Münchner Olympiapark:Es geht auch ohne Fußball

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Das weltberühmte Sportzentrum hat auch ein Jahr nach dem Auszug der Kicker eine Zukunft. Doch um sich als großer Freizeitpark in Europa zu etablieren, wären Investionen von mindestens 50 Millionen nötig - wer das bezahlen soll, ist noch offen.

Birgit Taffertshofer

Olympische Anlagen veröden oft, wenn das große sportliche Ereignis vorbei ist. Im Münchner Olympiapark ist dies nicht eingetreten - und auch ein Jahr nach dem letzten Fußballspiel des FC Bayern zieht die Olympiapark GmbH positive Bilanz. "Es ist nicht so, dass wir in Jubelstürme ausbrechen können, aber der Park lebt", sagte Geschäftsführer Wilfrid Spronk. Etwa vier Millionen Besucher kamen vergangenes Jahr in den Freizeitpark. 375 Veranstaltungen fanden statt. Trotzdem fehlen aber mindestens eine Million Besucher, seit die beiden Münchner Fußball-Vereine vom Olympiastadion in die neue Arena umgezogen sind.

Das Stadion von Günter Behnisch muss dringend modernisiert werden. (Foto: Foto: AP)

Diesen Verlust will man im fast 35 Jahre alten Olympiapark durch neue und modernisierte Angebote ausgleichen. 2008 soll ein Musical-Theater eröffnet werden. Außerdem ist geplant, die Olympiahalle zu sanieren, eine kleinere Mehrzweckhalle zu bauen sowie die Mantelumbauung des Olympiaturms zu erneuern. Dort soll gemeinsam mit der TU München ein Sportmedizin-Zentrum eingerichtet werden.

"Nur Investitionen und Unterhaltsmaßnahmen in Millionenhöhe können die zukunftsfähige Weiterentwicklung des Olympiaparks gewährleisten", betonte der Geschäftsführer der städtischen Tochter Olympiapark GmbH. Wer das finanzieren soll, darüber müsse erst noch diskutiert werden, sagte Spronk. Er stehe allen "seriösen" Lösungen offen gegenüber, allerdings warne er vor langen Verzögerungen. Große Konzertveranstalter hätten ihm bereits signalisiert, nicht mehr zu buchen, sollten sich Infrastruktur und Zulieferwege nicht verbessern.

Allein die Sanierung der Olympiahalle samt Neubau einer kleineren Halle würde zirka 50 Millionen Euro verschlingen - ein für die Münchner Stadtkasse nur schwer zu verdauender Brocken. Bislang war die Olympiapark GmbH allein dafür zuständig, nicht nur Stadion und Hallen mit zahlenden Besuchern zu füllen, sondern auch die spektakulären Gebäude des Architekten Günter Behnisch zu unterhalten. Vor allem dieser Unterhalt kostet die Stadt Millionen. Im vergangenen Jahr wurden gut 21 Millionen Euro investiert, davon zahlte die Stadt 13 Millionen als Zuschuss, berichtete Spronk. Nur etwa acht Millionen erwirtschaftete die Betreibergesellschaft.

Erstmals ohne Fußballgeld

2006 wird das erste Jahr sein, in dem Spronk komplett ohne das Geld der Fußballvereine auskommen muss. Die Klubs hatten jährlich etwa fünf Millionen Euro bezahlt, um im Olympiastadion zu spielen. Spronk hofft, dass die Finanzierungsfragen noch in diesem Jahr geklärt werden. Im Gespräch ist derzeit, dass der Olympiapark unter die Obhut der Stadtwerke kommen soll. Geplant ist, dass der städtische Versorgungsbetrieb den Unterhalt der olympischen Gebäude übernimmt, während sich die Olympiapark GmbH darauf beschränkt, die Bauten mit Leben zu erfüllen.

Vor allem bei den Tourismus- und Freizeitangeboten blieb der Verlust des Fußballs nicht folgenlos: Die Besucherzahlen in Eissportzentrum, Fernsehturm und Schwimmhalle brachen laut Spronk im vergangenen Jahr ein. Auch die Führungen des Besucherservice seien weniger angenommen worden. Neue Attraktionen wie das seit Ostern eröffnete Großaquarium Sea Life, das Kleinfeldfußball-Angebot SoccaFive hätten aber neues Publikum angezogen. Spronk erhofft sich künftig weitere Synergieeffekte von dem neu entstehenden Musical-Theater und der benachbarten BMW-Welt.

Die diesjährige Saison steht im Olympiapark zunächst wieder ganz im Zeichen des Fußballs: Bis zu 20.000 Besucher täglich erwartet die Betreibergesellschaft während der Weltmeisterschaft im Fan-Park. Dort sollen auf einer neun Meter hohen Videoleinwand alle Spiele übertragen werden. Außerdem sind laut Spronk 15 Großveranstaltungen geplant, darunter Konzerte mit Robbie Williams, den Rolling Stones und Bon Jovi. Vom 16. bis 18. Juni treffen sich bei der Weinwelt wieder Weinfreunde im Olympiastadion.

Zum ersten Mal ist auch ein Open-Air-Orchesterkonzert geplant, mit Placido Domingo als Gaststar. Der Höhepunkt im Jahr 2007 soll die Ruder-Weltmeisterschaft werden. Sie wird auf der Olympia-Regattasstrecke in Oberschleißheim stattfinden, die ebenfalls zum Olympiapark gehört.

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