Münchner in Untersuchungshaft:Trainer soll Kinder missbraucht haben

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Die Opfer sind zwischen fünf und 15 Jahre alt: Jahrelang soll ein Mann in einem Münchner Sportverein minderjährige Buben missbraucht haben. Inzwischen sitzt der 29-Jährige in Untersuchungshaft.

Susi Wimmer

Ein 29-jähriger Münchner soll jahrelang in einem Sportverein in Großhadern minderjährige Buben schwer sexuell missbraucht haben. Bislang geht die Polizei von vier Opfern im Alter zwischen fünf und 15 Jahren aus, die weiteren Ermittlungen laufen noch. Der mutmaßliche Täter sitzt nach SZ-Informationen seit Februar in Untersuchungshaft. Neben seiner Tätigkeit im Verein arbeitete der 29-Jährige noch als Erzieher in einem Kindergarten. Auch dort soll er einen Buben sexuell belästigt haben.

Sportvereine, Kindergärten - das sind Stätten, denen Eltern ihre Kinder anvertrauen mit dem Gefühl, den Nachwuchs dort in sicheren Händen zu wissen. Doch ausgerechnet ein Erzieher und Trainer hat offenbar das Vertrauen der Eltern ausgenutzt, um sich an die Kinder heranzumachen, und das - wenn die Vorwürfe stimmen - seit Jahren.

Ein heute 15-jähriges Opfer vertraute sich jetzt seinen Eltern an. Der Junge soll von 2005 bis 2009, also im Alter von acht bis zwölf Jahren, von seinem Turntrainer 17 Mal missbraucht worden sein. Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch will lediglich "ein Ermittlungsverfahren wegen schweren sexuellen Missbrauchs" bestätigen. Ansonsten könne er sich zu den laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Wir sind tief geschockt", sagte der Vorstand des Vereins der SZ. Als man Anfang des Jahres von den Anschuldigungen gegen den Trainer erfahren habe, habe man sich bemüht, offen mit dem Thema umzugehen. Generell habe man im Verein das Thema Missbrauch sehr intensiv behandelt. Seit den Vorfällen im Kloster Ettal gebe es strikte Regeln für den Umgang mit Minderjährigen, etwa, dass immer zwei Betreuer mit den Kindern in der Halle sein müssen.

Immer wieder in der Diskussion ist auch die Frage, ob ehrenamtliche Trainer ein erweitertes Führungszeugnis in einem Verein vorliegen sollten. In diesem Papier werden auch Verurteilungen mit geringen Geld- oder Freiheitsstrafen aufgelistet, sofern es sich um Sexualdelikte gehandelt hat. Im Fall des 29-Jährigen allerdings hätte auch dieser Nachweis die Kinder nicht schützen können, weil er nach Erkenntnissen der SZ bislang noch nicht verurteilt worden war.

Der Mann trainierte Kinder von sechs bis 14 Jahren in einer Schulturnhalle im Westen der Stadt. Zuweilen gab er auch Einzelstunden. Hierbei solle er den heute 15-jährigen Buben in den Geräteraum gelockt und ihn dort missbraucht haben. Auch in seiner Wohnung in Großhadern oder im Freibad soll er sich an dem Kind vergriffen haben.

Der Bub soll nicht das einzige Opfer des 29-Jährigen gewesen sein. Vier Buben hat die Polizei mittlerweile vernommen, der jüngste ist fünf Jahre alt. Die Polizei hat für die Vernehmung von Minderjährigen ein spezielles Zimmer eingerichtet, das mit Spielzeug, Grünpflanzen und versteckten Kameras und Mikrofonen bestückt ist.

Die Kinder wissen von den Aufnahmen, dürfen am Anfang sogar spielerisch nach den Kameras suchen. Die Videoaufnahmen ersparen den Opfern später eine Aussage vor Gericht - und die direkte Konfrontation mit dem Täter.

Ob der 29-Jährige in dem Sportverein noch mehrere Kinder missbraucht hat, recherchiert die Polizei momentan. Vermutlich wird auch mindestens ein Kindergarten in Großhadern Ziel der Ermittler sein: Dort soll der Münchner einen Buben begrapscht haben. Seit September 2011 arbeitete der 29-Jährige dort als Erzieher, bis er rausflog. Vor dieser Tätigkeit soll er noch in einem anderen Kindergarten angestellt gewesen sein.

© SZ vom 25.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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