Münchner Tatsachen:Heiße Unterwäsche und zu viel Party

Ein Fußballprofi, der sich in erotisch fragwürdigen Unterhosen präsentiert, verstörende Postkarten unseres Oberbürgermeisters und ein neuer Nachtclub in einem Viertel, das immer spießiger wird: Der September bringt das Blut der Münchner wieder mal in Wallung. Der neueste Klatsch und Tratsch aus unserer Stadt.

Beate Wild

20 Bilder

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Quelle: Thomas Moßburger

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Ein Fußballprofi, der sich in erotisch fragwürdigen Unterhosen präsentiert, verstörende Postkarten unseres Oberbürgermeisters und ein neuer Nachtclub in einem Viertel, das immer spießiger wird: Der September bringt das Blut der Münchner wieder mal in Wallung. Der neueste Klatsch und Tratsch aus unserer Stadt.

Die kleine Welle

Haben Sie nicht schon immer die Surfer an der Eisbachwelle im Englischen Garten beneidet? Aber der Fluss war Ihnen immer zu reißend und Sie wollten sich nicht vor den Augen der ganzen Schaulustigen bis auf die Knochen blamieren? Ja?

Dann ist das jetzt möglicherweise Ihre Chance. Seit kurzem gibt es am Eisbach eine zweite Welle. Die ist nur etwa dreihundert Meter von der großen Welle entfernt, aber kleiner und deshalb bestens für Anfänger und für Angsthasen geeignet.

Sollte Sie Ihr Nachbar erwischen, wie Sie mit Neoprenanzug und Surfbrett das Haus verlassen, bleiben Sie möglichst cool: "Hey, ich geh' surfen zum Eisbach" ... und so weiter. Die ungeschönte Wahrheit muss ja nicht jeder wissen.

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Quelle: Catherina Hess

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Wiesn-Outfit für den Hund

Raten Sie mal, was das hier sein soll. Nein, kein Wärmer fürs Handgelenk. Auch keine Verzierung für den Maßkrug. Dieses schicke rosarote Lodenstück ist ein Trachtenjanker für den Hund. Gibt es seit neuestem in einem Münchner Hundeladen zu kaufen und ist Pflicht für Ihren Hund, wenn er mit Ihnen auf die Wiesn will. Der Vierbeiner von heute trägt eben einen Walkjanker. Es gibt ihn in allem möglichen Farben und ist zum Schnäppchenpreis von 135 Euro zu haben.

Javier Martinez

Quelle: Screenshot / oh

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Javi, das Unterwäsche-Model

Wie gefällt Ihnen diese Unterhose? In den modische Farben neongelb, neongrün, neonpink und hellblau. In einem leicht psychedelischen Muster und knackig eng anliegend. Nicht so ganz ihr Ding? Aber das Model, das das Höschen präsentiert, ist eigentlich gar nicht so schlecht? Six-Pack, enthaarte Männerbrust, ein Latin Lover?

Tja, vielleicht erklärt sich hiermit, warum der FC Bayern 40 Millionen für diesen Mann bezahlt hat. Dieses Unterhosen-Model ist kein geringerer als Javier Martinéz, jüngster Bayern-Zugang aus Bilbao. Um sein monatliches Taschengeld aufzubessern verdient er sich beim spanischen Dessoushersteller Soy Underwear ein bisschen was dazu.

Blaue Bänke

Quelle: Jakob Berr

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Blaues Wunder in Giesing

Ein derartig teures Model haben die Sechzger zwar nicht in ihren Reihen, aber dafür sind die Fans um so kreativer. Am neu gestalteten Hans-Mielich-Platz in Untergiesing hatte sich der verantwortliche Architekt nämlichen einen ganz groben Schnitzer geleistet. Er hatte für die Farbe der Parkbänke doch glatt rot auserkoren -  die Farbe des Löwen-Erzfeindes, dem FC Bayern München. Eine Zumutung, schimpften die Fans, bis kürzlich ein paar Unbekannte in der Nacht zum Farbeimer griffen und die Parkbänke kurzerhand umlackierten. Cosa-Nostra-Schriftzüge verwiesen auf die Löwen-Ultras. Das wiederum erzürnte das Baureferat und den Bezirksausschuss. Es wurde Anzeige gegen Unbekannt wegen Sachgeschädigung erstattet. Jetzt sollen die Bänke wieder umgestrichen werden. In welcher Farbe dieses Mal, wird noch entschieden.

Katastrophentourismus Schwabing

Quelle: Beate Wild

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Katastrophentourismus in Schwabing

Seit der Sprengung der Fliegerbombe in der Feilitzschstraße boomt dort der Katastrophentourismus. Immer noch pilgern Münchner zum Krater, um Fotos zu machen und die verkohlte Umgebung zu begutachten. Den Betreiber des Kebap-Laden nebenan freut das: Mit den durstigen und hungrigen Bomben-Pilgern macht der das Geschäft seines Lebens.

S 17

Quelle: Beate Wild

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Schwabinger 17

Die Bombe lag im Übrigen direkt unter der ehemaligen Schwabinger 7, Münchens bekannteste Boazn, die im vergangen Jahr wegen des Neubaus einer Luxuswohnanlage umziehen musste. Gerd "Manila" Waldhauser der Wirt sagte, als er von der Bombe erfuhr: "Offenbar haben wir nicht wild genug gefeiert, sonst wäre sie vielleicht hochgegangen. Das wirft ja fast ein schlechtes Licht auf die 7!"

Damit die Schwabinger auch weiterhin wild feiern können, hat er gleich ums Eck schon wieder eine neue Kneipe eröffnet: die S 17. Sie befindet sich in der Siegesstraße 17, deshalb der Name. Und so schummrig wie sie ist, dürfte sie wunderbar in die Tradition der Schwabinger 7 passen.

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Quelle: Robert Haas

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Empfindliche Nachbarn im Bermudadreieck

Während in Schwabing ständig neue Kneipen aufmachen, scheint es fast, als würden im Glockenbach die Bars nur noch schließen - und zwar aufgrund von Lärmbeschwerden der lieben Anwohner. Im sogenannten Bermudadreieck (für Unbedarfte: das ist im Slang einheimischer Szenegänger die Ecke Müllerstraße/Thalkirchnerstraße) musste gerade die "Unantastbar" wegen des Lärms ihrer Gäste aufgeben. Nun ereilt uns die Nachricht, dass auch die "Blumenbar" nicht weitermacht. Auf der Facebook-Seite des Clubs heißt es: "Viel, viel Ärger hat uns der Laden mit Nachbarn, LBK, KVR und zuletzt dem bayerischen Verwaltungsgericht eingebracht. Nun haben wir uns entschlossen nicht in die Location zurückzukehren."

Der neue Laden, der dort jetzt eingezogen ist, heißt "Soho Teabar". Freitags soll es hier HipHop geben, Samstags House. Wenn Sie uns fragen: Der Name "Soho Teabar" ist ein Omen für den Zustand des Glockenbachviertels.

Herr Hotter Club in München

Quelle: muenchenblogger

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Herr Hotter hottet wieder

Vielleicht sollte man besser in anderen Viertel ausgehen, wenn im Glockenbach schon lauter Spaßbremsen wohnen. Etwa ins "Herr Hotter" in der Altstadt. Der ehemalige Bunker hat schon Anfang des Jahres mehrere Monate als Zwischennutzungsclub das Münchner Nachtleben aufgemischt. Jetzt ist "Herr Hotter" zurück. Wie lange ist noch unklar, die Zeit ist begrenzt. Doch genau das macht einen hippen Laden ja erst so richtig interessant.

Gerner Brücke über den Nymphenburger Kanal

Quelle: RUMPF, STEPHAN

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Die Partybrücke

Das mit den Lärmbeschwerden scheint sich in München allerdings wie ein roter Faden durch die Stadt zu ziehen. Selbst in Nymphenburg, wo sich sonst Fuchs und Hase gute Nacht sagen, soll jetzt eine neue Partymeile entstanden sein. Und zwar genau auf der Gerner Brücke, die den Nymphenburger Kanal überquert. Täglich träfen sich von nachmittags bis in die Nacht hinein "20 bis 80 Jugendliche" an der Brücke, sagt eine Nachbarin. Jawohl, eine Nachbarin. Die Beschwerde einer einzigen Person reicht offenbar schon aus, um das KVR und den Bezirksausschuss in Alarmbereitschaft zu versetzen.

"Da werden Picknickdecken ausgebreitet, da wird wahnsinnig viel Alkohol konsumiert, aus Gettoblastern dröhnt Musik", schreibt die Dame in unzähligen Mails an den Bezirksausschuss. Wenn sie um 18 Uhr nach Hause komme, sei es unmöglich, sich zu entspannen: "Das geht an Körperverletzung."

Als eine SZ-Reporterin sich nachts aufmacht, um eine Geschichte über die pöbelnde Partycrowd zu schreiben, findet sie: nichts. Keine zerbrochenen Alkoholflaschen, keine laute Musik, lediglich ein knutschendes Pärchen. Ach ja, das lauteste sei ein schreiendes Kleinkind gewesen. München, München, wohin soll das noch führen.

Christian Ude

Quelle: oh

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Blofeld Ude?

Ob es damals auch schon so spießig in München war, als dieses wunderschöne Foto unseres Oberbürgermeisters entstand? Das Jahr dieser Aufnahme ist uns leider nicht bekannt, es dürfte aber durchaus schon ein Weilchen her sein. Was tippen Sie? 70er? 80er? 90er Jahre?

Uns fiel dieses Bild neulich zufällig als Autogrammpostkarte in die Hände. Wie Christian Ude da seine Katze streichelt und dann noch dieser fette Ring am Finger, das hat doch schon ein bisschen was vom Bond-Bösewicht Blofeld, oder? Unbekannt ist auch, ob Ude zum Zeitpunkt der Aufnahme schon in der Politik war. Oder war er da noch Anwalt? Oder gar SZ-Redakteur?

Baustelle in der Königinstraße in München, 2012

Quelle: Florian Peljak

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Invasion der Baucontainer

Damals, in den 70er Jahren, als alles noch schön und wild war in München, kannte man auch noch nicht dieses Problem hier: Baucontainer statt Parkplätze. Egal, in welches Viertel man sich derzeit begibt, ob Haidhausen, Neuhausen, Giesing - Schwabing ja sowieso, man muss feststellen, dass die Stadt fast nur noch aus Baustellen besteht. Die dazugehörigen Baucontainer respektive Baumaschinen blockieren ständig eine Vielzahl von Parkplätzen. Für die Anwohner ist das sehr ärgerlich, denn zur Parkplatzsuche muss man bisweilen schon mal eine Dreiviertelstunde um den Block fahren.

Warum so viel aus- und aufgegraben wird, ist indes unklar. Mancher munkelt gar, unser Oberbürgermeister grabe nach einem Schatz. Nun ja, so lange er keine weitere Bombe findet...

Feuerwehr München

Quelle: Screenshot / oh

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Feuerwehrmänner aus Leidenschaft

Apropos Bombe: Seit dem Vorfall in Schwabing sind diese Jungs total angesagt: die Berufsfeuerwehr München. Sie haben auf ihrer Facebook-Seite mittlerweile schon einen regelrechten kleinen Fanclub angesammelt. Knapp 6500 Fans haben sie dort, ihr Slogan ist: "Mit Leidenschaft dabei". Auf dieser Seite haben sie nicht nur abenteuerliche Fotos vom Brand nach der Bombendetonation veröffentlicht, sondern auch Fotos etwa vom Training mit einer Schlange. Der Workshop hieß "Gefährliche Tiere", die Schlangen waren aus der Reptilienauffangstation der Uni. Das Foto erntete 102 Likes und Kommentare wie "Die Schlange ist süß ;-)" und "Respekt Robert!". Finden wir im Übrigen auch.

Nächtliches Verkaufsverbot an Tankstellen

Quelle: dpa

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Alkohol nur für Autofahrer

Haben Sie mitgekommen, dass nach 20 Uhr jetzt nur noch Autofahrer Bier an Tankstellen kaufen dürfen? Klingt komisch, ist aber so. Seit Juni 2012 gilt in Bayern eine neue Regelung, wonach sich auch Tankstellen jetzt an die offiziellen Ladenschlusszeiten halten müssen. Nur noch Reisende, also Autofahrer, dürfen nach 20 Uhr für ihre Verpflegung kleinere Mengen erstehen, beispielsweise zwei Liter Cola oder vier Halbe Bier.

Radler und Fußgänger sind demnach keine Reisenden, egal, wohin sie unterwegs sind. Sie bekommen nach 20 Uhr gar nichts mehr.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Trachtenvogl kocht

Einfallsreichtum beweist der Trachtenvogl in der Reichenbachstraße. Seit Monaten darf das gemütliche Cafe nur mehr noch bis 22 Uhr offen haben - wegen Lärmbeschwerden der Anwohner.

Doch der Trachtenvogl lässt sich damit nicht ins Bochshorn jagen. Derzeit ist bis Mitte Oktober wegen Renovierung geschlossen. Die bestehende Bar wird zur offenen Küche umgebaut. Dann wird im Trachtevogl richtig gekocht. Auf der Speisekarte sollen Gerichte wie Schinkennudeln, Schlutzkrapfen mit Sauerkrautfüllung oder Speckknödelsalat stehen. Wir sind gespannt, ab wann die Beschwerden der Nachbarn wegen Geruchsbelästigung eingehen.

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Quelle: SZ

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Achtung, schwarze Gürteltiere!

Wissen Sie, wer die schwarzen Gürteltiere sind? So werden die Security-Männer auf der Wiesn vom restlichen Personal genannt.

Wer könnte besser über das Oktoberfest Bescheid wissen als eine Wiesn-Bedienung, hat sich wohl Alexandra Resch gedacht und einen Comic über das berühmteste Bierfest der Welt gezeichnet. Seit 13 Jahren arbeitet sie als Bedienung im Hofbräuzelt. Ihre Erfahrungen mit dem Wiesn-Betrieb hat sie in einem Cartoon-Band verarbeitet, der den schönen Titel "Gsuffa!" trägt.

"Klassik am Odeonsplatz" in München, 2012

Quelle: Robert Haas

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Französisch trinken

In Sachen hipper Lifestyle ist München nicht gerade die Spitze des Fortschritts. Auch was Cocktails angeht, hinkt der Bayer auffällig hinterher. Über sein Bier, vorzugsweise in Maßkrügen, geht ihm gar nichts. Einziges Experiment, was er sich hin und wieder gönnt, ist, sein Bier mit Zitronenlimonade zu mischen. Des weiteren halten sich immer noch zwei andere Getränke seit gefühlten 100 Jahren ganz oben: Aperol-Sprizz und Hugo. Wer jetzt leidvoll das Gesicht verzieht, dem sei gesagt, dass damit sicherlich noch lange kein Ende in Sicht ist, wenn man die Trinkgewohnheiten der Einheimischen so betrachtet.

Seit einigen Wochen gibt es jedoch einen Lichtblick. Er heißt Lillet Vive und wird derzeit in angesagten Bars geradezu euphorisch konsumiert. Es handelt sich dabei um einen Aperitif, es gibt ihn in Weiß und in Rosé. Kostenpunkt pro Gläschen: um die 7,50 Euro. Doch das scheint in München niemanden wirklich zu stören.

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Quelle: Robert Haas

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Bier zum Schlecken

Neulich haben wir endlich mal das Bier-Eis vom "Verrückten Eismacher" in Schwabing probiert. Und auch nur, weil der Chef eine Runde geschmissen hat. Man muss schon sagen: sehr gewöhnungsbedürftig. Da trinkt man dann doch lieber sein Augustiner aus dem Glas, als es zu schlecken. Nach dieser Erfahrung verzichten wir darauf die Sorten Käsespätzle, Weißwurst und Wiesnhendl zu testen. Da bleiben wir doch lieber bei den konservativeren Geschmacksrichtungen, die der Mann ebenfalls im Angebot hat: Aperol Sprizz, Hugo oder Moscow Mule.

Reichenbachkiosk

Quelle: Screenshot / oh

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Stärkstes Bier der Welt

Das mit 16 Prozent Alkohol angeblich stärkste Lagerbier der Welt kommt nicht aus München, sondern - und das dürfte für die Münchner Brauereien jetzt extra beschämend sein - aus Franken, genauer gesagt aus Gunzenhausen. Kaufen können es die Münchner aber trotzdem, und zwar im bekanntesten Büdchen der Stadt, dem Reichenbachkiosk. Der macht für das Bockbier auf seiner Facebookseite Werbung mit den Worten: Jemand Bock auf was Starkes?

"Angermaier-Trachten-Nacht" im Löwenbräukeller in München, 2011

Quelle: Robert Haas

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Trachten-Dessous

Die Wiesn naht in großen Schritten, am 22. September heißt es schon wieder: Ozapft is'! Hoffentlich, liebe Damen, haben Sie auch schon ein neues Dirndl in den hoffentlich angesagten Farben der Saison erstanden. Wenn ja, ist das schon mal nicht schlecht. Doch leider ist es damit nicht getan. Die Dirndlträgerin von heute braucht selbstverständlich die richtigen Wiesn-Dessous für darunter. Eine ganze Industrie lebt mittlerweile davon. Sogar ein Billigversandhaus verkauft die passende Trachtenwäsche. Was daran anders ist als bei "normalen" Dessous? Ganz klar: der Push-up-Effekt. Und der Push-up-Preis.

Spruch

Quelle: Beate Wild

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Obacht, lächeln!

Münchens wohl freundlichstes Klingelschild haben wir in der Siegesstraße entdeckt. Dort wird der Besucher aufgefordert: "Tritt ein und lächle ..." Und nein: Es handelt sich hier um kein zwielichtes Etablissement. Es ist einfach nur nett gemeint.

© Süddeutsche.de/sonn
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