Mord in Oberschleißheim:Bluttat in der Parksiedlung

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Tatort Oberschleißheim: Vor dem Wohnblock, in dem zwei Tote gefunden wurden, steht die Feuerwehr. (Foto: Florian Peljak)

Ein Mann hat seine Frau am Stutenanger in Oberschleißheim getötet - und dann sich selbst umgebracht. Nach Informationen der SZ fanden die Ermittler in der Wohnung ein Beil und ein Messer. Offenbar hatte der Täter massive psychische Probleme.

Von Alexandra Vettori und Susi Wimmer

Nur das Stromaggregat der Feuerwehr durchdringt brummend die Stille vor dem Haus. In Gruppen stehen die Menschen davor, unterhalten sich gedämpft oder schweigen, geschockt von der Bluttat, die sich nur wenige Stunden zuvor im zweiten Stock eines der gesichtslosen Sechzigerjahre-Hochhäuser am Stutenanger in Oberschleißheim abgespielt hat.

Nach bisherigen Ermittlungen hat ein 48-jähriger Mann mit einem Messer oder einem Beil seine 45-jährige Ehefrau in der Wohnung ermordet, ihr nahezu den Kopf abgeschnitten. Anschließend soll sich der Mann selbst mit einem Messer getötet haben. Nach Auskunft von Polizeisprecher Sven Müller hatte der Täter massive psychische Probleme.

Vor dem Hauseingang Nummer sechs hat die Feuerwehr großräumig abgesperrt und ein rotes Zelt aufgebaut. Hier betreuten Psychologen Verwandte des Ehepaares, nachdem der Bruder der Toten einen Schock erlitten hatte. Das Ehepaar türkischer Abstammung hinterlässt drei bereits erwachsene Kinder. Der Mann sei psychisch krank gewesen, das berichteten am Freitag alle Nachbarn. "Schon ganz lange, seit seiner Jugend", sagte ein Mann.

Auch vier ältere Frauen mit Kopftüchern, die ein Stück weiter auf einer Bank sitzen und den Hauseingang betrachten, erzählen von gesundheitlichen Problemen des 48-Jährigen. "Sonst war er ein guter Mann, aber immer wieder ging es ihm sehr schlecht", sagt eine Frau. Eine Nachbarin fügt hinzu, dass es gerade in jüngerer Zeit viel Streit gegeben habe zwischen dem Ehepaar.

"Es waren nette Leute"

Seit 17 Jahren wohne die Familie hier, erzählt eine andere, "es waren nette Leute". Zwei der Kinder seien schon verheiratet, wohnen ein paar Straßen weiter, nur die Jüngste war noch daheim. Als die 25-Jährige am Freitag gegen 17.20 Uhr nach Hause kam, fand sie ihre Eltern tot im Schlafzimmer. Offenbar war die Wohnung mit Blutspuren übersät, die Ehefrau hatte wohl noch zu flüchten versucht.

Nach Informationen der SZ fanden die Ermittler in der Wohnung ein Beil und ein Messer. Inwieweit es sich dabei um die Tatwaffen handelt, wird noch geklärt. Am Wochenende vernahm die Polizei Familienangehörige und Nachbarn, am Montag will die Mordkommission mit weiteren Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gehen.

Dass die Parksiedlung, wie die Hochhäuser aus den Sechzigerjahren heißen, ein Problemviertel sei, davon wollen die Anwohner hier nichts hören. Ja, hier wohnten Menschen aus vielen Nationen, "aber einen Mord hatten wir hier noch nicht", sagt eine junge Frau. "Im Gegenteil, wir kennen uns und haben eine gute Nachbarschaft." Oberschleißheim wurde 2009 in das Förderprogramm "Soziale Stadt" aufgenommen, weil unter den 4000 Einwohnern der Parksiedlung, ein Drittel der Oberschleißheimer, viele sozial Schwache und Menschen mit Migrationshintergrund sind.

© SZ vom 28.10.2013/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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