Gut ein halbes Jahr nach dem Mord an der Münchner Parkhaus-Besitzerin Charlotte Böhringer ist gegen deren Neffen Anklage erhoben worden. Das hat die Staatsanwaltschaft München I am Mittwoch mitgeteilt.
Der 31 Jahre alte Mann bestreitet, seine Tante am 15. Mai dieses Jahres in ihrer Wohnung beraubt und ermordet zu haben. Er war kurz nach dem Verbrechen festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Für den voraussichtlich langwierigen Indizienprozess hat die Staatsanwaltschaft 62 Zeugen und 7 Sachverständige benannt.
Schweres Zerwürfnis
Die 59-jährige Witwe hatte in einer luxuriösen, mehrere hundert Quadratmeter großen Wohnung über dem Parkhaus in der Baaderstraße gewohnt. Angestellte hatten ihre Chefin vermisst, mit einem Zweitschlüssel die Wohnung geöffnet und die Tote im Eingangsbereich bei der Tür gefunden. Die Witwe war den Ermittlungen zufolge mit einem scharfkantigen schweren Gegenstand erschlagen worden.
Die wuchtigen Schläge trafen sie von hinten und seitlich am Kopf. Die Tatwaffe wurde nicht gefunden. Der Neffe der Frau war festgenommen worden, nachdem er sich bei seinen Aussagen in Widersprüche verstrickt hatte und sein Alibi geplatzt war. Er soll bis dahin ihr "Lieblingsneffe" gewesen sein.
Zeugenangaben zufolge war es im Vorfeld der Tat aber zu einem schweren Zerwürfnis zwischen dem Neffen und seiner Tante gekommen. Sie soll ihm daraufhin Hausverbot erteilt und alle Schlüssel abgenommen haben.
Angeblich soll sich die Millionärin auch mit dem Gedanken getragen haben, ihren Nachlass neu zu regeln. Die Anklageschrift umfasst 71 Seiten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte der Neffe bereits vor dem gewaltsamen Tod der Tante mehrfach Geld aus dem Kassenautomaten ihres Parkhauses entwendet. Die Witwe hatte das Parkhaus von ihrem Mann geerbt.