Mord an Ehefrau:Zu lebenslanger Haft verurteilt

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Menderes K. hat seine Ehefrau erstochen, weil sie für seinen Geschmack zu lange am Computer saß. Jetzt muss er mindestens 15 Jahre hinter Gitter.

Alexander Krug

Er verbirgt das Gesicht in den Händen und schüttelt den Kopf: Menderes K., 36, will es offenbar noch immer nicht wahrhaben, was er getan hat. Dass er seine Ehefrau vor den Augen der drei Kinder umgebracht hat, kaltblütig, brutal und ohne jede Regung, scheint er aus seinem Leben verdrängt zu haben.

(Foto: Foto: dpa)

Richter Manfred Götzl unterbricht seine Urteilsbegründung kurz und spricht ihn direkt an: "Wenn sie hier den Kopf schütteln, dann kann ich daraus nur schließen, dass sie die Konsequenzen ihrer Tat noch immer nicht begriffen haben."

Am Freitag hat das Schwurgericht Menderes K. wegen Mordes an seiner Ehefrau Marion K., 35, zu lebenslanger Haft verurteilt. Vier Tage hatte der Prozess gedauert, vier Tage, an denen der Angeklagte kein Wort der Reue fand. Erst in seinem Schlusswort meinte er: "Mir tut das alles sehr leid, ich wollte sie nicht umbringen."

Fast 18 Jahre hatten Menderes K. und seine Ehefrau zusammen gelebt. Es war, wie das Gericht feststellte, eine Beziehung geprägt von Streitigkeiten, bei denen es auch oft zu Tätlichkeiten kam, "vor allem, wenn Alkohol im Spiel war". Einmal würgte Menderes K. seine Frau, ein anderes Mal schlug er ihr eine Bierflasche über den Kopf.

Für die Strafkammer sind das alles Vorzeichen der Tat, die sich schließlich am 16. Januar dieses Jahres in der Wohnung der Eheleute in Riem ereignete. Wieder gab es aus "nichtigstem Anlass" Streit, diesmal war es die Weigerung der Ehefrau, mit ihrem Mann einkaufen zu gehen. "Sie waren verärgert, weil sich ihre Ehefrau nicht ihren Wünschen unterordnete", so Götzl.

Marion K. saß zu diesem Zeitpunkt am Computer, um im Internet nach einem Kommunionskleid für die neunjährige Tochter zu suchen. Menderes K. saß auf der Couch und trank Bier. Der Streit eskalierte, schließlich drohte Menderes K. mit seinem sofortigen Auszug. Seine Frau stellte ihm daraufhin die Koffer in den Flur, was weitere Beschimpfungen auslöste.

Irgendwann stand Menderes K. auf, ging in die Küche, nahm ein Küchenmesser und griff seine Frau an. Vor den Augen der entsetzten Kinder stieß er sie im Flur nieder, kniete sich auf sie und stach zu. Die beiden 15 und zehn Jahre alten Söhne versuchten vergeblich, ihren Vater wegzuziehen.

Die Tochter warf sich auf die Mutter, um ihr Gesicht zu schützen. Erst als alarmierte Nachbarn hinzukamen, gelang es, Menderes K von seinem Opfer zu trennen. Für die 35-Jährige aber kam die Hilfe zu spät, sie verblutete aufgrund der teilweise 20 Zentimeter tiefen Stichverletzungen.

Das Schwurgericht stuft die Tat als Mord aus "niedrigen Beweggründen" ein. Der Angeklagte habe sich wegen einer "Lappalie" über seine Ehefrau geärgert und beschlossen, sie zu töten. "Sie waren wütend, dass ihre Frau nicht ihren Wünschen nachkam", so der Richter. Trotz der Alkoholisierung sei der Angeklagte voll zurechnungsfähig gewesen.

Die Kammer verzichtete aber darauf, auch noch die "besondere Schwere der Schuld" festzustellen. Menderes K. kann so darauf hoffen, nach Verbüßung von mindestens 15 Jahren hinter Gittern wieder auf Bewährung in Freiheit zu kommen.

© SZ vom 27.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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