mehrmals mit der Abreise gedroht habe. Die Guleghina selbst wiederum habe noch in der Generalprobe eine Regieanweisung ignoriert und sich dafür eine Rüge des Regisseurs eingehandelt - woraufhin sie wiederum nach einem Arzt verlangt habe.

Wer war zu sehen? Der frühere Torwart Sepp Maier lässt sich blicken, ebenso Landtagspräsident Alois Glück und zahlreiche betuchte Staatsopern-Förderer. Sir Peter Jonas, der frühere Staatsintendant, hat wieder einmal vorbeigeschaut, er fühle sich wohl im Ruhestand, sagt er. Bei der Premierenfeier stimmt Generalmusikdirektor Kent Nagano ein Loblied auf das Haus an. "Hier liegt mein Herz", sagt er.

Seine Reisetätigkeit werde er bald einstellen. "Ich habe festgestellt, dass man in so einem Haus ständig präsent sein muss. Dieses Theater ist ein ganz besonderer Platz." Darauf trinkt die Festgesellschaft. Nur Paolo Gavanelli, dem Titelhelden, ist nicht nach Feiern zumute. Er geht nach Hause.

© SZ vom 30.01.2008/berr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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